Im Shanghai des Jahres 1924 müssen sich die Männer der Untergrundbewegung Anarchists durch ein Netz aus Korruption und Verrat kämpfen. Ihr Ziel ist es, den
japanischen Besatzer durch allerlei illegale Aktionen zu schwächen. Durch ihre blutigen Attentate steigen sie schnell zum größten Feind der brutalen Besatzer auf.
Doch innerhalb der Gruppe herrscht wenig Einigkeit. Jedes der Mitglieder verfolgt eigene Ziele und Interessen, die bei den wenigsten mit der Befreiung von den
verhassten Japanern zu tun haben. Hauptsache man wird für die Aufträge fürstlich entlohnt. So lässt es sich trotz der großen Gefahr, in der man fortwährend schwebt,
ganz gut Leben. Das ändert sich jedoch, als die Gruppe bei einem ihrer neuen Anschläge vom eigenen Auftraggeber verraten wird. Sie werden in einen Hinterhalt
gelockt, bei dem einer der Männer sein Leben lassen muss. Für den Rest geht es jetzt nur noch ums nackte Überleben.
Visuell ist Anarchists zweifelsohne ein schön gefilmtes und prächtig ausgestattetes Big Budget Drama. Doch wer sich auf ein mitreißendes Epos eingestellt hat, der wird
mit Sicherheit enttäuscht werden, da die inhaltliche Seite nicht annähernd das halten kann, was die großangelegte Geschichte zu versprechen scheint. Das Drehbuch
wirkt, dem ein oder anderen gelungenem Moment zum Trotz, relativ lustlos aus dem großen Eposbaukasten entnommen und Stück für Stück wieder zusammengesetzt.
Der eigentlich sehr interessante politische Hintergrund der Geschichte wird dabei lediglich zum Vorwand genommen, die Charaktere in zahlreichen dramatische
Verwicklungen und Actionszenen zu stürzen. Die Möglichkeiten einer eingehenderen Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten dieser Zeit verschenkt Anarchists
dagegen vollständig. Vor der Kulisse der 20er Jahre entwickelt sich stattdessen eine recht simple Gangstergeschichte, wie man sie in ähnlicher Form eigentlich schon
viel zu häufig gesehen hat.
Die völlig verschenkten politischen Aspekte bleiben allerdings nicht die einzige Schwäche, mit der das Drehbuch zu kämpfen hat. Für das angestrebte Epos Flair ist
Anarchists inhaltlich doch ein wenig schwach auf der Brust. Die Folge ist eine relativ wirr erzählte Geschichte, die im Schnellverfahren heruntergespult wird. Der Film
zerfällt dabei in mehrere Einzelepisoden, die jeweils einem der vier Helden gewidmet sind. Leider wirken diese Handlungsstränge oft nur recht lustlos aneinandergereiht
und den Figuren wird dort kaum Zeit zur Entfaltung gegeben. Zum anderen herrscht bei den Charakteren vorwiegend Schwarzweißmalerei vor, was zur Folge hat, dass
die Japaner überaus schablonenhaft und ohne jeden Anflug von menschlichen Zügen, als wilde Tiere gezeichnet werden, die sich für keine Gräueltat zu schade sind.
Ein weiteres Manko stellen in dieser Hinsicht auch die Frauenfiguren dar, denen nicht ausreichend genug Spielzeit eingeräumt wird. Die amourösen Beziehungen der
Helden, mit all ihren tragischen Konsequenzen, können so kaum die beabsichtigte Wirkung beim Zuschauer erzielen. Auf der dramatischen Ebene hat Anarchists
aufgrund dieser zumeist sehr klischeehaften Charaktere kaum etwas zu bieten, das dem Betrachter wirklich nahe geht. Erst in den letzten zwanzig Minuten ändert sich
das grundlegend und die Geschichte wird zusehends mitreißender und gewinnt dadurch auch an Klasse. Anarchists steuert dann in der Folgezeit auf einen gelungenen
Showdown zu, der weder in Sachen Action noch Dramatik Wünsche offen lässt.
In formaler Hinsicht kann der Film hingegen voll und ganz überzeugen. Das Setdesign ist prächtig und die Kamera ist jederzeit dazu in der Lage dies auch in
entsprechend tolle Bilder umzusetzen, so dass zumindest visuell hin und wieder doch noch das angestrebte Epos Flair aufblitzt. Darüber hinaus gibt es noch die
stellenweise richtiggehend mitreißenden Actionszenen zu loben, denen es im Großen und Ganzen gut gelingt, den Zuschauer für die schwache Geschichte zu
entschädigen.
Anarchists ist inhaltlich alles andere als ein perfekter Film, der auch zweifelsohne seine Längen hat. Freunde klassischer Gangsterfilme mit Hang zu blutigen
Feuergefechten sollten hier aber allein schon wegen der hervorragenden formalen Umsetzung einen Blick riskieren.
(S.G.)
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