John ist einer der härtesten Polizisten der Royal Hong Kong Police. Doch seit einiger Zeit hat er gesundheitliche Probleme, die
sich auf seine rechte Hand auswirken und sie zeitweise unbrauchbar werden lassen. Dieses Handicap hätte einem Mann bei einer
Geiselnahme fast das Leben gekostet. John will deshalb seinen Job an den Nagel hängen.
Doch dieses Vorhaben streicht er schnell wieder aus seinem Hinterkopf als er erfährt, daß sein ehemaliger Partner, der ihm einst
das Leben rettete, in Malaysia auf unglaublich brutale Weise ermordet wurde. John übernimmt den Fall und findet, zusammen mit
seinen zwei Kollegen und einem malaiischen Polizisten, auch schnell eine Spur. In ihr Visier geraten der zwielichte Reeder Ho und
der Gangsterboß Ching, die scheinbar gemeinsame Sache machen.
Doch immer wenn die Polizisten der Aufklärung ein wenig näher zu kommen scheinen, wird ihren Zeugen der Garaus gemacht, so
daß John schnell merkt, daß der Einfluß der beiden Verbrecher bis in die obere Polizeispitze reichen muß. Als plötzlich eindeutige
Fotos auftauchen, die den schwulen Ho in eindeutigen Posen zeigen, faßt John einen gefährlichen Plan, der ihm und seinen
Männern auch das Leben kosten könnte.
In unseren Breiten hat sich der brettharte The Big Heat vor allem wegen seines enormen Gewaltanteils schon einen kleinen
Namen machen können. Der Film ist vom Regiegespann Johnnie To und Andrew Kam mit den nötigen Schauwerten inszeniert, so
daß man ihn zumindest als kurzweiliges Vergnügen bezeichnen kann.
Von der inhaltlichen Seite betrachtet ist The Big Heat allerdings kein wirklicher Überflieger. Über eine gewöhnliche und sehr
überraschungsarm erzählte Revengestory kommt er zu keiner Zeit hinaus und läßt gerade in dieser Hinsicht alles vermissen, was
die Produktionen eines Johnnie To heutzutage so sehenswert machen. So bleiben die Charakterzeichnungen auch eher dürftig,
sind aber zumindest in Ansätzen vorhanden. Trotzdem hätte Drehbuchautor Gordon Chan ruhig ein wenig mehr auf das
Privatleben von Cop Waise Lee, der hier zeigt, daß er auch mal in einer Hauptrolle als Sympathieträger überzeugen kann,
eingehen können. Seine Krankheit und die wenigen vorhandenen Sequenzen mit seiner zukünftigen Ehefrau wirken hier leider eher
aufgesetzt und man wird das Gefühl nicht los, als wollte man dem Hauptakteur quasi auf die Schnelle einen menschlichen
Hintergrund und das nötige Charakterprofil verpassen. Der Versuch ist aber in seiner Person auf jedem Fall vorhanden. Fast alle
anderen Protagonisten müssen ohne jeden Anflug von eigener Persönlichkeit auskommen und dienen eigentlich nur dazu mehr
oder weniger blutig ins Gras zu beißen.
So wären wir auch bei der eigentlichen Attraktion von The Big Heat angekommen. Die Actionszenen sind gewohnt superb in
Szene gesetzt, so daß man sich als Betrachter genüßlich zurücklehnen darf. Stellenweise kann man sich hier allerdings eines sehr
grimmigen Eindrucks nicht erwehren. Gefangene werden in jedem Fall nicht gemacht. Statt dessen wird knöcheltief in Blut gewatet
und gewalttechnisch nicht selten einiges auf die Spitze getrieben. Die Schießereien könnten blutiger kaum sein und Körperteile,
seien es nun Köpfe, Beine oder Finger, dürfen sich bei eben diesen Schußwechseln schnell und vor allen Dingen reihenweise von
ihren Besitzern verabschieden, so daß The Big Heat die Schwelle zum Splatterfilm nicht selten überschreitet.
Für alle, die es gerne etwas heftiger mögen, ist der Film wohl der absolut richtige Stoff. Er hat zwar mit einigen Schönheitsfehlern zu
kämpfen, ist aber dennoch ein sehenswerter Actionthriller, der mit Abstand zu den härtesten seiner Zunft gehört.
(S.G.)
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