Eine befreundete Gruppe von Jugendlichen gerät immer wieder in Konflikte mit dem Fußvolk eines mächtigen Mafiabosses. Die Situation eskaliert, als dessen
Schergen die Schwester eines der jungen Männer auf übelste Weise vergewaltigen. Ihr Freund muss dabei zusehen, wie sich einer nach dem anderen über seine
Freundin hermacht. Schwer verletzt kann er sie schließlich ins Krankenhaus bringen, doch von dieser physischen wie psychischen Demütigung wird sie sich niemals
mehr wirklich erholen.
Schließlich beschließen die Freunde sich für diese brutale Tat zu rächen. Sie dringen mit Spielzeugpistolen bewaffnet in die Spielbank des Gangsterbosses ein, um die
Täter dort ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Doch die Jungs überschätzen ihre Fähigkeiten, so dass der Überfall komplett schief geht. Anstatt die Vergewaltiger zu
stellen, kommt es zu einem Handgemenge bei dem sie einen der Gangster erschießen. Als sie vor der Übermacht die Flucht ergreifen, fällt ihnen allerdings eine
Tasche
mit den hohen Einnahmen des Casinos in die Hände.
Verfolgt von den Gangstern jagen sie nun durch die Stadt und geraten so auch ins Visier der Polizei. Der unglaublich brutale Gangsterboss, der mit allen Mitteln das
Geld zurückhaben will, schreckt dabei auch nicht vor den Familien der Jungendlichen zurück. Er fühlt sich sicher in seinen Handlungen, da er den ermittelnden Polizisten
auf seiner Gehaltsliste weiß.
Die Jugendlichen werden nun von Gangstern und Polizei immer mehr in die Enge getrieben und nach und nach empfindlich dezimiert, bis sich ihre Wut schließlich einem
Rachefeldzug gegen den Gangsterboss entlädt.
Bullet Teen beginnt als ernstes Jugenddrama und entwickelt sich dann immer mehr in Richtung eines düsteren Revenge Streifens mit Bloodshed Thematik, der in einem
waffenstarrenden Finale sein Auflösung findet. Die Geschichte, die sich um die großen Gefühle Freundschaft, Liebe und Rache dreht, hinterlässt allerdings einen sehr
unausgereiften Eindruck und hat mit allerlei Glaubwürdigkeitsproblemen zu kämpfen.
Was das Drehbuch im Laufe der Minuten an Melodramatik auffährt, ist dabei fast schon unglaublich und dürfte genug Stoff für drei John Woo Epen bieten. Trotzdem ist
Bullet Teen den Filmen des Bloodshed Meisters qualitativ himmelweit unterlegen. An dramatischen Situationen mangelt es der thailändischen Produktion freilich nicht,
nur funktionieren diese in den seltensten Momenten. Anstatt sich aus der Geschichte heraus zu entwickeln, kommt die Dramatik allein im Zusammenspiel mit
spekulativen Gewalteinlagen auf.
Den nach genreüblichen Schema gestrickten Charakteren bleibt während des gesamten Films nur Zeit zu reagieren aber nicht zu agieren, so dass ihnen der nötige
Freiraum für Entwicklungsmöglichkeiten nicht mal im Ansatz Zeit eingeräumt wird. Vollständig überfordert zeigen sich dabei auch die Darsteller, die ihren Rollen zu keiner
Zeit gewachsen sind. Kaum einem von ihnen will es gelingen, seine Figur mit dem nötigen Leben zu füllen, so dass selbst die anrührigsten Szenen vollständig ins Leere
laufen. Diesen Vorwurf muss man darüber hinaus im gleichen Umfang an Regisseur Poj Arnon weitergeben, der sich mit dem Stoff völlig überfordert zeigt und ihn zu
keiner Zeit wirklich in den Griff bekommt.
Etwas befremdlich ist bei Bullet Teen auch der etwas zu leichtfüßige Umgang mit fast überschäumender Gewalt, der rein spekulative Ziele verfolgt. Während der
brutalen Vergewaltigung am Anfang und in den Szenen, wo die Jugendlichen mitsamt ihren Familien von Gangstern und Polizei förmlich ausgerottet werden, wird der
Film weit über die Maße brutal. Phasenweise macht sich dort eine richtiggehend grimmige Atmosphäre breit, die bei einer inhaltlich so unausgereiften
Kommerzproduktion wie Bullet Teen doch eher unangebracht ist.
Im letzten Drittel wird dieser teilweise menschenverachtende Unterton allerdings wieder völlig in den Hintergrund gedrängt, als verstärkt eine Heldenattitüde Einzug hält,
die dem Film einiges von seiner bisherigen Härte nimmt. Mit den nun folgenden Actionszenen wird Bullet Teen auch zusehends rasanter und sehenswerter. Der Schluss
ist klassischer Heroic Bloodshed und gipfelt in einem blutigen Massaker, dass die Bezeichnung Showdown wahrlich verdient hat. Während dieses Finales, werden die
Kontrahenten förmlich mit Kugeln durchsiebt. Wie in alten Zeiten sinken sie in zeitlupenverstärkenden Posen zu Boden, nur um immer wieder aufzustehen und ihr Leben
dann letzten Endes ganz langsam in den Armen ihrer Geliebten auszuhauchen. Hier erreicht Bullet Teen ohne Zweifel eine gewisse Klasse, die dann doch noch für
einige Schwachpunkte entschädigen kann.
So ist der Film letztendlich eine zwiespältige Angelegenheit. Auf der einen Seite stehen der unausgegorene Inhalt und die nicht mehr zu rechtfertigenden Brutalitäten, auf
der anderen Seite das sehenswerte und unterhaltsame Finale, dass Bullet Teen zumindest zeitweise zu einer lohnenswerten Angelegenheit macht.
(S.G.)
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