Als Dowsawai ihren Freund, einem Soldaten, mit einer Gespielin im Bett erwischt handelt sie ganz kaltblütig, nimmt sich seine Waffe und bringt die beiden um. Sie wird
daraufhin zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt und in ein Frauengefängnis überstellt, in dem eine harte Zeit voller Gewalt und Demütigungen auf sie wartet. Nach
einiger Zeit kann sie sich aber doch gegen alle Anfeindungen durchsetzen und findet schließlich doch Gleichgesinnte unter den Insassen. Diese neuen Freundinnen
geben ihr einen gewissen Halt, um die lange Zeit bis zu ihrer Entlassung ohne größere seelische Schäden zu überstehen.
Nachdem sie ihre Zeit abgesessen hat, will sie sich einen Traum erfüllen, der während ihrer Haft in ihr gereift ist. Gleich nach ihrer Entlassung mietet sie sich in einem
Haus mit angeschlossenem Bordell ein und beginnt ihre Lebensgeschichte in einem Buch zu verarbeiten. Unter den Prostituierten findet sie schnell neue Freunde und
wird immer wieder mit deren Problemen konfrontiert.
Um keine andere Produktion des thailändischen Kinojahres 2002 wurde nur annähernd so viel Wirbel veranstaltet wie um Butterfly In Grey. Der auf dem Tatsachenroman
von Dowsawai Pijitr basierende Film wurde inszeniert von Sananjit Bangsapan (aka Somsak Wongrathpanya), einem der schärfsten Filmkritiker des Landes, der seit
dem Jahre 1973 über 10.000 Kritiken und zahlreiche Kurzgeschichten veröffentlicht hatte. Während seine Kollegen der schreibenden Zunft ihre Erwartungen vor allem auf
die inhaltliche Qualität der Geschichte setzten, fieberte das Publikum eher, den im Vorfeld reißerisch angekündigten, Sexszenen entgegen. Vom vorliegenden
Endergebnis dürften aber beide Gruppen maßlos enttäuscht gewesen sein.
Butterfly In Grey schlägt anfangs auch einen sehr seriösen Grundton an und versucht sich über weite Strecken als ernsthaftes Drama zu verkaufen. Die komplizierte
Rückblendenstruktur des Drehbuchs kann dabei allerdings nicht verdecken, dass der Film inhaltlich einfach viel zu simpel gestrickt ist, so dass der anvisierte Tiefgang
kaum erreicht werden kann. Dem Drehbuch, für das sich Bangsapan auch zum Teil verantwortlich zeigt, fehlt einfach jedwede Substanz. Viele, für das Verständnis der
Geschichte, wichtige Details werden lediglich kurz angerissen, obwohl sie einer ausführlichen Erläuterung bedürften. Die verschiedenen Motivationen der Akteure
werden so für den Zuschauer zu keinem Zeitpunkt wirklich nachvollziehbar.
Zudem gelingt es dem Drehbuch nicht, sich auf ein paar wenige Hauptcharaktere zu beschränken. Stattdessen holt es zum großen Rundumschlag aus und bietet eine
Massenansammlung von Frauen, deren Schicksal nur kurz und ohne jeden Tiefgang angerissen wird. Die Autoren versuchen einfach zu viel in die Geschichte
einzubringen, was letztendlich dazu führt, dass keine der Figuren so etwas wie
Substanz erkennen lässt. Im Laufe der Zeit halten dann immer wieder kleinere Prisen Sex und Gewalt in den Film Einzug, die Butterfly in Grey tief in sleaziges Fahrwasser
abgleiten lassen. Spätestens hier wird wohl niemand mehr etwas mit der Produktion anfangen können. Allen, die sich jetzt ihre Finger nach heißem Sex und bluttriefender
Gewalt lecken, sei gesagt, dass diese Anflüge doch eher zahm ausgefallen sind. Nichtsdestotrotz wirken sie reichlich aufgesetzt, so dass es mit der Seriosität
spätestens hier ein für allemal vorbei ist.
Auch technisch erweist sich Bangsapan, der mit 48 Jahren dieses Regiedebüt feierte, alles andere als versiert. Lieblos reiht er einfach Szene an Szene, ohne dabei je
ein Gespür für Dramaturgie zu entwickeln. Seine Inszenierung ist ideenlos und mitunter auch überaus konfus, was sich in zahlreichen Anschlussfehlern, die dem
Verständnis des Films nicht gerade förderlich sind, bemerkbar macht. Darüber hinaus werden ganze Handlungsstränge komplett fallen gelassen, so dass der
Zuschauer irgendwann zwangsläufig sein verzweifeltes Bemühen aufgeben muss, vielleicht noch einen kleinen Sinn hinter diesem inhaltlichen Wirrwarr zu entdecken.
Ein weiteres Handicap ist auch Bangsapans mangelndes Talent bei der Führung seiner Darsteller, die sich allesamt heillos überfordert zeigen. Mit ihrem lustlosen und
unmotivierten Spiel versetzen sie Butterfly In Grey letztendlich den Todesstoß. So wird man diesem höchst mittelmäßig inszenierten Film mit der Bezeichnung
chaotisches und klischeehaftes Drama wohl am ehesten gerecht.
(S.G.)
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