Cops And Robbers
Hongkong, 1979

Regie:
Alex Cheung Gwok Ming

Darsteller:
Wong Chung, Gam Hing Yin, Teddy Robin Kwan, Phillip Chan Yan Kin, William Ho Ka Kui
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Lee hat es bis heute nicht verkraftet hat, daß ihm wegen seiner Sehbehinderung die Einstellung bei der Polizei verweigert wurde. So hat er sich für die entgegengesetzte Laufbahn entschieden und macht mit zwei Freunden mit kaltschnäuzigen Banküberfällen von sich reden. Die Gruppe geht bei ihren Raubzügen mit unglaublicher Brutalität vor, so daß man schnell Hongkongs Polizei, die auch Opfer in den eigenen Reihen beklagen muß, auf den Fersen hat.

Angeführt von Sergeant Chan, kommt man dem Trio, aber nur unter Zuhilfenahme brutalster Verhörmethoden, langsam aber sicher auf die Schliche. Während der Erstürmung des Gangsterversteckes erschießt Chan dann einen der Kriminellen. Lee hingegen kann nach spektakulärer Flucht entkommen.

In die Enge getrieben rastet der psychisch labile Mann vollständig aus. In seinem gnadenlosen Haß startet er einen brutalen Rachefeldzug gegen Chan und seinen Kollegen Chow und zieht dabei auch deren unschuldige Familien in eine blutige Auseinandersetzung.



Cops And Robbers ist ein sehr gradliniger Polizeithriller aus der goldenen Zeit des Hongkonger New Wave. Das Kinodebüt von Alex Cheung, dem ein Jahr später mit Man On The Brink ein richtiger Klassiker des kantonesischen Copfilms gelingen sollte, überzeugt als überdurchschnittlich spannender Streifen, der nicht gerade zimperlich mit seinen Protagonisten umspringt.

Ganz besonders fällt bei Cops And Robbers auf, daß ihm die Heldenattitüde, der mit A Better Tomorrow sieben Jahre später geprägten Bloodshed Ära, noch in jeder Hinsicht abgeht. Obwohl diese beiden Produktionen nur wenige Jahre trennen, könnten sie formal wie inhaltlich verschiedener kaum sein. Im krassen Kontrast zu den romantisierten Helden eines Woo besitzen die Protagonisten bei Cheung eine ordentliche Portion Tiefgang, sind durch und durch menschlich und agieren fast ausnahmslos nachvollziehbar. Aus eben diesen Eigenschaften bezieht die nicht gerade außergewöhnliche Geschichte dann auch ihren eigentlichen Reiz.

Die fast durchweg nüchterne Erzählweise ist auch die große Stärke des Films. Sie macht nebenbei aber ganz deutlich, warum Cheungs Filme beim Publikum kaum den Status der überstilisierten Heldenepen eines John Woo erreichen, was im übrigen auch für einige andere Produktionen aus dieser Zeit, wie beispielsweise die beiden außerordentlich gelungenen ersten Teile der Long Arm Of The Law Reihe, gilt. Obgleich diese Filme ganz zurecht einen Klassikerstatus innehaben, leben sie doch alle von ihren meist sehr sachlichen Milieuschilderungen. Ein Realismus der sich dabei auch auf die Gewaltebene transportiert und diese Szenen mitunter unglaublich drastisch und unangenehm wirken läßt. So lassen sie auch das Spektakuläre vermissen, daß beispielsweise Woos Filme zu Unterhaltungswerken werden läßt und das ist beileibe nicht das, was ein großes Publikum unter dem Begriff Entertainment versteht.

Cheung hingegen hält seine fast sachliche Erzählweise von Anfang bis Ende konsequent durch. In den letzten Minuten steht allerdings auch der klassische Kampf Mann gegen Mann im Mittelpunkt, doch lassen sich hier ebenfalls kaum Gemeinsamkeiten zu den typischen Hero Movies späterer Jahre ausmachen. Zwar ist der Showdown auch nicht ganz frei von spekulativen Elementen, doch wenn sich der junge unerfahrene Cop und der psychopathische Killer gegenüberstehen, wächst der "Held" nicht im eigentlichen Sinne über sich hinaus. Es ist vielmehr die eigene Angst und das durch seine Unerfahrenheit bedingte Ungeschick, die ihm die überraschende Möglichkeit eröffnen als Sieger aus diesem ungleichen Duell hervorgehen zu können.

Was Cops And Robbers darüber hinaus noch sehr interessant werden läßt, ist daß Cheung weitestgehend auf die übliche Schwarzweißmalerei bei den Figuren verzichtet. Sicherlich ist sein Killer ein richtiger Psychopath, der kaum gutes im Schilde führt, doch auch die Polizisten sind weit davon entfernt als wirkliche Waisenknaben durchzugehen. Um ihre Ziele durchzusetzen ist ihnen fast jedes Mittel recht, so daß sie sich in ihren Methoden kaum von dem Vorgehen der Gangster unterscheiden. Cheung macht in diesem Zusammenhang in einigen, teils amüsanten Einstellungen ganz deutlich, daß sich die Polizei nicht unbedingt großer Beliebtheit bei Hongkongs Bevölkerung erfreut. In seiner Verantwortung als Drehbuchautor geht er sogar noch weiter und wagt die These, daß es schlicht und ergreifend ein Zufall ist, ob ein Mensch nun den Weg als Gangster oder Polizist beschreitet. Ganz besonders deutlich wird dies schon in der gelungenen, mit einem aussagekräftigen Canto Pop Titel unterlegten, Anfangssequenz, in der eine Gruppe Kinder dem weltweit beliebten Räuber und Gendarm Spiel frönt.

Ein anderer Gesichtspunkt der in eben diese Richtung zielt, ist die Person des schielenden Killers, der eigentlich für sein Leben gerne ein Cop wäre. Seine Behinderung bildet, auch wenn das zunächst einmal albern klingen mag, für den Verlauf des Films den vielleicht wichtigsten Aspekt und den eigentlichen Ausgangspunkt für die bevorstehende Tragödie. Ganz nebenbei macht sie diesen Mann aber auch noch zu einem wirkungsvollen und richtig furchteinflößenden Psychopathen.

Cops And Robbers ist, wenn auch insgesamt sehr nüchtern, ein überaus gelungener Film, der das Kunststück vollbringt, fast völlig auf melodramatische Momente zu verzichten und trotzdem als mitreißende Unterhaltung durchzugehen. Die Klasse von Man On The Brink erreicht Cheung hier zwar noch nicht ganz, trotzdem sollte man diesen Film unbedingt gesehen haben.

(S.G.)

In Association with YesAsia

 

   

   

   

 

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