Lin Wu wurde auf Bewährung aus dem Knast entlassen, nachdem er einen Teil seiner langjährigen Haftstrafe wegen eines Triadenmordes abgesessen hat. Auf den
inzwischen geläuterten Exgangster wartet draußen eine völlig Fremde Welt. Seine Frau hat wieder geheiratet und verschweigt dem Sohn die Existenz des Vaters. Lin Wu
merkt, dass seine Familie endgültig der Vergangenheit angehört und beginnt ein neues Leben.
Er versucht es mit harter Arbeit in einer Fabrik. Seine Kollegen wollen den Eigenbrödler allerdings zunächst nicht akzeptieren. Doch dann rettet er einem von ihnen, bei
dem Triaden vergeblich Spielschulden eintreiben wollen, das Leben und wird dabei selbst verletzt. Von jetzt an scheint sich für Lin Wu alles gut zu entwickeln. Nebenbei
verliebt er sich noch in Lee, die eine fahrbare Kantine betreibt und allein mit ihrer kleinen Tochter lebt.
Doch dann legt sich ein weiterer seiner neuen Freunde mit den Triaden an. Es ist wieder Lin Wu der eine Eskalation verhindert. Jetzt erst bemerkt er allerdings, dass es
sich dabei ausgerechnet um die Gangster handelt, für die er einst arbeitete. Als deren Bosse erfahren, dass Lin Wu wieder auf freiem Fuß ist und sich immer wieder in
deren Angelegenheiten einmischt, kommt es zur Katastrophe. Sie vermuten, dass er selbst eine Gruppe von Gangstern um sich versammelt hat, um ihnen ihr Territorium
langsam streitig zu machen. Das wollen sie mit allen Mitteln verhindern.
Was von der Aufmachung des Covers auf einen typischen Bloodshed-Streifen seiner Zeit schließen lässt, entpuppt sich schnell als lupenreines und raues Drama, dass
recht kurzweilig, wenn auch nicht sonderlich tief schürfend, unterhalten kann. Lediglich beim Finale greift der Regisseur mal schnell in die Bloodshed-Kiste und die
Knarren werden hervorgeholt. Im Falle von Fatal Recall erweist sich das allerdings als nicht sonderlich glücklich, da der Film ohne seine Actionelemente wahrscheinlich
deutlich besser dastehen würde.
Die Geschichte, um einen gestrauchelten Exgangster, der nach seiner Haftentlassung wieder in eine Spirale aus Gewalt und Verbrechen gerät, ist absoluter
Genrestandard und hat auch keinerlei neue Sichtwinkel auf das Thema zu bieten. Regisseur Choi Yeung Ming, dessen Filmographie unter anderem eine
Zusammenarbeit mit Chang Cheh (Police Force) schmückt, versucht die Geschichte zwar etwas tief greifender, als in Hongkong normalerweise üblich, anzugehen,
verliert sich dabei jedoch schnell in den altbekannten Gangsterklischees, die den Film zumeist sehr oberflächlich bleiben lassen. Für viel Auflockerung sorgt dabei
allerdings die sich entwickelnde Liebesbeziehung zwischen Wu und Lee, die mitunter sehr charmant und witzig umgesetzt ist. Je mehr Raum dieser Nebenschauplatz im
Film einnimmt, desto besser wird auch Fatal Recall. Aber diese gelungenen Momente können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Rest der Geschichte eher
oberflächlich bleibt.
Positiv fallen insbesondere die beiden Hauptdarsteller auf, die ihre Sache sehr ordentlich machen. Alex Man ist gut in seiner Rolle als geläuterter Gangster, der immer
wieder mit dem Leid konfrontiert wird, das er aus seiner Zeit als Triade zu verantworten hat. Es gelingt ihm dabei ganz gut, seinem Charakter eine gewisse Ambivalenz zu
verleihen. Obwohl Wu ein durchaus freundlicher Mensch ist, hat er sich doch nicht immer im Griff und ist dann, wenn es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommt,
nahe an der Grenze zum Jähzorn. Das ist von einer fesselnden Charakterstudie zwar alles noch weit entfernt, doch letztendlich deutlich mehr, als man von solch einem
Film in der Regel erwarten darf. Ebenfalls sehenswert ist auch Tien Niu, die in ihrer Rolle als Wus Loveinterest sehr witzig und überaus sympathisch rüberkommt.
Die spärlichen Actionelemente spielen bei Fatal Recall eher eine untergeordnete Rolle und wirken gerade in den letzten Minuten nur aufgesetzt. Entweder ist dem Autor
mal wieder keine bessere Auflösung für seine Geschichte eingefallen oder diese Szenen sind lediglich als Zugeständnis an den Zuschauergeschmack dieser Zeit zu
verstehen. Sie sind jedenfalls ziemlich unnötig und der Qualität des Films eher abträglich. Die erste Hälfte beschränkt sich dabei auf ein zwei kurze Prügeleien und damit
hat es sich dann auch. Lediglich das schnell herunter gespulte Finale wird mit den obligatorischen Schusswaffen ausgetragen, gibt inszenatorisch aber weder in Sachen
Eleganz noch Rasanz etwas her. Überraschend ist hier allerdings der Ausgang des Showdowns, der mit einem typischen Bloodshed Finale nicht viel zu tun hat.
Trotzdem kann das ungewöhnliche Ende nicht verschleiern, dass diese letzten Minuten kaum mit dem Rest des Dramaplots harmonieren wollen. So hat Fatal Recall
zwar durchaus gute Ansätze zu bieten, die vom konventionellen Drehbuch allerdings immer wieder verschenkt werden.
(S.G.)
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