Michelle Reis gibt hier eine eiskalte Killerin, die aus ihrem Job aussteigen will. So nimmt sie sich ein Zimmer in einem kleinen Hotel
auf der Insel Lantau. Schon sehr bald
verliebt sie sich in den charmanten, wenn auch etwas einfältigen Hotelbesitzer. Doch das Glück der beiden Frischverliebten währt
nicht lange, denn schnell wird Michelle
wieder von ihrer Vergangenheit, in Form einer resoluten Killertruppe, eingeholt.
Raymond Lee kann man in die Riege der Regisseure einordnen, die zwar nie herausragendes Kino produzieren, deren
Arbeiten aber dennoch immer einen enormen
Entertainmentwert und formale Kompetenz aufweisen können. So ist auch The Other Side Of The Sea ein durchweg unterhaltsamer
Bloodshed-Streifen geworden, der
zwar immer den Genrekonventionen verpflichtet ist, es aber dennoch schafft sich inhaltlich ein wenig von der Masse abzuheben.
Lee gelingen, durch seine sehr souveräne Regieführung, einige wirklich atmosphärische und einfühlsame Szenen, die den Film
nicht so lieblos wie viele andere
Genrevertreter wirken lassen. Das liegt hier vor allem daran, daß er das sattsam bekannte Killer-Thema mit einer Frau variiert, die
von Michelle Reis selbst in den
Actionszenen immer glaubhaft verkörpert wird. Zudem nimmt sich Lee anfangs sehr viel Zeit die Personen in die Geschichte
einzuführen und ihre Charaktere zu formen.
Auch wenn es ab und an mal zu pathetisch wird und die Story insgesamt doch etwas konstruiert wirkt, ist sie relativ facettenreich
angelegt und um einiges tiefgreifender
als üblich. Vor allem konzentriert er sich dabei stark auf die sich zwischen Michelle Reis und dem Hotelbesitzer langsam
entwickelnde Romanze, die sehr glaubhaft und
liebevoll erzählt wird, so daß das obligatorisch tragische Ende hier um so ergreifender wirkt.
Erst in der zweiten Hälfte beginnt die Geschichte sich von einer atemberaubenden Schießerei zur nächsten zu hangeln. Dabei
gleitet Lee die Story ein wenig aus den
Händen und sie verliert stark an Glaubwürdigkeit. Doch dem Unterhaltungswert tut das letztendlich keinen Abbruch, da hier ein
Feuerwerk an erstklassigen Actionszenen
abbrennt, das von einigen blutigen und wirklich perfekt inszenierten Shoot Outs gekrönt wird.
The Other Side Of The Sea hat definitiv seine Schwachpunkte, doch die wirken hier insgesamt nicht so störend wie bei vielen
anderen Produktionen. Für neunzig Minuten
anspruchslose Unterhaltung dürfte somit in jedem Fall gesorgt sein.
(S.G.)
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