Fahrradpostbote Sawaki verteilt eines Abends die Post in seinem Bezirk. Dabei stellt er einen Brief zufällig seinem ehemalige
Mitschüler Noguchi zu. Sawaki stellt bei
dieser Begegnung fest, daß er seinem Beruf schon lange überdrüssig ist, denn er ist vom Job seines alten Klassenkameraden
fasziniert. Noguchi ist inzwischen Yakuza
geworden und hatte sich gerade als Sawaki bei ihm klingelte einen Finger abgeschnitten, den er seinem Boß aus Reue
überbringen will, da er einen Fehler begangen
hatte. Wie es der Zufall will, trullert dieser Finger in die Posttasche Sawakis und ist fortan verschwunden. Eine doofe Situation für
Noguchi, dem nur vergeben werden
kann, wenn er den Finger auch bei seinem Boß abliefert.
Nach Beendigung seines Arbeitstages fängt Sawaki an über sein sinnloses Leben nachzudenken. Er entleert die noch volle
Posttasche und fängt an die Briefe zu lesen.
Allerdings sieht er weder Noguchis Finger noch das kleine mit Drogen gefüllte Paket, daß der ihm ohne sein Wissen in die Tasche
gesteckt hat. Beim Lesen stößt er
dann auf einen Abschiedsbrief der an Krebs erkrankten Sayoko. Er beschließt die zum Tode geweihte im Krankenhaus zu
besuchen. Wie das Leben so spielt, verlieben
sich die beiden ineinander. Doch Sawaki ahnt nicht, das die Polizei, die Noguchi rund um die Uhr beschattet hat, ihm von nun an
auf den Fersen ist, da sie ihn für einen
Drogenkurier hält.
Auf dem Dach des Krankenhauses lernt er den ebenfalls todkranken Profikiller Joe kennen. Dieser erzählt ihm aus seinem Leben.
Sein größter Traum war es den
Ausscheidungswettbewerb der King Of Killers zu gewinnen. Jetzt wartet er auf die Nachricht über sein Abschneiden beim
Wettbewerb. Für die völlig überforderte Polizei,
die ihn bei all diesen Treffen beschattete, avanciert Sawaki mittlerweile zum Staatsfeind Nr. 1. Zuerst hält man ihn für einen
Bombenleger, der das Krankenhaus in die Luft
jagen will. Doch ein Psychologe stellt glasklar fest, bei ihm kann es sich nur um einen psychopathischen Serienkiller handeln.
So begibt sich ein riesiges Polizeiaufgebot auf die Suche nach dem Massenmörder Sawaki. Doch dieser bekommt von all dem
rein gar nichts mit. Er will einfach nur
seine Geliebte treffen, mit der er sich verabredet hat. Vorher muß er aber noch Noguchi seinen Finger zurückgeben und Joe
seinen lang erwarteten Brief zustellen.
Beides hat er in seiner Posttasche gefunden.
An dieser Beschreibung sieht man schon, daß die Story von Postman Blues etwas komplizierter ist. Doch Regisseur Sabu gelingt
es am Ende mit großem Geschick, all
die kleinen Geschichten zu einem wunderbaren Ganzen zusammenlaufen zu lassen.
Diese völlig durchgeknallte aber dennoch sehr liebenswerte Geschichte gehört zum abgedrehtesten, was je eine Kinoleinwand
gesehen hat. Postman Blues überzeugt
aber nicht nur durch seine brillanten Einfälle und unglaublich komischen Situationen, wie z.B. der Wettstreit der besten Killer der
Welt, bei dem auch Leon und Brigitte Lin´s
Charakter aus Chungking Express teilnehmen, sondern auch durch eine ausgiebige und liebevolle Charakterisierung der Figuren.
Sabu nimmt sich z.B. viel Zeit, die sich
zwischen Sawaki und Sayoko langsam entwickelnde Liebesgeschichte eingehend zu beschreiben. Der Film hält so perfekt die
Waage zwischen ruhigen Momenten und
Tempoausbrüchen und hängt zu keiner Sekunde durch, denn trotz seiner vielen, teilweise schon bedächtigen Momente verfügt
Postman Blues nicht nur in den tollen
Actionszenen über eine enorme Rasanz.
Vergeßt die Tour De France, denn wer hätte jemals gedacht, daß ein Film übers Fahrrad fahren so spannend und umwerfend sein
könnte. Grelle Gags, perfektes Timing
und eine formal beeindruckende Umsetzung machen Postman Blues zu einem echten Highlight.
(S.G.)
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