Detective Chul Jung ist im Job ein richtiger Loser, der auch mal den ein oder anderen Schein von der Mafia einsteckt und noch keinen einzigen Fall gelöst hat. Zu allem
Überfluss muss der ziemlich heruntergekommene Cop noch mit eigenen Augen ansehen, wie sich sein Partner, gegen den gerade intern ermittelt wird, die Birne
wegschießt. Das sorgt nicht gerade für gute Laune beim ohnehin leicht reizbaren Polizisten.
Etwa zur gleichen Zeit. Gyu Hwan, ein erfolgreicher Geschäftsmann, dem bisweilen aber mal die Sicherungen durchbrennen, legt sich mit einem Taxifahrer an und
zermanscht dessen Rübe wenig später mit einem Backstein. Er hat es auch nicht leicht. Das Vermögen seines Vaters hat er gerade in ein vielversprechendes Projekt
investiert, dass noch erfolgreicher wird als eigentlich gedacht. Der Profit aus diesem Geschäft würde ihn zu einem steinreichen Mann machen, wenn sein Vater nicht
plötzlich das Geld von ihm zurückfordern würde. Für Gyu Hwan wäre das eine Katastrophe, so dass er mal wieder einen seiner Ausraster bekommt und kurzerhand Vater
und Mutter im wahrsten Sinne des Wortes niedermetzelt.
Er hat allerdings nicht mit Chul Jung gerechnet, der gerade mit einem nächtlichen Beschattungsauftrag bedacht wurde und mit Gyu Hwan nur Minuten nach dessen Tat
zufällig zusammenstößt. Es kommt zum Handgemenge, bei dem der Geschäftsmann den Polizisten mit dem Tatmesser am Auge verletzt, so dass er unerkannt
entkommen kann. Als der Cop am nächsten Tag an den Ort des Verbrechens gerufen wird erinnert er sich natürlich an den seinen nächtlichen Zusammenstoß der nur
unweit des Tatorts passiert war.
Natürlich muss Chul Jung die Todesnachricht der Eltern auch dem Sohn überbringen. Als er Gyu Hwan dann so gegenübersitzt bemerkt er einige komische
Verhaltensweisen und kürt den Mann zu seinem Hauptverdächtigen. Der entpuppt sich allerdings als gerissener Gegenspieler und begeht einen weiteren Mord, um von
seiner Person abzulenken. Die Polizei glaubt nun es mit einem bestialischen Serienkiller zu tun zu haben. Chul Jung hingegen, dem die Arroganz von Gyu Hwan
langsam aber sicher auf den Sack geht, hat ganz andere Ansichten bezüglich des Falles.
Wie besessen von seiner Theorie, dass nur Gyu Hwan der Mörder sein kann ermittelt er weiter. Mit seinen rauen Methoden ist er bei dem einflussreichen
Geschäftsmann allerdings an den Falschen geraten, so dass er letztendlich zur Verkehrspolizei versetzt wird und wieder Strafzettel verteilen muss. Nun sieht der
gewalttätige Cop endgültig Rot und beginnt auf eigene Faust weiterzuermitteln.
Durch seine Produktionsfirma Cinema Service ist Kang Wu Seok in den letzten Jahren zu einem der einflussreichsten Köpfe in der koreanischen Filmindustrie
aufgestiegen. Neben seiner Produzententätigkeit nimmt er sich aber auch immer wieder Zeit um eigene Regieprojekte zu verwirklichen.
Sein aktuelles Werk, ein typischer Hardboiled Thriller mit dem Titel Public Enemy, wird zwar von reichlich ultracoolen Charakteren bevölkert, doch inhaltlich kann er nur
wenig Originalität versprühen. Der Standardplot um einen abgewrackten Cop, wunderbar verkörpert von Sol Kyung Gu, der mit allen unerlaubten Mitteln einen schwer
gestörten Geschäftsmann, Lee Seong Jae, völlig gegen den Strich besetzt und ebenfalls glänzend, zur Strecke bringen will, hält dabei kaum Überraschungsmomente für
den Zuschauer bereit. Bemerkenswert ist allerdings, dass es Kang trotz alledem hervorragend gelungen ist, ein Höchstmaß an Unterhaltung aus diesem altbekannten
Thema herauszuholen.
Es sind vorwiegend die kleinen Details, die seinen Film wohltuend von ähnlichen Produktionen abheben. Ganz besonders auffällig wird dies bei den beiden
Hauptprotagonisten. Ein klassisches Gut- gegen Böse-Muster findet man bei Public Enemy überhaupt nicht. Als Sympathieträger im eigentlichen Sinne taugt wohl keiner
der beiden Männer. Der Cop ist ein beruflicher Versager und asozialer Schläger, der auch mal in die eigene Tasche wirtschaftet, und der erfolgreiche aber noch
wesentlich psychopathischere Geschäftsmann lässt mit sichtlichem Gusto sogar die eigenen Eltern über die Klinge springen. Beides also alles andere als liebenswerte
Zeitgenossen, so dass es dem Zuschauer letztendlich nicht einfach gemacht wird, einen der Männer zu seinem Helden zu küren.
Für die Zeichnung dieser beiden Charaktere nimmt sich Kang anfangs auch ausgiebig Zeit. Beide Persönlichkeiten werden mit all ihren psychischen Macken langsam in
die Geschichte eingeführt, was den Charakteren zwar durchaus eine gewisse Tiefe verleiht, den Film so aber auch auf eine Laufzeit von etwas ausufernden 140 Minuten
bringt. Bei einer schon dermaßen oft durchgekauten Thematik ist das doch etwas des Guten zuviel, gerade auch weil einige Handlungsstränge nicht sonderlich
befriedigend weitergeführt bzw. aufgelöst werden. Neben diesen üblichen Logiklöchern werden die größten Schwächen des Drehbuchs aber bei dem von Sol Kyung Gu
verkörperten Polizisten deutlich. Im Gegensatz zum Mörder, der ein klares Ziel vor Augen hat, bleiben seine Handlungen stellenweise nur schwer nachvollziehbar. Es
wird nie klar, warum sich der ansonsten so wenig dienstbeflissene Cop ausgerechnet in diesen Fall so hineinsteigert und einen derart persönlichen Hass auf den Täter
entwickelt, dass er dafür sogar seinen Job aufs Spiel setzt.
Letztendlich überwiegt der Unterhaltungsaspekt trotz dieser Schwächen aber doch ganz deutlich und Public Enemy funktioniert immer noch außerordentlich gut. In erster
Linie lebt der Film auch weniger von der eigentlichen Handlung, als von den liebevoll gezeichneten Charakteren. Wirklich hervorragend sind hier aber vor allem die
pointierten und überaus spritzigen Dialoge, die es mehr als in sich haben und für zahlreiche Lacher gut sind. Wo es nur geht versprüht Public Enemy extrem
schwarzhumorigen Situationswitz, gleitet dabei aber nur selten in den niveaulosen Bereich ab. Letztendlich macht das alles dermaßen viel Spaß, dass man getrost über
die Drehbuchpatzer hinwegsehen kann.
Ein weiterer Aspekt der viel zum Gelingen von Public Enemy beiträgt, sind auch die sehenswert umgesetzten Actionszenen, zumeist Schlägereien. Immer wenn ein
wenig Leerlauf droht, bricht der gewaltverliebte Cop die nächste Prügelei vom Zaun, bei denen die Protagonisten aufeinander einhauen, als gäbe es kein Morgen.
Obwohl auch diesen Szenen immer eine Prise Ironie beigemengt wurde, sind sie stellenweise doch recht blutig umgesetzt. Ganz besonders gilt dies auch für die Morde,
die vor krasser Brutalität nur so strotzen.
Für Freunde der etwas leiseren Töne ist Public Enemy so sicherlich der falsche Film. Wer allerdings nach einer gehörigen Portion Coolness, gepaart mit einem Schuss
schwarzen Humor und krassen Gewaltausbrüchen verlangt, der ist hier an der richtigen Adresse.
(S.G.)
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