Die junge Ärztin, Ivy, wird eines Nachts Opfer einer Vergewaltigung. Ohne erkannt zu werden, können die beiden Täter ungestraft
entkommen. Durch
diesen Vorfall verändert sich natürlich auch das Leben der attraktiven Frau. Zuerst geht ihre Beziehung, die eigentlich kurz vor der
Hochzeit stand,
mit einem Kollegen in die Brüche und dann bekommt sie auf Grund der ganzen psychischen Belastung noch unerwartete
berufliche Probleme.
Als der schwerverletzte A Lung mit einer Kopfwunde ins Krankenhaus eingeliefert wird, handelt sie zu spät, so daß dieser
bleibende Schäden behält.
Daraufhin kündigt sie ihren Job und verläßt die Großstadt in Richtung ländlicher Idylle.
Nach einigen Monaten läuft sie dort A Lung über den Weg, der sich natürlich nicht an ihre kurze und für ihn sehr folgenschwere
Begegnung erinnern
kann. Ivy´s Erinnerungen sind dafür um so frischer. Von Gewissensbissen geplagt, kümmert sie sich rührend um den Mann, der in
seinem Dorf wegen
seiner Behinderung von allem und jedem schikaniert wird. Auch seine Familie, vor allem die Mutter, macht ihm das Leben zur
Hölle. Doch A Lung
erträgt all diese Verunglimpfungen mit einer stoischen Gelassenheit und Lebenslust, die Ivy begeistert.
Schon nach kurzer Zeit beginnt ihre Therapie bei A Lung Wirkung zu zeigen, so daß dieser sich langsam aber sicher voll zu
regenerieren scheint.
Nach und nach kommt Ivy aber auch dahinter, daß der so liebenswerte Mensch A Lung vor seinem Unfall alles andere als
gutmütig war. All die
Abneigung die ihm in seiner Familie entgegen schlägt, ist mit einer furchtbaren Tat zu verbinden, die er im Auftrag der Triaden
begangen hatte und
die auch zu seinem schweren Unfall führte. Doch Ivy ist wie gefangen von dem Charme des Mannes und ganz langsam wird aus
ihrer einmaligen
Freundschaft eine große Liebe.
Nach seiner vollständigen Heilung kehrt Ivy wieder nach Hongkong zurück, wo sie fortan wieder als Ärztin arbeitet. Irgendwann
folgt ihr auch A Lung
und die beiden verbringen eine überglückliche Zeit miteinander. Doch als ihm eines Tages von einem Triadenboß ein Killer auf
den Hals geschickt wird,
wird A Lung von seiner dunklen Vergangenheit wieder eingeholt und die Liebe auf eine harte Probe gestellt. Konfrontiert mit den
brutalen Taten
seines früheren Charakters ist er zutiefst erschüttert. Aber das Leben soll noch schwerwiegendere Ereignisse für A Lung und Ivy
bereit halten, die
ihre große Liebe in eine unausweichliche Katastrophe steuern läßt.
Auf Grund der beiden Sleaze- und Sexfilm erprobten Hauptdarsteller wird man Scarred Memory wohl im vorhinein gleich dem mal
eher verruchten Cat.
III-Genre zuordnen. Weit gefehlt, denn es handelt sich hierbei vielmehr um ein äußerst gelungenes Drama, als um eine weitere
typische Horror- oder
Sleazeausgeburt aus Hongkong.
Scarred Memory hat weder übernatürliche oder großartig splatterige Momente zu bieten, noch ist er übermäßig spannend.
Trotzdem versteht er es
geschickt die verschiedensten Genreeinflüsse auf sich zu vereinen. Durch die Art der Inszenierung, einige albtraumhafte und sehr
wirkungsvolle
Sequenzen läßt er sich so auch stellenweise dem Horror- bzw. Psychothrillergenre zuordnen. Regisseur Raymond Leung bietet
dem Zuschauer
jedenfalls eine ausgefallene Mischung, die es außerordentlich in sich hat. Aus den Zutaten Horror, Thriller und einer großen Prise
Liebesdrama formt
er ein höchst schmackhaftes und überzeugendes Ganzes, dem es vorzüglich gelingt, den Zuschauer völlig für sich einzunehmen.
Neben dieser wirkungsvollen Inszenierung sollte man aber ganz besonders das ungewöhnlich ausgefeilte Drehbuch, daß großen
Wert auf realistische
und intensive Charakterzeichnungen legt, hervorheben. Es bleibt zu jeder Zeit bodenständig, so daß die Beziehungen zwischen
den Protagonisten nie
ihre glaubhafte und nachvollziehbare Note verlieren. Um so heftiger prasselt dann auch der bitterböse (Fast-)Endtwist auf den
Zuschauer ein, der
der Geschichte einen enorm bitteren Nachgeschmack verleiht. Ohne in dieser Hinsicht zuviel verraten zu wollen, ist dieses Ende
ganz schön harter
Tobak. Scarred Memory baut bergeweise Sympathien für die Darsteller auf, um dann nur mit einer kurzen Wendung das gesamte
Kartenhaus der
Gefühle in sich zusammenstürzen zu lassen. Das wirkt sich nicht nur auf den Gemütszustand der sympathischen Charaktere aus,
sondern hinterläßt
auch einen irritierten Zuschauer, der an diesem völlig unerwarteten, aber auch glaubhaften Ende gewaltig zu knabbern haben
dürfte. Lediglich der
Grundkonstellation der Geschichte kann man vorwerfen, daß sie vielleicht etwas zu weit hergeholt ist. Doch insgesamt hält sich
auch dies immer
noch im vertretbaren Rahmen und trübt das positive Gesamtbild in keiner Weise.
Neben der vorzüglichen Geschichte lebt der Film aber auch von seinen guten Darstellerleistungen. Veronica Yip liefert eine für
ihren Background
erstaunlich reife Vorstellung ab und auch Simon Yam präsentiert sich in absolut bestechender Form. Er brilliert in der Rolle von
Yip´s geistig etwas
zurückgebliebenen Love interest und liefert eine sehr mitreißende und einfühlsame Darstellung fernab seiner sonstigen
Rollenklischees.
So kann Scarred Memory dank erstklassiger Darsteller und einem fintenreichen Drehbuch auf ganzer Linie überzeugen. Für alle,
die einmal über den
Tellerrand der ausgetretenen Genrepfade hinausblicken möchten und auch akzeptieren können, das man blankes Entsetzen nicht
nur durch Brutalität
und Horroreffekte, sondern ebenso durch eine intelligente Geschichte erzeugen kann, für den dürfte dieses mitreißende und
äußerst dramatische
Werk ganz sicher der richtige Film sein.
(S.G.)
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