Set Me Free
Hongkong, 1988

Regie:
Raymond Lee Wai Man

Darsteller:
Alex Man Chi Leung, Cecilia Yip Tung, Lau Ching Wan, Elaine Kam Yin Ling, William Ho Ka Kui, Chan Chi Fai, Victor Hon Kwan, Tommy Wong Kwong Leung, Lau Kong, James Pax
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Als kleiner junge musste Sing mit ansehen, wie sein Vater von einem Kommunisten brutal ermordet wurde. Viele Jahre später steht er dem Mörder von Angesicht zu Angesicht gegenüber. In diesem Moment brennen bei Sing alle Sicherungen durch und er begeht einen kaltblütigen Mord. Nun bleibt ihm nur die Flucht vom Festland nach Hongkong, die ihm durch die Hilfe seinen besten Freundes Fung Wan auch gelingt. Doch Sing muss einen hohen Preis dafür zahlen, da man Fung Wan verhaftet und für viele Jahre wegsperrt.

Nachdem einige Jahre vergangen sind, hat sich Sing in Hongkong als professioneller Killer etabliert. Inzwischen hat er auch seine Schwester Nam nachgeholt, die eigentlich Fung Wan heiraten wollte und deren Leben durch dessen Festnahme völlig verändert wurde. Sie beginnt einen neuen Abschnitt und heiratet in Hongkong, wird dort von ihrem gewalttätigen Ehemann allerdings immer wieder misshandelt.

Der Gangsterboss Keung engagiert Sing für einen Überfall, bei dem er wertvolle Kunstgegenstände für einen japanischen Geschäftsmann stehlen soll. Zunächst läuft alles nach Plan, bis Wun, einer von Keungs Männern, während des Überfalls durchdreht und eine Person erschießt. Kurz darauf wird er von der Polizei festgenommen. Doch bevor er auch nur eine Aussage machen kann, verübt Sing einen kaltblütigen Anschlag auf ihn. Keung ist über das Ableben von Wu alles andere als begeistert und er befiehlt seinen Männern kurzen Prozess mit Sing zu machen. Dank seiner Nachbarin kann er aber schwer verletzt entkommen. Sie ist es auch, die sich um einen Arzt für ihn kümmert und langsam entwickelt sich eine Liebe zwischen den beiden.

Als Sing dann erfährt, dass Fung Wan in China aus dem Knast entkommen konnte und dort auf der Flucht ist, beschließt er ihn nach Hongkong zu schmuggeln. Dabei geraten die beiden Freunde in eine gefährliche Situation, die sie aber meistern können. Ihr Ziel ist es nun, zusammen mit ein paar anderen Freunden nach Amerika zu gehen, um dort ein neues Leben anzufangen. Dafür muss allerdings noch ein lukrativer Auftrag erledigt werden, den der japanische Geschäftsmann Sing und seinen Männer anbietet. Dieser letzte Coup geht auch sauber über die Bühne. Dann jedoch informiert der rachsüchtige Keung die Polizei.



Im Jahre 1988 inszenierte Regisseur Raymond Lee dieses stellenweise ziemlich harte Actiondrama, das trotz unübersehbarer inhaltlicher Defizite, kaum langweilig wird. Größter Schwachpunkt ist ein Drehbuch, das sich nur selten in glaubwürdigen Bahnen bewegt und die Logik allzu oft überstrapaziert. Vor allem die Intention der einzelnen Protagonisten ist dabei nur selten nachvollziehbar. In erster Linie gilt dies für Gangsterboss Keung, bei dem zu keiner Zeit wirklich klar wird, warum er sich nun partout mit Sing anlegen will. Drehbuchautor Tsui Tat Chor gelingt es dabei nicht, eine halbwegs schlüssige Erklärung für Keungs handeln zu liefern. Insgesamt ist das ein sehr ärgerlicher Umstand, da von seinem Handeln der Ausgang der gesamten Geschichte abhängt.

Darüber hinaus ist das Drehbuch insgesamt sehr uneinheitlich geraten und der Autor wusste nie so recht in welche Richtung er es entwickeln soll. Deutet zuerst alles auf eine finale Konfrontation zwischen Sing und den Triaden hin, wird dieser über lange Zeit zentrale Handlungsstrang einfach fallengelassen und plötzlich dreht sich die Geschichte um die Rettung von Fung Wan, den man von China aus einschmuggeln muss. Selbst nach der Rückkehr bleiben die Triaden vollständig außen vor, nur um dann beim Finale wieder sehr unglaubwürdig mitzumischen.

Trotz dieses Durcheinanders hat das Drehbuch aber auch seine lichten Momente. Tsui Tat Chor entwickelt die Charaktere der immigrierten Chinesen doch deutlich differenzierter, als in den meisten anderen Filmen dieses Schlages. Vor allem die von Alex Man verkörperte Figur ist durchaus ambivalent gezeichnet. Obwohl sein Charakter häufig extrem kaltblütig agiert, wird er nicht als der Abschaum dargestellt, wie es in vielen anderen Produktionen aus Hongkong gang und gäbe ist. Mit etwas Wohlwollen lässt sich sogar behaupten, dass Set Me Free die ablehnende, teils rassistische Haltung vieler Hongkong-Chinesen gegenüber ihren Landsmännern aus China, kritisiert. Diese Kritik bleibt insgesamt zwar sehr oberflächlich, doch schon allein der Ansatz ist durchaus lobenswert und beschert dem Drehbuch letztendlich einige Pluspunkte.

Inszenatorisch gibt es hier kaum etwas auszusetzen und Set Me Free überzeugt durch eine sehr kurzweilige Umsetzung, die keine größeren Längen zulässt. In der ersten Hälfte konzentriert sich Raymond Lee vorwiegend auf die Charaktere und Action kommt dabei nur sehr spärlich zum Zuge. Die wenigen Gewaltausbrüche sind jedoch sehr roh und brutal und dadurch umso wirkungsvoller. Richtig Fahrt nimmt der Film erst zum Showdown auf, bei dem es der Regisseur gehörig krachen lässt. Das Finale mündet in einem riesigen Feuergefecht, dass sich Sing und seine Männer mit einer Hundertschaft Polizisten liefern. Das finale Massaker, anders kann man die letzten Minuten kaum bezeichnen, ist zwar weder ein stilistischer Leckerbissen, noch halbwegs glaubwürdig inszeniert, aber der hohe und mitunter sehr blutrünstige Bodycount, dürfte Actionfans voll zufrieden stellen.

Insgesamt ist Set Me Free kein Überflieger, aber unterm Strich bleibt ein ganz passables Filmchen, dem ein Tick mehr Action und natürlich ein etwas fokussierteres Drehbuch gut zu Gesicht gestanden hätte.

(S.G.)

 

 

   

   

   

   

   

 


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