Die kleine Tintin hat schon lange nicht mehr den Schulunterricht besucht. Also entschließt sich ihre Lehrerin Miss Tsui den
Erziehungsberechtigten der Kleinen einen
Besuch abzustatten. Als die Lehrerin bei diesem Hausbesuch plötzlich das Mädchen zwischen den hingemeuchelten Körpern ihrer
Großeltern stehen sieht, wird sie
wahnsinnig. Die herbeieilende Polizei hält die Frau für die Täterin und läßt sie in eine Anstalt einweisen.
Zur Betreuung des Mädchens wird die junge Sozialarbeiterin Sam im Krankenhaus hinzugezogen. Sie entdeckt am Körper der
Kleinen zahlreiche Spuren von
Mißhandlungen und merkt auch recht schnell, daß Tinten über Gaben verfügt, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen.
So gibt es schon in der ersten Nacht im Krankenhaus eine weitere Leiche. Die Nachtschwester wird am nächsten Morgen brutal
ermordet aufgefunden. Sam vermutet
einen Zusammenhang mit Tintin´s Person und bringt sie zur besseren Beobachtung in dem Waisenhaus unter, in dem auch sie
aufgewachsen ist. Aber auch hier macht
das Grauen nicht halt. Das erste Opfer ist der pädophil veranlagte Hausmeister und als nächster ist der Leiter des Waisenhauses
an der Reihe. Er springt vom Dach
des Hauses in den Tod. Sam, die Tintin gerade einen Besuch abstattet, folgt ihm und versucht seinen Sturz vergeblich zu
verhindern. Für Beobachter sieht es allerdings
so aus, als ob Sam den Mann vom Dach gestoßen hätte. Sie wird festgenommen und von der Polizei verhört.
Sam´s Freund, der Polizist Wen, glaubt natürlich nicht, daß sie ein Mörderin ist und beginnt auf eigenen Faust zu ermitteln. Er stößt
dabei auf einige erschreckende
Ereignisse in der kurzen Vergangenheit des kleinen Mädchens. Ereignisse, die auch ihn und Sam in große Lebensgefahr bringen.
Temegotchi ist trotz des etwas irreführenden Titels mal wieder ein so richtig gemeiner Horrorfilm geworden, der definitiv keine
Gefangenen macht und sich deutlich von
den sonst üblichen Genrekaspereien aus Hongkong abhebt. Sicherlich gehört auch er nicht unbedingt zu den herausragenden
Genrewerken, doch schafft er es zumindest
neunzig Minuten für sehr ordentliche Horrorunterhaltung zu sorgen.
Man darf jedenfalls nicht alle Tage erleben, das ein kleines und natürlich absolut unschuldig
dreinblickendes kleines Gör, für eine Reihe von Morden verantwortlich zu sein scheint. Da der gesamte Film mit großem Ernst
präsentiert wird, verleiht dieser Umstand
dem Werk eine richtig bösartige und sehr wirkungsvolle Note. Ein weiterer Pluspunkt von Temegotchi ist auch, daß die beiden
Hauptcharaktere für einen Horrorfilm aus
Hongkong ganz ordentlich gezeichnet sind, so daß man sich als Zuschauer schnell auf ihrer Seite befindet. Diese Sympathie nutzt
Regisseur Wellson Chin im weiteren
Verlauf der Geschichte häufig dazu, dem Zuschauer einige sehr wirksame Schockmomente zu servieren, in denen beiden
Personen nicht selten sehr übel
mitgespielt wird.
Allerdings sollte man sich jetzt nicht seine blutgierigen Hände nach Temegotchi lecken, denn in die Sparte Blood & Guts wird hier
eher weniger gezielt.
Der Film lebt vielmehr von seiner Atmosphäre und einigen unheimlichen Momenten, die auch meistens recht wirkungsvoll
rüberkommen. Der Schwachpunkt ist aber auch
hier die Geschichte, die reichlich wirr ausgefallen ist und sich zu keiner Zeit um eine Erklärung der übernatürlichen Vorgänge
bemüht. Ganz besonders schwach ist in
dieser Hinsicht das Finale, bei dem es zwar Schock- und Horrormomente ohne Ende gibt, die allerdings ohne jeden Sinn
aneinandergereiht wurden, so daß die Logik
des Ganzen vollständig flöten geht.
Trotzdem gehört Temegotchi zu den besseren Horrorfilmen aus Hongkong. Dafür sorgt schon Wellson Chin´s gelungene
Inszenierung, die den Film nicht allzu billig aussehen läßt und ihn schon deshalb etwas vom Gros der sonstigen Produktionen
abhebt. Es bleibt ein belangloser aber
durchaus netter Genrestreifen, der zumindest für neunzig spannende Minuten sorgen kann.
(S.G.)
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