Während einer großangelegten Drogenrazzia konfiszieren fünf Polizisten eine riesige Menge Geld. Sie verschweigen den Fund
und stecken es in die eigene Tasche.
Leider bekommen die Drogenhändler davon Wind und beginnen sie nun zu erpressen. Sie zwingen einen der Cops, der eh schon
unter Gewissenskonflikten litt, zu einer
Falschaussage vor Gericht und verhelfen dem Gangsterboß, der während der Razzia festgenommen wurde, so zum Freispruch.
Jetzt geraten die Fünf immer weiter in den Strudel der Korruption, da die Gangster nun weiter ihren Nutzen aus den Polizisten
ziehen wollen. Schließlich wird auch die ICAC
auf die Polizisten aufmerksam, die einen der Gangster festgesetzt haben, der nun als Kronzeuge gegen sie aussagen soll. So
endet ihr Traum vom großen Geld in
einem tragischen Desaster, aus dem es für die Freunde scheinbar kein Entrinnen mehr gibt.
"One of the best heroic bloodshed movies of the ´90s", prangt auf dem Cover des englischen Tapes von The Tigers. Wenn die
Damen und Herren vom Eastern Heroes
Magazin, von denen stammt dieses Zitat nämlich, da nicht mal wieder ein wenig übertrieben haben. Eigentlich naheliegend, wenn
man bedenkt das diese Produktion aus
dem Jahre 1991 auf ihrem eigenen Videolabel erschienen ist. Somit ist es auch keine Überraschung, daß sich dieses Werk mal
wieder als zweischneidiges Schwert
entpuppt.
Da wären nämlich wieder einige dieser typischen und ziemlich unerträglichen Kaspereien, die das Gesamtbild zumindest in der
ersten Hälfte immer wieder trüben. Damit
man mich nicht falsch versteht, The Tigers hält sich, was die Masse dieser Witzchen angeht, weitestgehend zurück. Aber der Film
hätte diese Sperenzien alles andere
als nötig gehabt, denn Eric Tsangs Inszenierung ist
überraschend dicht und intensiv. Auf formaler Ebene stimmt hier einfach alles.
Kameraführung (Jingle Ma), Schnitt und
Ausleuchtung sind absolut Top.
Auch inhaltlich hätte der Film das Zeug zu einem weit überdurchschnittlichen Genrestreifen gehabt. Leider wird der ernste Grundton
aber in der ersten Hälfte immer wieder
durch diese verdammten Kaspereien von Andy Lau und Tony Leung gestört, die The Tigers nicht selten sehr uneinheitlich wirken
lassen. Interessant ist in diesem
Zusammenhang das Zusammenspiel zwischen Komik und Gewalt. In einer klamaukigen Szene erhält einer der Protagonisten
völlig unerwartet einen deftigen Kopfschuß.
Diese Szene dürfte selbst den hartgesottensten Zuschauer einen Schlag in die Magengrube versetzen. Erst wird man mit naiven
Kaspereien eingelullt und dann plötzlich
diese Szene. Das ist starker Tobak.
Ab diesem Moment wird The Tigers dann auch durchweg ernst und verzichtet fortan auf allen überflüssigen Schnickschnack. Nun
steuert der Film äußerst gradlinig auf
ein düsteres und bitteres Ende zu, daß man nach dem bisherigen Verlauf in dieser Konsequenz so eigentlich nicht erwartet hätte.
Diese zweite Hälfte ist wirklich richtig gut.
Intensiv, spannend und ausweglos und mit einigen happigen Brutalitäten angereichert, die man nie und nimmer in einem
amerikanischen Film zu sehen kriegen dürfte.
Hätte Tsang ein bißchen mehr Konsequenz bewiesen und den gesamten Film so angelegt, wir hätten es mit einem richtigen
Bloodshed Kleinod zu tun gehabt. Zu einem
Klassiker hätte es sicher dennoch nicht gereicht. Dafür sind die Figuren, gerade die Gangster, manchmal etwas zu klischeehaft
gezeichnet. Auch das Drehbuch, das zur
Hälfte von Ringo Lams Bruder Nam Yin stammt, ist eher Stangenware.
Doch trotz alledem ist The Tigers immer noch verdammt gute Unterhaltung, die man jedem ans Herz legen kann, der sich auch nur
annähernd für packendes Bloodshed
Kino interessiert. Ach so, die hier eingesetzte Musik stammt übrigens von Klaus Doldinger, äh ich meine natürlich von Tats Lau und
Patrick Lui, die hier sehr unpassend
sein Thema zu Wolfgang Petersens Das Boot verwursteln, und eine Polizeikapelle spielt teutonische Marsch- und Volksmusik.
Sowas in einem Hong Kong Film! Das hat
man auch nicht alle Tage.
(S.G.)
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