Der Computerspezialist Manson wird entführt. Doch ein Anrufer teilt der Polizei kurz darauf das Versteck der Entführer mit. Er wird in
einem alten Haus gefangengehalten.
Dort hat vor langen Jahren ein verwirrter Mann seine Familie auf brutale Weise ermordet. Der Polizist Pit kann Manson nun aus
seiner Gefangenschaft befreien. Von den
Entführern fehlt allerdings jede Spur.
Beim anschließendem Verhör wirkt Manson völlig verstört und abwesend, so daß die Beamten der Meinung sind, er sei vom Geist
des Familienschlächters besessen.
Doch Pit glaubt nicht so recht daran und beginnt gegen ihn zu ermitteln. Plötzlich wird Mansons Freundin Amy von den selben
Gangstern entführt. Manson wird erpreßt und
soll den Verbrechern beim Einbruch in eine Gelddruckerei helfen. Doch Pit zweifelt immer noch an der Unschuld des
hochverschuldeten Mannes. Ist er an dem sorgfältig
geplanten Coup beteiligt?
Solch eine Mischung aus Geister- und Thrillerkino kann natürlich leicht ins Lächerliche abgleiten. Das Regisseur Ringo Lam diese
schwierige Gratwanderung auf ganz
vortreffliche Art und Weise gelingt, ist ihm somit um so höher anzurechnen. Es ist schon bewundernswert, wie Lam es versteht mit
der Erwartungshaltung des Zuschauers
zu spielen. Immer, wenn man glaubt die Story nun durchschaut zu haben, schlägt die Geschichte einen neuen Haken und hinterläßt
einen verblüfften und hilflosen
Betrachter.
Aber auch auf der visuellen Ebene liegt The Victim deutlich über dem Gros normaler Hongkong-Produktionen. Gerade das erste
Drittel ist an optischer Brillianz kaum zu
überbieten. Ringo Lam überschüttet den Zuschauer mit einer wahren Bilderflut. So ist The Victim alles andere als typisch
traditionelles Hongkong Genrekino. Zwar hat
auch er seine blutigen und actionreichen Momente, doch Lam verzichtet ganz bewußt auf übertriebene Einlagen und verleiht dem
Film, seiner übersinnlichen Elemente
zum Trotz, eine äußerst bittere Realitätsnähe. The Victim ist derart hoffnungslos und von solcher Konsequenz, das der
kommerzielle Mißerfolg praktisch vorprogrammiert
war. Das läßt sich natürlich leicht nachvollziehen, da er alles andere als ein leicht zu goutierendes Unterhaltungswerk ist. So etwas
schreckt natürlich den überwiegenden
Teil der Kinogänger ab. Das ist in Asien nicht anders als im Rest der Welt. Der Zuschauer möchte halt möglichst sinnentleert
unterhalten werden und dadurch seine
Alltagssorgen für zwei Stunden vergessen. Ein Film wie The Victim wirkt da nur verstörend, denn positiven Strömungen sucht man
hier vergebens. Lau Ching Wan liefert
mit seinem Charakter ein eindrucksvolles Portrait einer gescheiterten Existenz, die ohne jeden Anflug von Hoffnung und Zukunft ist.
Selbst der von Tony Leung
überzeugend dargestellte ermittelnde Beamte, ist seinen Alltagsproblemen nicht gewachsen. Probleme mit den Kollegen und ein
zerrüttetes Familienleben lassen auch
ihn nicht zum strahlenden Helden des Films werden.
The Victim ist der wahre Horror für die Seele. Ein nahezu perfekter Film.
(S.G.)
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