Die beiden verfeindeten Schwertkämpfer Pai und Ching stehen sich zum Duell gegenüber. Der Preis ist hoch für den unterlegenen Pai. Er muss seinen neugeborenen
Sohn Ning an Ching aushändigen, der in den folgenden Jahren unter dessen Obhut aufwächst. Von Ching im Glauben gelassen, Pai wäre der Mörder seiner wahren
Eltern, reift Ning zu einem gefürchteten Schwertkämpfer heran, der als einziges Ziel die Rache kennt.
Getrieben von Wut und Blindheit, fordert er zwanzig Jahre nach der angeblichen Tat den verhassten Gegner zum Duell heraus, das tödlich für Pai endet. Nach dem
Kampf erhält Ning einen Brief seiner inzwischen verstorbenen Mutter, den Pai ihm hinterlassen hat. Jetzt erfährt er die Wahrheit und muss erkennen, dass er gerade
seinen leiblichen Vater getötet hat. Rasend vor Wut stellt er nun Ching zum Duell. Doch seine Stiefschwester Hsiao, zu der er mehr als nur schwesterliche Gefühle hegt,
kann ein Blutvergießen verhindern. Die beiden flüchten in die Ödnis. Aber Ning kommt auch dort nicht zur Ruhe. Sein bester Freund Jie, ein enger Vertrauter von Ching,
der auch in Hsiao verliebt ist, wendet sich plötzlich gegen ihn und fordert in zum Kampf.
Im Jahre 1994 war die große Zeit des Swordsplay Genres eigentlich schon vorbei. Daher ist es doch recht ungewöhnlich, dass gerade zwei der besten Vertreter erst
nach abklingen dieser Welle entstanden sind. Neben Tsui Harks The Blade (1995) muss man What Price Survival von Regiedebütant Daniel Lee, zu diesen beiden
herausragenden Werken zählen. Obwohl ähnlich radikal wie Tsuis ein Jahr später entstandener Film, verfolgen beide ein gänzlich anderes visuelles Konzept. Im
Gegensatz zu Harks dreckigem Streifen, der deutlich den Staub des Italo Westerns atmet, ist What Price Survival ein sehr viel eleganter gehaltener Genrefilm. Schon der
fulminant geschnittene Vorspann, mit seiner ganz exzellenten Musikuntermalung, deutet an, was den Zuschauer in den nächsten 90 Minuten bevorsteht. Ein radikales
Stilgewitter sondergleichen.
Daniel Lees Film erstrahlt nur so vor bildlicher Opulenz und überzeugt in erster Linie als wundervolles Fest für Augen und Sinne. Stilistisch und wegen der Wahl des
ungewöhnlichen Schauplatzes (wahrscheinlich die 30er Jahre) kommt man nicht umhin What Price Survival als absolutes Unikat zu bezeichnen, das als unbedingt
sehenswert einzustufen ist. Dabei einen Vergleich zu anderen Produktionen des Genres zu ziehen ist praktisch unmöglich.
Was den Film in erster Linie von den anderen Swordsplay Produktionen aus Hongkong unterscheidet ist, dass er zu keinem Zeitpunkt in deren inhaltliche Hektik verfällt.
Vielmehr ist hier das genaue Gegenteil der Fall. What Price Survival strahlt eine geradezu stoische Ruhe aus, die ihn eher in die Nähe klassischer japanischen Samurai
Filme rücken lässt. Die Szenerie wird zu weiten Teilen von kargen Winterlandschaften bestimmt, denen Lee durch seine beeindruckende Inszenierung ein fast schon
surreales Ambiente verleiht. Unterstützt von einer herausragenden Kameraarbeit gelingen ihm so in den besten Momenten einige kraftvolle Bilder von fast schon
erhabener Poesie, die von einem dezent eingesetzten Soundtrack untermalt werden.
Die Ruhe, von der praktisch der gesamte Filme durchdrungen wird, setzt sich auch auf der inhaltlichen Ebene fort, die zugunsten des beeindruckenden visuellen
Konzeptes eindeutig in den Hintergrund tritt. Dialoge und Gesten sind dabei äußerst knapp gehalten und werden nur auf das nötigste reduziert. Das kann allerdings auch
nicht verbergen, dass What Price Survial inhaltlich nicht mehr als eine typische, sehr überraschungsarme Revengestory zu bieten hat, die lose auf dem Chang Che
Klassiker One Armes Swordsman beruht. Dem filmischen Genuss tut diese nicht immer überzeugende Geschichte allerdings kaum einen Abbruch.
Die einzigen Momente in denen What Price Survival aus seinem ruhigen Schema ausbricht, sind die zahlreich vorhandenen Schwertkampfszenen, die im krassen
Gegensatz zu den vielen Ruhepolen stehen. Präsentiert in einem wildgewordenem Stakkato aus Zeitlupe, radikalem Schnitt und sehr viel Handkameraeinsatz
unterscheidet sich What Price Survival auch in diesen Actionszenen gründlich von dem was man ansonsten aus diesem Genre gewohnt ist. Nichtsdestotrotz sind auch
die Kämpfe überaus atemberaubend ausgefallen, wobei Daniel Lee hier im Gegensatz zu vielen anderen Kollegen das Kunststück vollbringt, dass in den rasanten
Auseinadersetzungen immer die Übersicht für den Zuschauer gewahrt bleibt.
What Price Survival ist das sehr beeindruckende Regiedebüt eines von Hongkongs derzeit besten Filmemachern. Einer der außergewöhnlichsten und sehenswertesten
Swordsplay Filme überhaupt.
(S.G.)
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