Aoyama, ein Witwer mittleren Alters, beschließt sich nach langen Jahren ohne Frau wieder zu binden. Ermutigt durch seinen Sohn, muss nur noch die passende Frau
gefunden werden. Dabei kann er sich aber auf die Hilfe seines besten Freundes verlassen. Der Filmproduzent veranstaltet eine Audition, bei der die Hauptdarstellerin
für eine seiner neuen Produktionen gesucht werden soll. In Wahrheit soll Aoyama über diese Veranstaltung allerdings nur seine zukünftige Frau finden.
Zuerst ist er über die zahlreichen Bewerberinnen enttäuscht, bis er zufällig auf die junge Asami stößt. Er fühlt sich von der geheimnisvollen Schönheit sofort angezogen.
Vieles an ihr erinnert ihn an seine lange verstorbene Frau. Es stellt sich schnell heraus, dass Asami den Avancen des wesentlich älteren Mannes nicht abgeneigt ist.
Man trifft sich mehrere Male, doch nach einer gemeinsam verbrachten Nacht, ist die junge Frau plötzlich verschwunden.
Ayoama stellt nun auf eigene Faust Nachforschungen an und dringt immer weiter in die dunkle Vergangenheit von Asami ein. Obwohl er merkt, dass er die Schönheit
besser vergessen sollte, kann er sich ihrer Anziehungskraft nicht entziehen, was sein Leben letztendlich total aus den Fugen laufen lässt.
Von Miike Takashi kann man halten was man will, doch für eine gänzlich unerwartete Überraschung ist dieser Mann immer wieder zu haben. So hat er nach seinen
zahlreichen, mit visuellen und inhaltlichen Verrücktheiten gespickten, Arbeiten, wie Fudoh oder Dead Or Alive, jetzt
einen Film abgeliefert, der zumindest in den ersten
zwei Dritteln ungewöhnlich subtil daherkommt. Im Gegensatz zu den bereits angesprochenen Filmen, deren größtes Manko die unbefriedigende Balance aus Stil und
Inhalt war, gelingt ihm mit Audition eine nahezu perfekte Gewichtung dieser beiden Elemente.
Audition verfügt darüber hinaus über ein wirklich exzellentes Drehbuch, dass auf einer Geschichte des Tokyo Decadence Schöpfers Murakami Ryu basiert. Miike hat es
hier offensichtlich sehr gut verstanden, dass große Potential dieser Vorlage für sich zu nutzen. Sehr gemächlich, aber ohne je zu langweiligen, bringt er die Handlung
voran, und verzichtet größtenteils auf seine berüchtigten visuellen Eskapaden. Dabei gelingt es ihm vorzüglich, den Zuschauer, von der ersten bis zur letzten Minute an,
allein durch den Verlauf der Handlung zu fesseln. Vor allem versteht er es, im Gegensatz zu vielen früheren Projekten, die Einflüsse verschiedenster Genres einmal
sinnvoll und packend miteinander zu verbinden. In dieser Hinsicht hat Audition dann vom Dramaplot, über eine Liebesgeschichte bis hin zum handfesten Terror mit
surrealen Momenten alles aufzubieten. Geschickt spielt Miike mit diesen verschiedenen Handlungsebenen und führt den Zuschauer dadurch immer wieder in die irre.
Lässt man das verstörende Finale dann einmal beiseite, muss man feststellen, dass Miike dabei mit einer Sensibilität zu Werke geht, die ihm wohl kaum
jemand zugetraut
hätte.
In die Schlagzeilen geriet Audition wegen seines konsequenten und in seiner Radikalität fast unglaublichen Finales, dass man mit Fug und Recht als Tiefschlag in die
Magengrube eines jeden Zuschauers bezeichnen muss. Hier legt der Film eine unglaublichen Härte und Brutalität an den Tag, die selbst dem hartgesottensten
Zuschauer die Spucke wegbleiben lässt. Stellenweise fragt man sich zwar, ob dieses Übermaß an Gewalt in dieser Form wirklich von Nöten gewesen wäre, doch kann
man andererseits keinesfalls bestreiten, dass es seine Wirkung nicht verfehlt.
Mit Audition gelang Miike Takashi ein nahezu perfektes Wechselspiel der Genres, so dass man den Film ohne Frage als eine der bis dato besten und reifsten Arbeiten
dieses Mannes bezeichnen muss.
(S.G.)
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