Chung erhält an seinem Geburtstag Besuch von der Polizei. Er erfährt, daß sein Zwillingsbruder Tan, der seine Familie schon vor
vielen Jahren verlassen hat, tot in
Hongkong aufgefunden wurde. Die ermittelnden Beamten vermuten, daß er illegale Boxkämpfe bestritten hat, die ihm letztendlich
das Leben gekostet haben.
Chung, der im Gegensatz zu seinem Vater immer ein gutes Verhältnis zum Bruder gehabt hat, beginnt nun damit, näheres über
dessen Todesumstände herauszufinden.
Unerwartete Hilfe erhält er dabei von der Freundin seines Bruders und dessen besten Kumpel Man, der durch Tans Tod völlig aus
der Bahn geworfen wurde. Die beiden
erzählen Chung von Tans unglaublichem Aufstieg in der brutalen Boxszene. Zudem erfährt er, daß der Ausrichter der Kämpfe, die
eigentliche Schuld am Tod von Tan
trägt.
Jetzt ist für Chung die Zeit gekommen zu beweisen, daß auch er ein fabelhafter Boxer ist. Er will seine Rache und gegen den
brutalen Kämpfer antreten, der seinen Bruder
getötet hat. Zusammen mit Man, der von dieser Idee aber alles andere als begeistert ist, versucht er den Ausrichter der Kämpfe
von seinen Qualitäten zu überzeugen.
Dieser willigt schließlich in den Kampf ein. Doch letztendlich führt der ganz etwas anderes als einen Kampf unter fairen
Bedingungen im Schilde. Doch als Chung dies
bemerkt, ist es fast schon zu spät.
Nach dem großen Erfolg von Fight Club war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis sich auch die Hongkonger Filmindustrie über
diese Thematik hermachen sollte. Mit
Born Wild ist es nun "endlich" soweit. Sicherlich geht der Film in eine etwas andere Richtung als Finchers Werk, trotzdem sind
einige Reminiszenzen unübersehbar. Das
sich ausgerechnet Patrick Leung, dessen
wunderbare letzte Regiearbeit Task Force schon fast vier Jahre zurückliegt, für diesen
unglaublich vorhersehbaren Stoff
hergegeben hat, ist leider sehr bedauerlich.
Nach dem für Hongkonger Verhältnisse schon fast brillanten Drehbuch von Task Force, ist es schon ziemlich erschreckend wie
einfältig und wirr, der Plot von Born Wild
daherkommt. Auf der formalen Ebene ist sein Film zwar bestechend inszeniert und zeigt ganz deutlich die visuelle Begabung des
Regisseurs, doch inhaltlich ist er
schlicht gesagt eine Zumutung. Die hanebüchene Story wird ohne auch nur eine überraschende Wendung vorweisen zu können,
gnadenlos vorhersehbar
heruntergespult und das ausgelutschte Rachethema löst sich im Verlauf der Handlung immer weiter in sattsam bekannten
Klischees auf, so daß Born Wild letztendlich zu
einer gnadenlos langweiligen Angelegenheit verkommt.
Anstatt seine Figuren etwas tiefergehend zu charakterisieren setzt Leung lieber auf die Zutaten Sex, Gewalt und eine gehörige
Prise Coolness. Das verleiht dem Film viel
zu häufig einen comicartigen Touch. Die Figuren verkommen so zu profillosen Abziehbildern und bleiben dermaßen blaß, daß der
Zuschauer zu keiner Zeit mit ihnen
fiebert, geschweige denn Mitgefühl für sie aufbringen kann. Jeder Versuch die Charaktere mit etwas Tiefe auszustatten, ist bei
einer derart platten Geschichte eigentlich
schon von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Da fällt es dann auch wirklich nicht mehr ins Gewicht, daß die beiden Hauptdarsteller Daniel Wu und Louis Koo sehr schwach
agieren und von einem glänzend
aufgelegten Patrick Tam zu jeder Zeit an die Wand gespielt werden. Sein Charakter ist auch der einzige, dem die beiden
Drehbuchautoren so etwas wie ein eigenes
Profil zugestanden haben. Das reicht aber bei weitem nicht aus, um Born Wild zu einer inhaltlich befriedigenden Angelegenheit zu
machen. Zudem kommt der Film in
einer völlig verwirrenden Erzählweise daher. Die Handlung springt wie ein Berserker zwischen den verschiedenen Zeitebenen hin
und her, bis der Zuschauer irgendwann
gar nicht mehr realisiert, ob man sich nun in der Vergangenheit oder in der Gegenwart befindet. Konfus ist die richtige
Beschreibung für dieses Chaos. Selbst Leungs
visuelle Eleganz kann bei diesem inhaltlichen Kauderwelsch nichts mehr retten oder es zumindest erträglicher machen.
Born Wild bleibt in fast jeder Hinsicht eine einzige Enttäuschung und ist auch als reines Unterhaltungswerk nicht sonderlich
goutierbar.
(S.G.)
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