Sandra kommt nach vielen Jahren von Kanada zurück in ihre Heimat Macau, wo sie die Firma ihres unheilbar kranken Vaters
übernehmen soll. Doch das scheinbar
biedere Familienunternehmen entpuppt sich als Marktführer in Macaus Rotlichtmilieu. Nun muß Sandra eine Firma leiten, die fast
ausschließlich aus Bordellen,
Striplokalen und Spielkasinos besteht.
Ihr zur Seite steht die einstige Jugendliebe Johnny, der inzwischen zur Rechten Hand ihres Vaters aufgestiegen ist. Die
emanzipierte Frau hat arge Probleme mit der
Ausbeutung ihrer vorwiegend weiblichen Angestellten und beginnt nach und nach das Unternehmen umzukrempeln.
Zwischendurch trifft sie auf ihre ehemalige beste Freundin Pepper, die inzwischen spielsüchtig geworden ist. Sandra leiht ihr eine
große Summe, die diese aber sofort
wieder verspielt. Um wieder an Geld zu kommen, läßt sich Pepper zusammen mit einer Freundin auf ein gefährliches Geschäft mit
Johnnys zwielichtigen Bruder ein, das
sie geradewegs in ihr Verderben führt.
City Of Desire ist die eher mal überflüssige Quasifortsetzung von Portland Street Blues und
wurde nahezu mit demselben Team
realisiert. Regisseur Raymond Yip
erreicht allerdings weder die formale Klasse noch die Kurzweiligkeit seines Vorgängers und versinkt hier im totalen Durchschnitt.
Das große Problem ist wie üblich das völlig zerfahrene Skript von Manfred Wong, der sich schon für die Drehbücher der gesamten
Young & Dangerous-Reihe, Portland
Street Blues und von unzähligen anderen Produktionen verantwortlich zeigte. City Of Desire hat zwar gewisse gute
Storyansätze zu
bieten und bleibt insgesamt relativ
realistisch, nur krankt auch er wieder einmal an einer Anhäufung von völlig überflüssigen Nebenplots und fährt viel zu viele
Protagonisten auf, die mit der eigentlichen
Geschichte nicht das geringste zu tun haben. Diese vielen Personen machen City Of Desire leider nicht interessanter, sondern
einfach nur sehr viel unübersichtlicher.
Zusätzlich hagelt es förmlich die typischen Manfred Wong Plattheiten und Naivitäten, vor denen man in keinem seiner Drehbücher
gefeit ist.
Der größte Schwachpunkt ist allerdings das dumme und höchst unbefriedigende Ende, das mit der eigentlichen Geschichte um
Sandra Ng´s Charakter im Grunde rein
gar nichts zu tun hat. So macht das Drehbuch letztlich einen höchst unfertigen und unbefriedigenden Eindruck. Auch der
gewünschte reale Charakter, der durch den
Einsatz von dokumentarisch angehauchtem Bildmaterial erreicht werden sollte, wirkt hier eher aufgesetzt.
Richtig überzeugen können bei City Of Desire einzig und allein die guten Darsteller. Sandra Ng meistert ihre Rolle mal wieder mit
Bravour und auch Alex Fong, zeigt in
seiner leider viel zu kleinen Rolle, daß er zu den besten und charismatischsten Darstellern Hong Kongs gehört. Schon auf Grund
ihrer Ausstrahlung wäre es sehr
wünschenswert gewesen, wenn man sich etwas mehr auf die Beziehung zwischen diesen beiden Protagonisten konzentriert hätte.
Leider verliert sich die Geschichte in
dieser Hinsicht nur in vielen Andeutungen und die Betrachtung ihrer scheinbar langsam aufkeimenden Liebe verläuft schließlich
völlig im Sande. Das ist meines
Erachtens absolut verschenktes Potential. Statt dessen wird der Schwerpunkt gegen Ende auf einen Nebenplot mit Joise Ho und
ihrer Freundin gelegt, der aber nur
höchst unglaubwürdig rüberkommt und kurz gesagt völlig schwachsinnig ist. Obwohl auch Anthony Wong in seiner Nebenrolle als
Priester glänzen kann, wirken seine
Auftritte eher störend. Anlasten muß man dies wiederum dem Drehbuchautoren, der ihm nur äußerst platte und klischeegetränkte
Sätze in den Mund legt, so daß seine
linguistischen Auswürfe leider immer einen etwas faden Nachgeschmack hinterlassen.
Insgesamt gesehen ist City Of Desire eine eher unbefriedigende Angelegenheit, deren gute Momente immer wieder durch
zahlreiche Plattheiten getrübt werden. Mehr als
durchschnittliche Dramakost wird hier so letztendlich nicht geboten.
(S.G.)
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