Es ist fast zehn Jahre her, dass der bestechliche Polizist Seven-Up bei einem Schusswechsel, an dem außer ihm, noch sein Kollege Huang und der Triadenführer Chiu
beteiligt waren, ums Leben gekommen ist. Seine Witwe bezichtigt Huang des Mordes an ihrem Mann. So wächst ihr Sohn im Hass auf den ehemaligen Freund seines
Vaters auf.
Inzwischen ist der Junge selbst Polizist, doch seine Rachegedanken kann Coke einfach nicht ruhen lassen. Erst recht, als er dem mutmaßlichen Mörder seines Vaters
bei einem Einsatz gegenüber steht. Huang allerdings gefällt die Arbeitsweise des jungen Cops und er nimmt ihn in sein Team auf. Zögerlich stimmt Coke zu und bemerkt
schnell, dass Huang nicht der eiskalte Mann ist, den er sich immer vorstellte.
Derweil legt sich Drogenbaron Kwan mit einer Gruppe vietnamesischer Dealer an. Die werden von seinen Mannen in einen Hinterhalt gelockt und eiskalt abserviert.
Einer der Verbrecher kann jedoch entkommen und beginnt Kwan und seine Familie massiv zu bedrohen. Da man dem Gangsterboss keinerlei kriminelle Aktivitäten
nachweisen kann, bleibt der Polizei nichts anderes übrig, als ihn unter Personenschutz zu stellen. Dafür wird Huang mit seiner Mannschaft abgestellt. Schon nach kurzer
Zeit bekommen die Cops reichlich Arbeit, denn der Vietnamese will seine Rache und ihm ist dabei jedes Mittel recht.
Doch dies ist nicht das einzige Schlachtfeld auf dem sich Coke behaupten muss. Zur gleichen Zeit nimmt Ray, der Sohn des damals ebenfalls getöteten Triaden Chiu,
Kontakt mit ihm auf. Dieser will für den von Huang getöteten Vater seine Rache und er bittet Coke dabei um Hilfe.
Infernal Affairs war nicht nur ein überraschend gelungener Film, sein großer Erfolg an den Kinokassen
führte auch dazu, dass in Hongkong endlich mal wieder einige Krimi- und Actionstoffe ihren Weg auf die große Leinwand fanden. Einer der ersten dieser Vertreter war
Colour Of The Truth vom Regiegespann Wong Jing und Marco Mak. Zwei Namen, die man zunächst mit ausgemachter Qualitätsarbeit nicht in Verbindung bringt, und die
eigentlich kaum etwas Gutes erwarten lassen. Doch auch Wong scheint hin und wieder mal zu einer Überraschung fähig. Wenn man diese Produktion auch nicht zu den
ausgemachten Höhepunkten des Genres zählen kann, bietet sie dennoch spannungsreiche Unterhaltung, die nicht zuletzt wegen ihrer vielen Actionszenen für einige
Kurzweil sorgen kann.
Die größte Überraschung ist hier zweifellos das Drehbuch, dass sich für Wong Jings Verhältnisse als außerordentlich gelungen entpuppt und bis dato sicherlich seine
beste Arbeit in diesem Bereich darstellt. Es besitzt zwar nicht mal im Ansatz die Cleverness von Infernal
Affairs und in mancher Hinsicht wirkt es schon wie an den Haaren herbeigezogen, doch letztendlich kann man mit dem hier gebotenen sehr zufrieden sein. Obwohl
auch Colour Of The Truth aus mehreren Erzählsträngen besteht, bleibt dem Zuschauer das gewohnte Chaos eines Wong Jing diesmal erspart. Ein wohldurchdachter
Storyverlauf sieht allerdings doch etwas anders aus. Den beiden Regisseuren gelingt es aber, die Geschichte fokussiert und ohne größere Mätzchen voranzutreiben.
Lediglich beim Finale, wo die einzelnen Plotlinien zusammengeführt werden, hat das Drehbuch so seine Probleme. Mit der Logik sollte man es hier also in mancher
Hinsicht nicht zu genau nehmen. Die groben Patzer bewegen sich jedoch im vertretbaren Rahmen, was letztlich auch ein Verdienst der beiden Regisseure ist, denen es
augenscheinlich gut gelingt, das Drehbuch spannungsreich umzusetzen.
In erster Linie lebt Colour Of The Truth aber weniger von seiner Geschichte, als vielmehr von dem fast schon liebevoll gezeichneten Charakter Anthony Wongs. In dieser
Hinsicht spielt es auch nur eine untergeordnete Rolle, dass dafür weniger das Drehbuch, als Wongs große Qualitäten als Schauspieler verantwortlich gemacht werden
müssen. Von Anfang an drückt er dem Film seinen Stempel auf und es gelingt ihm vorzüglich, ihn bis zum Finale zu tragen. Obwohl sein nicht immer sympathischer
Charakter, auf eine undurchsichtige Vergangenheit zurückblickt, legt er ihn doch so an, dass der Zuschauer problemlos mit ihm mitfiebern kann. Seine Leistung ist die
eigentliche Stärke des Films und die weniger gelungenen Aspekte des Drehbuchs, mit all ihren kleinen Problemen, geraten so leicht in Vergessenheit.
Darüber hinaus ist Colour Of The Truth auch in den weiteren Rollen gut besetzt. Neben Anthony Wong sticht hier vor allem Jordan Chan heraus, der den Film mit seiner
Leistung noch einmal zusätzlich aufwertet. Es ist wirklich schade, dass sich der Mann in den letzten Jahren so rar auf der Kinoleinwand gemacht hat. Ein nicht ganz so
glückliches Händchen hatte man allerdings bei der Wahl von Raymond Wong als zweiten Hauptcharakter neben Anthony Wong. Gegen seinen Namensvetter sieht der
eher durchschnittliche Darsteller kaum eine Sonne und bleibt durchweg blass. Als völliger Ausfall entpuppt sich dazu noch Chapman To, der ein weiteres Mal die
undankbare Rolle als Goof vom Dienst geben muss, was hier auf Dauer richtiggehend nervig sein kann.
Obwohl Colour Of The Truth auch visuell kaum mit seinem erfolgreichen Vorbild konkurrieren kann, ist er über weite Strecken doch ausgesprochen gut inszeniert.
Insbesondere für Wongs Verhältnisse ist der Film überraschend stylish ausgefallen, so dass man wohl davon ausgehen muss, dass die Hauptarbeit eher von Marco
Mak verrichtet wurde. Vor allem die Kameraarbeit erweist sich, insbesondere in den ersten Minuten, als richtiggehend gelungen und Colour Of The Truth hat genau das
richtige Tempo, um auch in den Actionszenen überzeugen zu können. In dieser Hinsicht gibt es, neben einem nicht zu verachtenden Gewaltpegel, erfreulich viele und vor
allem gut inszenierte Schießereien zu begutachten.
Unzweifelhaft ist Colour Of The Truth weit davon entfernt ein makelloser Film zu sein. Insgesamt entpuppt er sich jedoch als deutlich besser, als man das von diesem
Regiegespann erwarten durfte. Temporeich inszeniert, bietet er spannungsreiche Actionunterhaltung mit leichten Abstrichen beim Inhalt. Qualitativ eine wohltuende
Abwechslung zum sonstigen Ausstoß des ehemals so erfolgreichen Produzenten.
(S.G.)
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