Für Toshio Murai geht ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Er darf seinen ersten Spielfilm, einen Gruselstreifen, inszenieren. Bei
der abendlichen
Sichtung der ersten Takes bestaunen er und seine Mitarbeiter unglaubliches. Auf dem gedrehten Material befinden sich plötzlich
Ausschnitte die sie
nie gedreht haben. Zuerst glauben sie, daß diese Szenen aus einem anderen Film stammen, doch da es sich dabei um ihr
Rohmaterial handelt,
welches noch nicht das Licht des Schneideraums erblickt hat, kann auch dies unmöglich sein.
Auf besagtem Ausschnitt können die Filmemacher unter anderem das Abbild einer mysteriösen jungen Frau mit einer verzerrten
Fratze erkennen. Der
große Zeitdruck unter dem sich die Produktion befindet, verhindert allerdings, daß Murai sich weiter Gedanken um den
merkwürdigen Filmausschnitt
machen kann. Als jedoch eine der Darstellerinnen bei den Dreharbeiten auf unerklärliche Weise zu Tode stürzt und sich weitere
äußerst merkwürdige
Vorfälle ereignen, beginnt er mit seinen Nachforschungen, die ihn nach und nach auf eine erschreckende Spur führen.
Dieser kleine Gruselstreifen ist nach ersten Serienarbeiten für das japanische Fernsehen das Kinodebüt von The
Ring Regisseur
Nakata Hideo. Joyuu
Rei nimmt dabei stilistisch schon einige Elemente seines kommenden Überfliegers vorweg und läßt gerade in der Figur der
toten Schauspielerin
deutliche Parallelen zu Sadako aus The Ring erkennen.
Insgesamt bietet Joyuu Rei allerdings nicht mehr als gediegene Genreunterhaltung, der es ein wenig an außergewöhnlichen
Momenten mangelt.
Es gelingt Nakato zwar ohne größere Probleme das sehr geringe Budget durch sein großes formales Talent zu kompensieren,
doch inhaltlich bietet der
Film einfach zu wenig, um in letzter Konsequenz voll überzeugen zu können.
Wie bei The Ring handelt es sich auch bei Joyuu Rei um einen sehr ruhig
gehalten Film. Obwohl es genau diese
Art von
bedächtiger Erzählweise
sein sollte, die den großen Reiz seine Folgefilms ausmacht, geht die gleiche Stilistik hier noch etwas nach hinten los, denn
atmosphärische und
spannende Momente bleiben bei Nakatas Erstling eher Mangelware, so daß es ihm zu keiner Zeit richtig gelingen will, eine
ähnliche bedrückende
Stimmung wie bei The Ring zu erzeugen.
Das Finale läßt dann allerdings schon sein Händchen für sehr effektiven Horror erkennen. Viel Nebel, knarrende Türen und
erstklassiger Schnitt
sorgen dafür, daß der Zuschauer auch hier in Sachen Terror nachhaltig beeindruckt wird. Leider kommt dieses Ende aber recht
abrupt und ist
insgesamt auch zu kurz ausgefallen, so daß es nicht vollends für den Leerlauf der vorangegangen Minuten entschädigen kann.
Joyuu Rei ist ein netter, aber bei weitem nicht außergewöhnlicher, Horrorstreifen, der trotz ein paar guter Ideen und eines
effektiven Finales
nicht ganz überzeugen kann und so letztlich nicht mehr darstellt, als eine frühe Fingerübung dieses talentierten
Genreregisseurs.
(S.G.)
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