Seit sie sich in jungen Jahren bei einem Gangfight kennen gelernt haben, sind Ling Chun und Li Ying Wai die besten Freunde. Unter einem jeweils anderen Boss gehen
sie beide ihren Weg bei den Triaden und bewegen sich Schritt für Schritt auf der Karriereleiter nach oben. Anfangs kommt es noch zu Auseinandersetzungen zwischen
den beiden rivalisierenden Gangs, doch als sich ihre Bosse aus dem Geschäft zurückziehen, wird ihnen die Macht übertragen. Sie schließen sich mit anderen Gangs zu
einer Zweckgemeinschaft zusammen und der finanzielle Aufstieg geht unaufhörlich weiter.
Während der hitzköpfige Ying Wai weiter seine Gang anführt, versucht Chun vor allem auf legalem Gebiet Geschäfte zu machen. Die Strasse überlässt er seinen jungen
Mitstreitern. Doch es dauert nicht lange, bis Neid und Missgunst zwischen seinen Anhängern herrscht. So kommt es zu immer mehr Gewalttaten, die auch die Polizei auf
den Plan ruft. Schließlich werden auch Chun und Ying Wai in den blutigen Kampf hineingezogen, der unter ihren eigenen Männern herrscht.
Dieser passable Triadenstreifen ist kurz vor der großen Gangsterwelle, die von Andrew Laus Young & Dangerous ausgelöst wurde, mit eher mäßigem Erfolg in den Hongkonger Kinos gelaufen. Verantwortlich für die Regie zeigte sich
Johnny Lee, der mit A Day Without Policeman sein Debüt gab und davor in erster Linie als Drehbuchautor tätig war. Unzweifelhaft gehört der Mann nicht zu den führenden
Köpfen von Hongkongs schreibender Zunft, denn das wird beim Betrachten von From The Same Family, für dessen Drehbuch er sich ebenfalls verantwortlich zeigte,
ganz schnell deutlich.
Die Geschichte, die der im Knast einsitzende Roy Cheung in Rückblenden erzählt, wird aber rasant und ohne größere Hänger vorangetrieben. Für wirklichen Tiefgang
bleibt bei diesem Erzähltempo allerdings keine Zeit, was dazu führt, dass die dramatischen Elemente kaum funktionieren. Vor allem die Zeichnung der einzelnen Figuren
bleibt insgesamt sehr oberflächlich, da auf die Charaktere viel zu wenig eingegangen wird. Darunter haben natürlich auch die Darsteller zu leiden, die sich hier kaum
profilieren können. Einzig Roy Cheung ist wie immer sehr sehenswert und liefert eine tadellose Vorstellung als charismatischer Triadenführer. Er kämpft sich tapfer durch
den löchrigen Plot, der zugunsten der Dramatik oft auf die nötige Logik verzichtet. Der vielen inhaltlichen Mängel zum Trotz, hat die Geschichte aber auch ihre guten
Seiten, da der insgesamt sehr ernst gehaltene Film, vereinzelte amüsante Momente vorzuweisen hat. Szenen wie diese, in der die noch jugendlichen Ling Chun, der von
einer vorherigen Auseinandersetzung noch ein Messer im Rücken hat, und Li Ying Wai darum wetten, wer später einmal die größere Karriere bei den Triaden
einschlagen wird, regen durchaus zum Schmunzeln an. Solche Momente sorgen dafür, dass sich From The Same Family ein wenig von der Masse ähnlicher
Genrevertreter abheben kann. Einzigartig oder gar hochklassig wird er durch diese wenigen Szenen allerdings nicht.
Johnny Lee sorgt dafür, dass sich sein Film auch visuell sehen lassen kann. From The Same Family ist formal insgesamt ganz gut umgesetzt und bietet eine flotte und
gestylte Inszenierung, die erst keine Längen aufkommen lässt. Nur der sehr überschwängliche Einsatz von Handkamera nervt anfangs ein wenig. Sobald die
Rückblendenstruktur des Films einsetzt, wird dieses Stilmittel allerdings deutlich zurückgenommen. Bei den Actionszenen, die zumeist kurz, aber recht zahlreich zu finden
sind, dominiert weniger eine ausgefeilte Choreographie als ein schneller Schnitt. Das sieht in mancher Hinsicht zwar rasant aus, lässt an Übersichtlichkeit aber etwas zu
wünschen übrig. Wie auch im folgenden Young & Dangerous ist die Action zumindest in der
ersten Hälfte etwas rauer, denn stilisiert. Die Kämpfe werden so auch eher mit langen Messern, statt mit der Handkante ausgefochten. Erst in den letzten Minuten, wo
auch kurz ein paar Schusswaffen zum Einsatz kommen, erhält der Film so etwas wie ein typisches Bloodshed-Feeling. Die Actionszenen wirken in diesem Finale
allerdings oftmals zu überzogen, was dem eigentlich um Bodenhaftung bemühten Film nicht unbedingt zuträglich ist.
From The Same Family ist insgesamt ein ganz unterhaltsamer Genrevertreter, der aber keine nennenswerten Neuigkeiten von der Triadenfront zu berichten weiß. Es gibt
in diesem Bereich deutlich bessere, allerdings auch wesentlich schlechtere Filme. In erster Linie ist es einem souverän aufspielenden Roy Cheung zu verdanken, das
From The Same Family, für die Fans einer solchen Thematik, zum recht unterhaltsamen Zeitvertreib wird.
(S.G.)
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