Nach seiner Haftentlassung zieht es das langjährige Triadenmitglied Sam zu seinem Bruder Billy nach Taipeh. Der ist dort ein angesehener Gangster und will Sam
schnell wieder in die verbrecherische Umgebung integrieren. Zusammen mit dem jungen Crow, ein Straßenverkäufer, der unbedingt Karriere bei den Triaden machen
will, erhält er schon nach kurzer Zeit einen Auftrag von seinem Bruder. Sie sollen sich in Tainam mit einem anderen Gangster treffen, der immer wieder für
Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Gangs sorgt. Dort kommt es allerdings zu einer Auseinadersetzung, bei dem der Gangster vom ungestümen Crow
getötet wird, was letztlich aber dazu führt, dass er in die Reihen der Triaden aufgenommen wird.
Während der junge Mann langsam das harte Leben in den Reihen der Gangster kennen lernt, will Sam aus dem dreckigen Geschäft aussteigen. Dafür hat er auch allen
Grund, da er inzwischen Crows Schwester kennen und lieben gelernt hat. Billy ist davon allerdings wenig begeistert und er versucht den Bruder mit allen Mitteln in den
Reihen der Triaden zu halten. Inzwischen hat aber auch Crow erkannt, was für ein dreckiges Leben er innerhalb der Gang führen muss. Immer wieder gerät er in Konflikte,
da Billy ganz offensichtlich seiner Freundin nachsteigt und dabei kein Pardon kennt. Als er schließlich selbst aussteigen will, ist es dafür längst zu spät und er steuert
geradewegs in eine Katastrophe, in die er auch Sam hineinzieht.
Bereits drei Jahre vor dem Blockbuster To Be Number One legte Poon Man Kit mit Hero Of
Tomorrow den Grundstein für seinen Ruf als Spezialist für Gangsterstoffe. Inhaltlich wie formal hat der Film allerdings noch nicht allzu viel mit seinen folgenden Epen
gemeinsam.
Im Gegensatz zu Poons späteren Genrearbeiten, die immer wieder den Aufstieg und Fall der Bosse thematisieren, beleuchtet er bei Hero Of Tomorrow nicht das Leben
der großen Fische, sondern die Probleme des gemeinen Fußvolks. Heraus kam dabei ein düsterer und dreckiger Gangsterstreifen, mit dem er zwar inhaltlich nicht
gerade Neuland betritt, dessen Geschichte aber dennoch über genügend sehenswerte Momente verfügt, um ihn ein wenig aus der Masse der Genrefilme herausragen
zu lassen. Sieht man einmal von dem klassischen, waffenstarrenden Bloodshed-Finale ab, läuft der Film dem damaligen Trend entgegen und präsentiert seine
Charaktere als wenig heldenhaft. Die Figuren sind vielmehr klassische Verlierertypen, hin und her gerissen zwischen der Loyalität zu ihrem Boss und privaten
Problemen, die sie immer wieder heillos überfordern und darüber hinaus untrennbar mit den Triaden verwoben sind. Von einer verklärenden Sicht auf das
Gangsterleben, wie das bei A Better Tomorrow und den meisten seiner Epigonen der Fall ist, kann bei Hero Of Tomorrow kaum eine Rede sein, da jeder kleine Anflug
von Hoffnung gleich brutal im Keime erstickt wird.
Obwohl der Film die ein oder andere inszenatorische Schwäche aufweist, vor allem die erste Hälfte hätte etwas straffer erzählt werden können, lässt Poon hier zeitweilig
schon seine technischen Qualitäten aufblitzen. Das macht sich vor allem auch in den Actionszenen bemerkbar. Obwohl Hero Of Tomorrow in dieser Hinsicht quantitativ
nicht gerade viel zu bieten hat, gibt es einige mitreißende Momente zu entdecken, die mitunter ziemlich brutal und vielleicht etwas zu spekulativ ausgefallen sind. Das
etwas zu kurz geratene Finale, bei dem dann auch die Schusswaffen ausgepackt werden, sieht sich dann aber doch eher der Ästhetik eines John Woo verpflichtet und
folgt weniger dem bis dato eher nüchternen Grundton. Diese letzten Minuten sind aus Sicht der Action zwar äußerst sehenswert, können sich aber nicht mehr so recht in
den wenig heldenhaften Kontext der Geschichte einfügen.
Insgesamt ist Hero Of Tomorrow einer der weniger stilisierten Vertreter von Hongkongs großer Gangsterwelle und hat mit der Glorifizierung der Triaden nicht viel am Hut.
Obwohl schon damals kein wirklich neuer und außergewöhnlicher Film, bietet er, wenn auch mit Abstrichen, düstere Unterhaltung und weiß durch seinen rauen Charme zu
überzeugen. Sehenswert!
(S.G.)
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