Koji Sati ist ein angesehener Tontechniker und seine Frau Junko ist neben ihrem Beruf als Kellnerin noch ein begabtes Medium. Im Gegensatz zur Arbeit ihres Mannes
findet ihre übersinnliche Begabung allerdings wenig öffentliche Anerkennung, worunter ihr Selbstwertgefühl stark leidet.
Eines Tages wird in der Stadt ein kleines Mädchen entführt und von ihrem Peiniger in den Wald verschleppt. Dort kann es allerdings flüchten und entdeckt Koji, der dort
gerade Aufnahmen macht. Die verängstigte Kleine versteckt sich auf ihrer Flucht vor dem Entführer in seinem Gerätekoffer, den Koji, ohne etwas von seinem Passagier
zu bemerken, später in der Garage abstellt. Doch noch am Abend spürt Junko, dass in der Garage etwas nicht stimmt und findet das Mädchen.
Jetzt sieht sie ihre große Chance gekommen, der breiten Öffentlichkeit ihr einmaliges Talent zu beweisen. Obwohl Koji von ihrem Plan alles andere als begeistert ist,
lässt er sich von seiner Frau überreden, sie dabei zu unterstützen. Sie bietet der Polizei, die nicht den kleinsten Anhaltspunkt über den Verbleib des Mädchens hat, nun
ihre Fähigkeiten an, um das Entführungsopfer aufzuspüren. Doch ganz plötzlich stirbt das Mädchen an Erschöpfung und es kommt alles anders als geplant.
Neben seinen Kinofilmen war sich Kurosawa Kiyoshi nie dafür zu schade, auch für das japanische Fernsehen zu arbeiten oder Filme direkt auf Video zu veröffentlichen.
Eine dieser TV-Produktionen ist Kourei aus dem Jahr 2000. Nach Seance On A Wet Afternoon (1964) ist dies bereits die zweite Verfilmung die auf einem Roman des
britischen Autors Mark McShane beruht.
Was zu Beginn noch wie ein klassischer Thriller anmutet entwickelt sich im Laufe der Zeit zu einem lupenreinen Geisterfilm, der in jeder Hinsicht überzeugen kann. Kourei
verzichtet dabei völlig auf eine dieser 08/15 Stories, wie sie im japanischen Genrekino inzwischen leider zum Standard geworden sind, und setzt stattdessen auf eine
intelligent gestrickte Handlung, mit großem Hang zu glaubwürdigen Charakterzeichnungen.
Auch formal zieht Kurosawa hier wieder alle Register seines Könnens. Ihm gelingt, trotz eines unübersehbar schmalen Budgets und der dafür typischen DTV Optik, was
ein Großteil seiner Kollegen zumeist vergeblich versucht. Er holt aus diesen beschränkten Mitteln ein Höchstmaß an Effektivität heraus und bietet mit Kourei einfach
hervorragende Gruselunterhaltung. Den Horror erzeugt er dabei wie auch schon bei Cure auf sehr subtile Weise. Eine
stoische Kameraführung und die düsteren Sounds auf der Tonspur reichen aus, den Zuschauer förmlich spüren lassen, wie sich das Unheil ganz langsam über den
Protagonisten zusammenbraut und sich dann immer wieder in dezenten aber höchst effektiven Schocks entlädt. Für Spannung und eine durchweg beklemmende
Atmosphäre ist hier wirklich zu jeder Zeit gesorgt, so dass man Kourei schon als kleines Highlight im Genreeinerlei der letzten Jahre bezeichnen kann.
Zu guter Letzt verzichtet der Regisseur auch nicht auf die bei ihm schon üblichen bizarren Einfälle, die dem Film mitunter ein fast surreales Ambiente verleihen. In diesen
Momenten weist die Produktion schon eine gewisse Ähnlichkeit zum ganz herausragenden Charisma auf. Da Kourei aber wesentlich kommerzieller ausgerichtet ist,
bleibt er für den Zuschauer aber um einiges zugänglicher und ist letztendlich auch nicht ganz so verstörend.
Trotz des Ambientes einer DTV-Produktion ist Seance einfach ein toller Gruselfilm geworden. Hervorragend inszeniert und wesentlich intelligenter als die meisten Big
Budget Produktionen, beweist Kurosawa Kiyoshi, dass es keines großen finanziellen Aufwandes bedarf, um eindrucksvollen und effektiven Horror abzuliefern.
(S.G.)
- Der Ring Virus - Das neue Phantastische Kino aus Japan
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