Im China des 14. Jahrhunderts hat die Ming-Dynastie gerade die Macht an sich gerissen. Das Nachbarland Korea schickt eine Gruppe von Diplomanten in Begleitung
einiger weniger Krieger aus, um die kriselnden Beziehungen zu China zu verbessern. Doch gleich bei ihrer Ankunft werden die Männer unter Mord- und
Spionageverdacht verhaftet und ins Exil verbannt.
Unter der Aufsicht von chinesischen Soldaten treten sie diesen schweren Gang durch karge Wüstenlandschaften an. Schon nach kurzem Weg werden sie allerdings von
einer Gruppe Mongolen angegriffen und besiegt. Alle chinesischen Soldaten werden dahingemetzelt, doch die Koreaner lässt man frei. So setzen sie ihren
beschwerlichen Weg allein fort, in der Hoffnung, die Heimat lebend zu erreichen.
Bei einer Rast in einem kleinen Wüstenstädtchen gelingt es ihnen eine gefangene Ming-Prinzessin aus den Händen von Mongolen zu befreien. Durch diese Aktion
erhoffen sie sich eine Begnadigung und die Erlaubnis wieder nach Korea zurückkehren zu dürfen. Verfolgt von den Mongolen versuchen sie nun die Prinzessin in
Sicherheit zu bringen. Das bringt nicht nur weitere kämpferische Auseinandersetzungen mit den blutrünstigen Verfolgern, sondern führt auch zu ernsten Spannungen
innerhalb der Gruppe.
Die Rettung scheint eine abgelegene Ming-Festung zu sein. Doch auch dort haben die Mongolen schon vor einiger Zeit ganze Arbeit geleistet und ein Blutbad
angerichtet. Dort verschanzen sich die Koreaner und bereiten sich auf die letzte Schlacht gegen die Verfolger vor.
Für koreanische Verhältnisse ist Musa ohne Frage ein Film der Superlative. Mit einem Heidenaufwand wurde eine Mammutproduktion aus dem Boden gestampft, die
ein millionenschweres Budget und eine fast schon epische Produktionszeit für sich beanspruchen konnte. Darüber hinaus war mit Kim Sung Soo ein Regisseur mit an
Bord, der mit seinem eindrucksvollen Debüt Beat und dem Nachfolger Our Sunny Days, bewiesen hat, dass er zu
den interessantesten und talentiertesten Jungfilmern
Asiens gehört.
Dies alles sorgt für dementsprechend hohe Erwartungen beim Zuschauer, die der Film allerdings nur bedingt erfüllen kann. Musa will mit aller Macht ein großes Epos
sein, dass aber letztendlich an den selbstgesteckten hohen Ansprüchen scheitert. Von einem schlechten Film zu sprechen wäre hier aber sicher unangebracht, da die
Produktion formal ohne Zweifel großes Kino bieten kann, dass sich in visueller Hinsicht vor amerikanischen Genrekollegen, die hier wohl auch eher Pate gestanden
haben als vergleichbare Filme aus Asien, sicherlich nicht zu verstecken braucht. Musa besticht vor allen Dingen durch eine glänzende Fotografie, die herausragende
Landschaftsaufnahmen und Bildkompositionen zu bieten hat und kann zudem auch durch zahlreiche hart und packend inszenierte Schlachtszenen begeistern.
Inhaltlich hat Kims Film dagegen mit erheblichen Defiziten zu kämpfen und die Geschichte ist nicht mal halbwegs so episch ausgefallen, wie man das eigentlich hätte
erwarten können. Der auf fast 160 Minuten ausgewalzte Plot, der zumindest teilweise historisch verbürgt sein soll, ist zwar überraschend düster ausgefallen, hat dabei
aber auch mit erheblichen erzählerischen Mängeln zu kämpfen. Vor allem im ersten Drittel stiftet die sehr zerfahrene Erzählweise allerlei Verwirrung beim Zuschauer, der
den vielen Fakten kaum folgen kann.
Die eigentliche Dramatik der Geschichte erwächst bei Musa vorwiegend aus Problemen innerhalb der Gruppe und sich dadurch immer wieder verschiebender
Machtstrukturen. Anfangs ist das noch ganz interessant, doch spätestens nach der dritten Wiederholung dieses ewiggleichen Schemas machen sich hier starke
Abnutzungserscheinungen breit. Zudem präsentieren sich auch die Hauptdarsteller nicht unbedingt in Bestform. Größter Schwachpunkt ist in dieser Hinsicht Hauptakteur
Jung Woo Sung, der mit ausnahmslos stoischem Gesichtausdruck durch die Wüste wandert und sich mit seiner Rolle reichlich überfordert zeigt. Im Großen und Ganzen
bleiben aber auch die anderen Charaktere einfach recht blass, oder im Falle von Zhang ZiYi als zickiger Prinzessin, viel zu unsympathisch gezeichnet, als das sich der
Zuschauer wirklich für ihr Schicksal erwärmen, geschweige denn sich mit ihnen identifizieren könnte. Von kleineren Ausnahmen einmal abgesehen, treten die mit allerlei
Klischees beladenen Protagonisten praktisch emotionslos auf der Stelle. Kaum eine der Figuren macht einer charakterliche Entwicklung durch und das ist bei dieser viel
zu langen Laufzeit selbst durch phänomenale Bilder und packende Actionszenen nicht mehr aufzufangen. Dadurch hat Musa nicht nur mit gelegentlichen Durchhängern,
sondern auch mit längeren Phasen der puren Langweile zu kämpfen.
Letztendlich kann Musa so nur auf der formalen Ebene wirklich überzeugen. Der Geschichte mangelt es eindeutig an Seele und die Produktion wirkt über weite Strecken
einfach zu glatt und poliert. Ohne Frage, für koreanische Verhältnisse ist Kims Film eine überaus ambitionierte Produktion, doch der Regisseur hätte bei allem Aufwand
nicht vergessen dürfen, die inhaltliche Leere mit ein wenig mehr Handlung zu füllen. Trotzdem dürften all diejenigen, die sich schon an Braveheart und Gladiator
begeistern konnten, hier ruhig mal einen Blick riskieren.
(S.G.)
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