Officer Lui ist ein dienstbeflissener aber auch korrupter Cop, der eines Tages in der Nachbarwohnung beobachtet wie ein Mann
eine Nutte schwer mißhandelt. Als er den
Vorfall fotografiert und seinem Vorgesetzten den Film übergibt, wird ihm der Fall sofort entzogen. Alles andere als begeistert,
ermittelt Lui nun auf eigene Faust. Als er
jedoch bemerkt, das er sich dabei mit übermächtigen Gegnern aus der Politik anlegt, gibt es für ihn kein zurück mehr.
Plötzlich beginnt die ICAC, unter Führung des zwielichtigen Alex Chiang, gegen ihn zu ermitteln und der Jäger wird zum Gejagten.
Bei seiner geplanten Festnahme kann
Lui nur durch Hilfe einer ICAC Mitarbeiterin entkommen, mit der er des Öfteren Telefonsex hat. Jetzt geht es nur noch darum die
eigene Haut zu retten und er versucht
alles, um seine Unschuld zu beweisen. Unterstützung erhält er dabei ein weiteres mal von der jungen ICAC Mitarbeiterin, die sich
inzwischen in ihn verliebt hat, und die
ihren eigenen Boß in Verdacht hat, hinter all dem Übel zu stecken.
Als die beiden dann jedoch bemerken, wie mächtig ihre Gegner wirklich sind, ist es fast schon zu spät und sie werden zum
Spielball in einem groß angelegten Spiel um
die politische Macht in der britischen Kronkolonie.
Raymond Lee Wai Man gehört ohne Frage zu den besseren Thriller Regisseuren Hongkongs. Seine Genrearbeiten The Other Side Of The Sea und natürlich Blue
Lightning bieten gepflegte
Unterhaltung auf einem Niveau, daß, trotz der ein oder anderen unbefriedigenden Storywendung, zumeist deutlich über dem
seiner kantonesischen Kollegen liegt. Der
im Jahre 1995 entstandene Police Confidential kann aber leider nicht mehr an seine besseren Arbeiten aus diesem Bereich
anknüpfen und erweist sich im Großen und
Ganzen als reichlich unausgegorener Film.
Die formale Gestaltung von Police Confidential ist allerdings ausnehmend gelungen. Raymond Lee läßt hier all seine Routine
walten und versieht den Film mit einem
düster gehaltenen Grundton, der bisweilen gekonnt die Ausweglosigkeit, in der sich Simon Yam´s Charakter befindet, unterstreicht.
Nebenbei gibt es dann einige
gelungene und pointiert eingesetzten Actionszenen, die immer wieder für die nötige Auflockerung sorgen.
Läßt man aber die gelungene visuelle Gestaltung beiseite gibt es wenig erfreuliches über Police Confidential zu berichten. Vor
allem das Drehbuch,
das A und O eines jeden Thrillers, ist viel zu simpel gestrickt und bietet bergeweise Anlaß zur Kritik. Ähnlich wie schon bei Blue
Lightning ist auch hier die im Hongkong Kino allgemein sträflich vernachlässigte Auseinandersetzung mit den Machtspielen
korrupter Politiker ein interessanter
Aspekt. Nur leider ist die Einbeziehung dieser Thematik noch wesentlich plakativer ausgefallen, als das schon bei Lee´s 1991er
Werk der Fall war. Anstatt den Fokus
der Geschichte allein auf diesen Schwerpunkt hin zu konzentrieren, hat man dessen Wirkung durch die Einbeziehung von Thriller-
und Liebesfilms Elementen, und dann
im letzten Drittel noch mit denen des Gerichtsfilms, reichlich verwässert. Police Confidential springt dabei zuweilen sehr
unausgegoren zwischen diesen verschiedenen
Genres hin und her, ohne sich ausreichend Zeit für die einzelnen Aspekte der Geschichte zu nehmen. Dadurch wirkt Raymond
Lee´s Film zu weiten Teil sehr holprig und
nicht selten auch
etwas zerfahren.
Bei einer derartigen inhaltlichen Vielfältigkeit kommt so zwar kaum Langweile auf, nur sorgt diese Mischung im Endergebnis auch
dafür, daß sich keines der
Storyelemente so richtig entfalten kann. Gerade die Szenen im Gerichtssaal sind einfach viel zu plump ausgefallen und werden
nach bekanntem Schema
heruntergespult. Für die eigentliche Geschichte ergeben sich hier allerdings keinerlei Erkenntnisse die für den Fortgang in
irgendeiner Weise von Bedeutung gewesen
wären.
Zumindest phasenweise als Schwachpunkt muß man auch die nicht immer überzeugenden Kommentare Simon Yams
bezeichnen, mit denen er den Film aus dem Off
erzählerisch begleitet. Obwohl seine Bemerkungen im Großen und Ganzen durchaus Sinn ergeben, geht dem Zuschauer sein
pausenlose Gerede mit der Zeit auf die
Nerven, da er stellenweise ohne Punkt und Komma redet. Weniger wäre dabei eindeutig mehr gewesen. In diesen Momenten läßt
sich dann auch eine Nähe zu den
amerikanischen Pulp Filmen Marke Quentin Tarantino nicht verhehlen. Ein Element mehr, daß hier für Ungleichgewicht sorgt.
Außergewöhnlich ist aber zumindest die
musikalische Untermalung, die man ebenfalls in diesen Bereich einordnen kann. Stellenweise ist der Score zwar ein wenig
enervierend ausgefallen, doch in seinen
besseren Momenten würde er wohl auch Quentin Tarantino ein freudiges Lächeln auf die Lippen zaubern.
Hätte man beim zu simpel ausgefallenen Drehbuch mehr Sorgfalt walten lassen, so wäre aus Police Confidential wahrscheinlich
ein passabler Thriller geworden.
Ansätze dafür sind zweifelsfrei vorhanden.
(S.G.)
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