Nachdem der junge Ting die Tochter des mächtigsten Triaden Schanghais aus der Hand von Entführern befreit hat, beginnt sein
unaufhörlicher Aufstieg in deren Reihen.
Zur gleichen Zeit fällt ihm Man Kheung, ein gestrandeter und desertierter taiwanesischer Soldat, in die Hände und wird sein
Gefangener. Doch als die Entführer der
Triadentochter Rache an Ting nehmen wollen, wird sein Leben von Man Kheung gerettet.
Die beiden werden nun zu unzertrennlichen Freunden und machen fortan Schanghais Unterwelt unsicher. Leider verlieben sich
beide in die gerettete Tochter des
Triadenführers. Diese gemeinsame Liebe entzweit die beiden wieder, denn Ting fühlt sich von Man Kheung verraten.
Doch es kommt noch schlimmer, denn der taiwanesische Geheimdienst ist Man Kheung bereits auf der Spur und macht zudem
Geschäfte mit dem Triadenboß, der sich
später auch Ting zum Feind macht.
Welcher Regisseur wäre nicht besser für die Umsetzung eines solchen Stoffes geeignet wenn nicht Hongkongs Eposfilmer
Nummer Eins, Poon Man Kit. Seine
stellenweise schon gigantisch aufgezogenen, wenn auch nicht immer völlig gelungenen, Werke To Be
Number One, Hero Of
Hong Kong 1949 und Lord Of East China
Seas 1 & 2 dürften bei einigen wahrscheinlich noch in Erinnerung sein. Gleiches dachte sich wohl auch Produzent Tsui Hark, der
ihn für dieses aufwendige Gangsterepos
engagierte. Diese beiden Männer hinter der Kamera und die Traumbesetzung mit Andy Lau und Leslie Cheung ließen Großes
erwarten.
Leider erfüllt Shanghai Grand bei weitem nicht die in ihn gesteckten Hoffnungen und scheitert in vielerlei Hinsicht. Schon allein
wegen der viel zu kurzen Laufzeit von nicht
einmal hundert Minuten will der Film einfach nicht richtig funktionieren. Die Geschichte wird viel zu schnell heruntergespult, so daß
auf die Intentionen der einzelnen Figuren
kaum eingegangen wird. Durch einige ellenlange Rückblenden wirkt Shanghai Grand dann zusätzlich noch sehr zerfahren und in
seiner Gesamtheit alles andere als
rund.
Der Grund für den nicht mal ansatzweise vorhandenen Tiefgang liegt hier klar auf der Hand. Die Macher wollten massenhaft Action
in den für sein episches Flair viel zu
kurzen Film unterbringen. In dieser Hinsicht dürfte sich jedenfalls niemand beschweren. Es kracht an allen Ecken und Enden.
Blutgetränkte Zeitlupenschießereien und
Prügeleien gibt es am laufenden Band. Das läßt zwar keinerlei Längen aufkommen, doch dem eigentlichen Plot tut man so keinen
Gefallen. Die tragische Note geht so
völlig unter und hinterläßt völlig unbeteiligt bleibende Zuschauer. Man kann sich so zu keiner Zeit des Gefühls erwehren, daß die
Geschichte einzig und allein das Ziel
verfolgt, die einzelnen Actionszenen mehr oder minder sinnvoll miteinander zu verbinden. Ihren Teil dazu trägt auch die äußerst
wirre und völlig unglaubwürdige
Geschichte bei.
Andy Lau und Leslie Cheung sind zwar sehr charmant in ihren Rollen, doch so etwas wie Mitgefühl für die Leiden der beiden
Protagonisten will zu keiner Zeit aufkommen.
Dafür sind die Charaktere einfach viel zu schablonenhaft gezeichnet. Ein weiteres Manko sind auch die stellenweise sehr groben
Brutalitäten, in denen sich der Film nicht
gerade selten suhlt. Zartbesaitet waren Poon Man Kits Filme ja nie, doch hier wird in Sachen Gewalt doch ein ums andere mal über
die Strenge geschlagen und
knöcheltief in Blut gewatet. So erhält der Film einen bei einer Produktion dieser Größenordnung doch verwunderlichen sleazigen
Anstrich. Das tut ihm alles andere als
gut. Zusätzlich gleitet Shanghai Grand in einer Szene, als Andy Lau mit einer riesigen Würgeschlange kämpft, noch in tiefste
Trashgefilde ab. Selten habe ich so etwas
lächerliches in einer ähnlich epischen Produktion gesehen.
Die großartige Ausstattung und die formale Umsetzung sind nicht zuletzt dank eines fetten Budgets herausragend, doch retten
können sie Shanghai Grand nicht mehr.
Lediglich wenn man ohne jedes Anspruchsdenken an die Produktion herangeht, dann sorgt Shanghai Grand für hundert Minuten
bestes und sehr bluttriefendes
Entertainment. Voraussetzung dafür ist aber, daß man sein Gehirn ausgeschaltet läßt und das ist auf Grund der hohen
Erwartungshaltung, die schon die eigentliche
Klasse der hier Beteiligten mit sich bringt, ein äußerst schwieriges Unterfangen.
(S.G.)
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