Der Triade Don wird in einem nicht näher beschriebenen asiatischen Land wegen Mordes zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt. Doch
bereits nach sechs Jahren wird er
wegen einer Amnestieregelung der neuen Regierung wieder in die Freiheit entlassen.
Vor der Tür wartet schone eine Limousine, die ihn in ein nobles Hotel bringt. Dort wird er erst mal von einer ihm unbekannten Frau
verwöhnt. Am nächsten Morgen erhält er
einen Anruf von seinem Exboß Chan Hung. Dieser teilt ihm mit, daß er einen Koffer unter seinem Bett finden würde. Im Koffer
befindet sich eine Panzerfaust. Chan Hung
verlangt nun von Don eine Rakete auf das gegenüberliegende Gebäude abzufeuern, vor dem gerade eine
Wahlkampfveranstaltung stattfindet. Er weigert sich zwar,
doch im nächsten Moment vernimmt er eine gewaltige Detonation.
Ein anderer Attentäter, sein ehemals bester Freund Max, hat eine Rakete auf die Menschenmenge abgeschossen. In dem nun
herrschenden Chaos wird Don für den
Attentäter gehalten. Er flüchtet und muß eine Geisel nehmen. Dabei handelt es sich um die Journalistin Annie, die nach einiger Zeit
von seiner Unschuld überzeugt ist. Nur
halten die Behörden ihn weiterhin für den Attentäter und beginnen eine gnadenlose Jagd auf den Flüchtigen. Auf sich allein gestellt
versucht er nun seinen Kumpel Max
und Chan Hung als Täter zu überführen. Aber er muß schnell erkennen, daß dieser mächtiger ist als er erwartet. Doch als die Lage
völlig ausweglos erscheint, erhält er
plötzlich Unterstützung von einer geheimnisvollen Kampftruppe.
Trotz eines aufwendig inszeniertem Krachfestes läßt The Suspect den Zuschauer merkwürdig kalt. Das liegt in diesem Fall aber
nicht an den Darstellern, die allerdings
auch nicht immer souverän agieren, sondern vielmehr an einem extrem schwachen und ziemlich unausgegorenen Drehbuch, daß
zu keiner Zeit richtig auf die Intentionen
der Protagonisten eingeht, geschweige denn sich einigermaßen mit ihnen auseinandersetzt.
Ein weiteres Manko bildet auch die eigentliche Story, deren naive politische Töne doch etwas zu sehr an den Haaren
herbeigezogen sind. Wenn man schon ein mit
politischen Anspielungen gespicktes Drehbuch präsentiert, dann sollte man auch näher auf diese Aspekte eingehen und sie nicht
nur als Vorwand für zugegebener
Maßen erstklassige Actionausbrüche mißbrauchen. Doch leider begeht The Suspect genau diesen Fehler. Hätten wir es hier mit
einem Actionfilm eines x-beliebigen
Regisseurs zu tun, dann könnte man noch beflissentlich darüber hinwegsehen, doch wir befinden uns hier in einer Arbeit von Ringo
Lam und da ist man der alten
Zeiten
wegen, einiges mehr an Anspruch gewohnt. In dieser Hinsicht läßt sich bei ihm leider schon seit längerer Zeit ein großer Hang zu
mehr Kommerzialität verspüren. Auch
bei Adventurers, der mir persönlich zwar sehr gut gefallen hat, gab es politische Anspielungen und auch dort beging Lam den
Fehler, das Ganze im Grunde genommen
nur für den wahrlich berauschenden Showdown zu mißbrauchen. Bei The Suspect ist dies aber leider noch viel gravierender
ausgefallen, da Politik das eigentliche und
zentrale Thema ist und somit die ganze Handlung bestimmt. Es bleibt zu hoffen, daß Lams Interesse an relativ heißen Themen
nicht ganz den Bach runter geht und er uns
demnächst mal wieder eine inhaltlich ausgefeiltere Arbeit präsentiert.
Trotz dieser ganzen Kritik ist The Suspect aber wahrlich kein absoluter Aussetzer, denn wenn man sich durch die verschenkten
Storymöglichkeiten nicht abschrecken
läßt, bekommt man immernoch einen fetzigen Actionthriller geboten, der inszenatorisch himmelweit über dem Durchschnitt liegt. Da
sich Hauptdarsteller Louis Koo
praktisch die ganze Zeit auf der Flucht befindet handelt es sich hierbei um einen wirklich schnellen Film, der nie Längen
aufkommen läßt. Auch die Action ist mal wieder
hervorragend umgesetzt und Lam läßt es an allen Ecken und Enden krachen. Wie bei ihm üblich, fahren diese Szenen fast immer
auf der realistischen Schiene, sind aber
nichtsdestotrotz äußerst packend inszeniert.
Als Fazit bleibt festzustellen, daß The Suspect zwar bei weitem nicht die Klasse oder Intensität von Lams besten Arbeiten wie der
On Fire-Serie oder Full Alert erreicht,
doch das er auf Grund seiner formalen Klasse gerade noch als überdurchschnittliche Unterhaltung durchgeht.
(S.G.)
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