Die Rezession ist schon ein wahres Kreuz. Auch das Killergewerbe bleibt davon nicht verschont, so daß sich der professionelle
Mörder und Alain Delon-Fan Bart
händeringend nach neuer Kundschaft umsieht.
Eines Tages bekommt er von einer reichen Zicke dann endlich einen neuen Auftrag und soll ihren Ex-Lover in die ewigen
Jagdgründe schicken. Da sie den Mann
allerdings so richtig haßt, möchte sie das Bart den Mord auf Video aufnimmt, damit sie sich später am Leid ihres Ex ergötzen kann.
Gesagt getan! Bart zieht nach dem
Erwerb einer Kamera los und will seinen Auftrag auch prompt erledigen. Zu dumm nur, daß sein Opfer mit einem Anschlag
gerechnet hat und sich eine Schußwaffe
zugelegt hat. So kommt es zum Feuergefecht bei dem es dem Killer auch durch die Tücken der modernen Technik unmöglich ist,
die Ermordung halbwegs gekonnt auf
Film zu bannen.
Dementsprechend enttäuscht ist natürlich seine Auftraggeberin. Doch da sie ein Herz für Killer und viele Feinde hat, gibt sie Bart
eine zweite Chance. Grübelnd zieht er
sich zurück in eine Bar, wo er eher zufällig Chuen, einen Regieassistenten aus der Pornobranche kennenlernt, dessen größtes Ziel
es ist, einmal einen Film a la Martin
Scorcese zu inszenieren. Zusammen beschließt man nun den neuen Auftrag auszuführen. Doch Chuen denkt zunächst, er solle
einen wirklichen Film drehen und ist erst
einmal zutiefst geschockt, als er plötzlich einen echten Toten vor der Linse hat. Er verweigert eine weitere Zusammenarbeit, doch
Bart zwingt ihn aus den gefilmten
Material einen Film zu schneiden. Der Berufsehre wegen gibt sich Chuen auch alle Mühe das beste aus dem Material
herauszuholen.
Als man der Auftraggeberin und ihren beim Kaffeeklatsch versammelten Freundinnen, daß Tape präsentiert, sind alle
Anwesenden von dieser wundervollen und
spektakulären Präsentation ganz und gar hingerissen und entzückt. Da alle versammelten Damen auch viele Menschen hassen,
werden die beiden plötzlich mit
Mordaufträgen überschüttet. Jetzt beginnt auch Chuen im wahrsten Sinne des Wortes Blut zu lecken und man steigt zum
erfolgreichsten Killerduo Hongkongs auf.
Ihr Ruhm dringt bis in Triadenkreise vor, so daß sie eines Tages von einem der Bosse einen höchst gefährlichen Auftrag erhalten.
Sie sollen einen völlig durchgeknallten
Killer und Massenmörder direkt während seiner Hochzeit töten und das ganze natürlich als wunderschön präsentiertes Filmchen
beim Triadenoberhaupt abliefern.
Ohne Frage, das isser! You Shoot, I Shoot, eine mit minimalen Budget realisierte Produktion von Golden Harvest, stellt alles in den
Schatten, was dieses Jahr an
kommerziellen Produktionen aus Hongkong zu begutachten war und ist kurz und schmerzlos der beste und noch ganz klar vor
Shaolin Soccer der witzigste Hongkong
Film des Jahres 2001.
Hier trifft abgrundtief böser Humor auf eine gnadenlos gut aufgelegte Besetzung, die mit einer Inbrunst aufspielt, als wären dies die
letzten Rollen ihrer Karriere. Das
besondere an You Shoot, I Shoot ist, das praktisch jeder Gag sitzt, sei es nun intelligenter schwarzer Humor, der hier weit
überwiegt, oder einfach nur gnadenlos
durchgeknallte Comedy. Außergewöhnlich ist auch, daß sich die beiden Autoren nicht nur auf gelungene Situationskomik
beschränken, sondern daß sie beim Drehbuch
nebenbei auch stark auf erstklassigen Dialogwitz setzen.
Auf dem Regiestuhl und auch zur Hälfte für das hervorragende Drehbuch verantwortlich ist kein geringerer als Edmond Pang,
seines Zeichens Autor der Romanvorlage
zu Johnnie To´s diesjährigen Kassenerfolg Fulltime Killer. Seine
wohl budgetbedingte Freiheit und seine
Fähigkeiten als Autor
nutzt er zur Präsentation einiger
bitterböser, satirischer Elemente und ziemlich durchgedrehter Momente, die sich fast immer als geschlossene Einheit präsentieren
und die nicht den großen Fehler vieler
Hongkong Produktionen begeht als bloße Nummernrevue daherzukommen.
Nichtsdetotrotz würden aber allein Eric Kot´s Bademantel oder die Szene als Bart von seinen Schwiegereltern unabhängig
voneinander den Auftrag erhält, den jeweils
anderen umzubringen, das Ansehen schon rechtfertigen. Alle diese unglaublich absurden Ideen, ich könnte hier noch viele viele
mehr aufzählen, fügen sich ganz prima
ins durchdachte Gesamtbild ein. Neben einigen findigen Spitzen gegenüber dem derzeitigem Zustand der Hongkong
Kinoindustrie und einer überaus köstlichen Parodie
auf John Woo´s The Killer, sind es die Darsteller, die hier allesamt über sich hinauswachsen, und einen weiteren Höhepunkt von
You Shoot, I Shoot ausmachen. Man
spürt hier förmlich in jeder Einstellung welch großen Spaß die Dreharbeiten allen Beteiligten bereitet haben dürften. Bei all den
vielen Kurzauftritten sind es aber vor allem
Lam Suet´s zwei kleine Gastspiele, die absolut begeistern können und in denen er einen wirklichen Brüller nach dem anderen
präsentiert. So haben wir es hier
tatsächlich mit einem Film voller Höhepunkte zu tun.
Bei You Shoot, I Shoot paßt einfach alles zusammen. Eine gelungene Inszenierung, ein toller Soundtrack, das gnadenlos gute
Drehbuch und wunderbare
Darstellerleistungen bescheren uns eine göttliche Komödie, die man einfach gesehen haben muß.
(S.G.)
www.cinemafarest.de Alle Rechte vorbehalten |