Triadenfüher Dragon wird von einem Polizisten gewarnt, dass es einer der anderen Bosse auf sein Leben abgesehen hat. Da Dragon, der das gesamte
Triadenvermögen verwaltet, sein Gangsterleben längst satt hat und mit seiner Geliebten auswandern will, ist er gerade auf der Suche nach einem Nachfolger. Er glaubt,
dass einer der anderen Bosse genau auf diesen Platz spekuliert, weil sie seinen Adoptivsohn Peter nicht als Nachfolger akzeptieren wollen. Den nötigen Schutz für
diese Zeit holt er sich deshalb von außerhalb, da er nun niemanden aus den eigenen Reihen mehr vertraut.
Sein alter Freund Chai stellt für ihn eine Gruppe junger Männer zusammen, die er jahrelang ausgebildet hat und die sich als loyal erwiesen haben. Bald schon müssen
sie handeln, denn in einer Parkgarage wird ein erster Anschlag auf den Boss verübt, den er aber unbeschadet übersteht. Fat kristallisiert sich dabei schnell als Anführer
der neuen Bodyguards heraus. Das bemerkt auch Dragon, der ihn fortan unterstützt und fördert.
Dragon bleibt allerdings nicht der einzige, der auf der Abschussliste des unbekannten Rivalen steht. Nach und nach werden auch Anschläge auf die anderen
Triadenbosse verübt und hier gehen die Killer viel sorgfältiger vor, als bei dem misslungenen Tötungsversuch auf Dragon. Fat wird klar, das noch viel mehr hinter
diesen Morden stecken muss, als nur reine Geldgier. Doch ihm bleibt kaum Zeit darüber nachzudenken. Er muss handeln, da plötzlich auch Anschläge auf seine
Freunde verübt werden, so dass auch sein eigenes Leben schon bald in großer Gefahr sein könnte.
Wong Jing gehört zu den wenigen Produzenten Hongkongs, die auch in der heutigen Zeit immer mal wieder versuchen, mit actionhaltigeren Filmen ein Publikum zu
finden. Wenn seine jeweiligen Ergüsse auch nur selten überdurchschnittlich ausfallen, gebührt ihm allein dafür schon eine gewisse Anerkennung. Nach dem von ihm
selbst inszenierten und leider recht dürftigen Moving Targets, hat sich Wong bei seiner aktuellen Arbeit
nun wieder darauf besonnen, mit einem Koregisseur zusammenzuarbeiten. Wenn das bei dem sehenswerten Colour Of The Truth mit Marco Mak so gut funktioniert hat, warum nicht auch hier. Dazu hat er sich mit Billy Chung einen Mann an Bord geholt,
dessen Filmographie einige grundsolide und unterhaltsame Arbeiten umfasst. Doch trotz ihrer großen Erfahrung im Genre, haben die beiden Regisseure mit Colour Of
The Loyality nur einen sehr konventionellen Film abgeliefert, der bestenfalls passabel unterhalten kann.
Zumindest hat die Produktion ein ausreichendes Maß an Action zu bieten, um den Zuschauer immer wieder aus seiner Lethargie zu reißen. Durchaus solide inszeniert,
mangelt es diesen Szenen allerdings deutlich an Intensität, da vor allem die Schießereien, unter dem Einsatz von mäßig einkopiertem CGI-Blut, zu leiden haben. Wirklich
schweißtreibende Actionszenen sehen doch ganz anders aus. Das bemerkt man vor allem dann, wenn mal auf digitale Effekte verzichtet wird. In diesen Momenten legt
der Film eine grimmige Brutalität an den Tag, die fast schon an die hochzeiten des Hongkonger Triadenfilms zurückerinnert. Wenn man allerdings bedenkt, welche
Arbeiten diese beiden Regisseure bereits auf dem Kerbholz haben, kommen diese Gewaltausbrüche nicht wirklich überraschend.
Leider beschränkt sich die Kompromisslosigkeit aber ausschließlich auf die Gewaltszenen. Eine solche Konsequenz hätte man sich doch viel eher von der Geschichte
gewünscht. Doch die beiden Regisseure gehen in dieser Hinsicht ganz auf Nummer sicher und präsentieren dem Zuschauer ausschließlich althergebrachte
Genreversatzstücke, die sie zu einem wenig spannungsreichen Brei verrühren. Positiv fällt dabei lediglich auf, dass Wong Jing ganz auf den Einsatz seiner berüchtigten
Humorelemente verzichtet. Colour Of The Loyality ist in jeder Hinsicht wohltuend ernst gehalten, nur weiterbringen kann das den Film letztendlich nicht.
Dem fast durchweg mit Lob bedachten Colour Of The Truth ist dieses Werk inhaltlich jedenfalls deutlich
unterlegen. Sicherlich war auch dessen Drehbuch seinerzeit keine Offenbarung. Dem Film ist es allerdings gelungen, seine Mängel, durch recht liebevoll gezeichnete
Charaktere und eine gesunde Portion Spannung, wieder wettzumachen. Davon kann Colour Of The Loyality allerdings nur träumen, da die Geschichte über weite
Strecken viel zu fade und vorhersehbar ist. Um wirklich spannungsreich zu unterhalten, bedarf es deutlich mehr als nur ausgelutschte Gangsterfilmklischees wieder
aufzuwärmen. Lediglich das Finale kann dann mit einem Twist aufwaten, der so etwas wie ein Aha-Erlebnis bietet. Doch auch dieser Drehbuchkniff ist im Hinblick auf den
Storyverlauf viel zu konstruiert und unglaubwürdig ausgefallen, so dass dadurch kaum die gewünschte Wirkung beim Zuschauer erzielt werden kann.
Obwohl die beiden Regisseure, mit ihrer kühlen und über weite Strecken sehr gelungenen Inszenierung, deutlich aufs Tempo drücken, tritt das Drehbuch dagegen
weitestgehend auf der Stelle. Von der Ausgangssituation bis zum Finale lässt sich kaum eine wirkliche Plotentwicklung ausmachen, die den Film in irgendeiner Weise
voranbringt. Dass Drehbuch ist zwar durchaus versucht, zumindest die zentralen Figuren mit etwas Leben zu füllen, doch verlieren die sich immer wieder in den
altbekannten Stereotypen. Dieser Umstand wirkt sich auch auf die Leistungen der Darsteller aus. Insbesondere Hauptakteur Shawn Yu bietet eine sehr unscheinbare
Vorstellung. Obwohl er hier sicherlich nicht seine schlechteste Leistung abliefert, mangelt es ihm einfach an der nötigen Klasse, um einen Film wie Colour Of The Loyality
zu tragen und über den Durchschnitt zu heben. Aber selbst ein so erfahrener und hochklassiger Darsteller wie Eric Tsang, kann den Film nicht nachhaltig aufwerten, da
es allen Figuren deutlich an Tiefe fehlt und die lieblosen Dialoge, den Akteuren erst gar nicht die Möglichkeit eröffnen, zu glänzen.
Colour Of The Loyality ist ein weitestgehend fader Triadenthriller, mit eindimensionalen Charakteren und ohne jeden Anflug von Originalität. Der Film zeigt ein weiteres
mal die Defizite von Drehbuchautor Wong Jing auf und beweist, dass sein Colour Of The Truth wohl wirklich
eine Eintagsfliege bleiben wird. Neben einer recht temporeichen Inszenierung bezieht der Film seinen Reiz einzig und allein aus der Tatsache, dass heutzutage kaum
mehr solche Stoffe in Hongkong ihren Weg auf die Leinwand finden. Nur deshalb können Fans des Triadengenres durchaus mal einen Blick riskieren. Besser als der
völlig misslungene Moving Targets ist der Film allemal!
(S.G.)
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