Der Triade Cool soll für seinen Boß mal wieder einen schmutzigen Auftrag ausführen. Während eines Anschlages in Thailand auf
einen einheimischen Gangsterboß wird
er allerdings verhaftet und zu einer langen Gefängnisstrafe verurteilt.
Die Jahre im thailändischen Knast hinterlassen einen desillusionierten Mann, der nach seiner Rückkehr nach Hongkong nichts
mehr von seinem glorreichen
Gangstertum wissen und fortan ein ganz normales Leben führen will. Er steigt in das Restaurant eines alten Kumpels ein und will
ganz von vorne beginnen. Doch
besonders die jungen Triaden sehen in ihm immer noch ein großes Vorbild und so wollen ihn die verschiedensten Gruppierungen
zu ihrem Anführer küren. Doch Cool
schlägt all diese Angebote aus und kümmert sich lieber um seinen kleinen Sohn, der während seines Gefängnisaufenthaltes
geboren wurde und von dem er bis zu
seiner Rückkehr aus dem Knast nichts wußte. Ihm zur Seite steht mit Mung, die junge Lehrerin seines Sprößlings, die ihm fortan
helfend unter die Arme greift.
Jahrelang wurde der Kleine von seiner Mutter Helen vernachlässigt, die ihm unterbewußt die Schuld an ihrem verkorksten Leben
gibt. Nachdem sie von Cools Rückkehr
erfahren hat, versucht die inzwischen zur mächtigen Triadenführerin aufgestiegene Helen, ihn nun mit allen Mitteln für sich
zurückzugewinnen. Doch Cool will von ihr nichts
mehr wissen, da er sich inzwischen in Mung verliebt hat und entsetzt über Helens Verhalten gegenüber dem gemeinsamen Sohn
ist. Diese ist außer sich und läßt sich nun
auf ein sehr riskantes Spiel ein. Damit will sie erreichen, daß Cool wieder den Platz an ihrer Seite einnimmt und sie beide die
Führung in ihrer Organisation übernehmen
können.
Rein von seinen technischen Fertigkeiten aus betrachtet, ist der ehemalige Vorzeigekameramann Jingle Ma momentan ganz
sicher einer der besten Regisseure
Hongkongs. Erst letztes Jahr hat er uns mit Tokyo Raiders bewiesen, wie
wunderbar kurzweilig und spaßig, sinnentleertes
Actionchaos sein kann.
Visuell ist auch sein neuestes Werk Goodbye Mr. Cool eine absolute Augenweide. Viel Zeitraffer, perfekter Schnitt und brillanter
Einsatz der Kamera machen die
Produktion in dieser Hinsicht zu einem wirklichen Ereignis. Allerdings stellt diese visuelle Hipness, so merkwürdig es klingen mag,
auch das größte Problem von
Goodbye Mr. Cool dar. Ma`s gewählte Stilistik, und das wird ganz besonders in den toll inszenierten Actionszenen deutlich, will zu
keiner Zeit eine wirkliche Einheit mit
dem realistischen und bodenständigen Charakter der Story bilden. Bei seinem komödiantischen Vorgänger funktionierte das
Zusammenspiel von Inhalt und Optik
ausgesprochen gut, aber bei einem Film wie Goodbye Mr. Cool wirkt diese Ästhetik eher unangebracht und steht völlig konträr zur
erzählerischen Ebene.
Das ist allerdings nicht das einzige Problem, mit dem der Film zu kämpfen hat, denn auch inhaltlich ist Ma´s nunmehr vierte
Regiearbeit nicht immer überzeugend. Die
Geschichte kann man dann auch weder als neu bezeichnen, noch hat sie in irgendeiner Form Überraschungen zu bieten. Vielmehr
wird dem Zuschauer eine dieser
typischen Bloodshed-Stories aufgetischt, die sehr an die Andy Lau-Vehikel der ausgehenden 80er Jahre angelehnt ist. Einerseits
ist das sehr angenehm, da es
heutzutage kaum noch größere Produktionen gibt, die solch eine Geschichte zu bieten haben und statt dessen immer mehr auf
Effekte Marke Hollywood setzen.
Andererseits wurde diese ganze Thematik natürlich schon zu genüge durchgekaut, so daß man sich auf einen vorhersehbaren
und überraschungsfreien Filmabend
vorbereiten sollte, denn die beiden Autoren haben es in dieser Hinsicht versäumt, mehr eigenständige oder außergewöhnliche
Momente in die Story miteinfließen zu
lassen. So verpuffen die wenigen guten Ideen schon im Ansatz und werden fast ausnahmslos in sattsam bekannten Klischees
ertränkt.
Obwohl im Großen und Ganzen vorhersehbar erhält Goodbye Mr. Cool aber vor allem durch seine überragende formale
Umsetzung einen sehr kurzweiligen Charakter,
so daß zumindest gelungene Unterhaltung garantiert ist. Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Geschichte kalter
Kaffee ist, denn es lassen sich hier
nicht nur Gemeinsamkeiten zu Genrestreifen aus den 80ern erkennen, sondern auch beim gerade mal ein Jahr alten A Fighter´s
Blues wird ausgiebig zitiert. Das Milieu, in
dem Goodbye Mr. Cool spielt, ist zwar zweifelsohne ein anderes, doch trotzdem weist er teilweise frappierende Ähnlichkeiten zu
dieser Produktion auf. Insgesamt muß
man Jingle Ma`s Film allerdings zugestehen, daß er im direkten Vergleich zwischen diesen beiden Werken wesentlich besser
abschneidet. Das liegt vor allem daran,
daß er bei weitem nicht soviel Pathos auffährt wie seinerzeit Daniel Lee und viel weniger auf die Tränendrüse drückt. Dadurch wirkt
Goodbye Mr. Cool insgesamt
wesentlich ehrlicher und weniger manipulierend als A Fighter´s Blues und
ist so auch eindeutig interessanter.
Richtig bemerkenswert hingegen ist aber die Leistung des Hauptdarstellers. Karen Mok, in ihrer leider etwas zu konstruiert
wirkenden Rolle als Biest mit Herz, und Lam
Suet sind erwartungsgemäß wieder eine feste Bank, doch steht ihnen hier, sehr überraschend, ein gleichwertiger Ekin Cheng zur
Seite. Nein, Cheng ist nicht nur cool, er
lacht, weint und zeigt kurz gesagt viel Gefühl, so daß er hier zu jeder Zeit eine wirklich überzeugende Leistung abliefert. Im
Gegensatz zu all seinen früheren Arbeiten ist
man geneigt, ihm bei Goodbye Mr. Cool erstmals die Bezeichnung Schauspieler zuzusprechen, so daß der Film letztlich doch
noch für eine Überraschung gut ist.
Alle, die wehmütig in Erinnerungen an die große Zeit des Hong Konger Gangsterkinos schwelgen, dürften mit Goodbye Mr. Cool
sehr gut bedient werden, denn wenn man
keine sonderlich innovative Geschichte erwartet, bekommt man formal absolut überragende Unterhaltung geboten.
(S.G.)
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