Kairo (Pulse)
Japan, 2001

Regie:
Kurosawa Kiyoshi

Darsteller:
Katou Haruhiko, Aso Kumiko, Koyuki, Arisaka Kurume, Matsuo Masatoshi, Sugata Shun, Mizuhashi Kenji, Shionoya Masayuki, Ichijou Kaori, Takano Hassei, Yakusho Koji, Takeda Shinji, Fubuki Jun, Aikawa Sho
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Alles beginnt damit, dass sich der junge Programmierer Taguchi praktisch vor den Augen seiner Freundin Michi in seinem Appartement erhängt. Seine Freunde glauben allerdings, dass hinter dem Selbstmord weit mehr als nur "normale" Depressionen stecken müssen. Als sie die Disk, an der Taguchi als letztes gearbeitet hat, untersuchen, gelangen sie auf eine mysteriöse Homepage, die verstörendes zutage fördert.

Etwa zur gleichen Zeit startet der PC-Neuling Kawashima seinen ersten Versuch sich ins Internet einzuwählen. Auch er landet dabei sofort auf einer unheimlichen Website, die ihm erschreckendes anzubieten hat. Darauf beendet er sofort all seine Versuche sich weiter mit der neuen Technologie anzufreunden. In der selben Nacht fährt der PC allerdings wie von Geisterhand gesteuert wieder hoch und öffnet die mysteriöse Website. Davon geweckt und ziemlich verstört zerlegt er seinen Computer fast in seine Einzelteile. Am nächsten Morgen sucht Kawashima an seiner Uni die Hilfe der jungen IT-Studentin Harue, die zunächst an einen Computervirus oder Hacker glaubt. Doch als sie sich näher damit beschäftigt erkennt sie, dass wesentlich schlimmeres dahinterstecken muss.

Während im ganzen Land immer mehr Menschen als vermisst gemeldet werden und die Selbstmordrate erschreckende Ausmaße annimmt, gelangen überall immer mehr Menschen auf diese Homepage. Dort werden sie mit entsetzlichen Bildern und Einblendungen konfrontiert und entwickeln nach und nach sehr seltsame Verhaltensweisen.



Kurosawa Kyoshi gehört zu den wenigen Regisseuren denen es fast immer gelingt, sich elegant auf dem hauchdünnen Pfad von Kunst und Kommerz zu bewegen. Mit Kairo aka Pulse beweist er nun ein weiteres Mal, daß intelligentes und spannendes Horrorkino durchaus eine Botschaft vertragen kann.

Auf den ersten Blick läßt sich bei Kurosawas neuestem Werk allerdings feststellen, daß der große Einfluß von The Ring auf den neuen japanischen Horrorfilm, auch an seinem Schaffen nicht spurlos vorübergegangen ist. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Genrefilmen der letzten Jahre kommt man nie in Versuchung, Kairo als plumpen Klon zu bezeichnen, der sich lediglich den großen Reibach zum Ziel gesetzt hat. Die zahlreichen Parallelen zwischen seinem und Nakatas Film bleiben aber dennoch unübersehbar. Wie in The Ring transportiert sich der Horror hier über die modernen Massenmedien. War es seinerzeit ein Videotape, das tiefes Grauen verbreitete, geht es bei Kurosawa allerdings noch wesentlich moderner zu, in dem er das Internet als Hort des Bösen aufmarschieren läßt. Dieses Medium bietet natürlich noch ungleich mehr Möglichkeiten, um die Protagonisten und natürlich den Zuschauer dem größtmöglichen Terror auszusetzen. Neben einigen unheimlichen bis richtig verstörenden Videosequenzen entwickelt sich der Grusel aber auch hier vor allem aus einer spannungsreich konstruierten Geschichte, der es in weiten Teilen hervorragend gelingt effekthaschende Momente außen vor zu lassen.

Der elementare Unterschied zwischen diesen beiden außerordentlich gelungenen Genreproduktionen ist dann auch auf eben dieser inhaltlichen Ebene auszumachen. Denn trotz der schon angesprochenen Gemeinsamkeiten, könnten die Filme hier verschiedener kaum sein. War The Ring nicht mehr als "nur" ein kleiner Horrorfilm, angetreten mit dem einzigen Ziel, das Publikum mal wieder so richtig erschaudern zu lassen, geht Kairo dabei einen großen Schritt weiter. Kurosawa wäre auch mit Sicherheit nicht er selbst, wenn er sich nur mit vordergründigem Horrorkino zufriedengeben würde. Vielmehr entwickelt er aus der Internet-Thematik eine Allegorie auf die durch die Massenmedien erzeugte Vereinsamung des einzelnen Individuums. Eine Thematik, die Kairo, von der ersten bis zur letzten Minute, wie ein roter Faden durchzieht.

Einige werden dem Film in diesem Zusammenhang wahrscheinlich vorwerfen, daß er sich mit dem wie und warum der Geschichte zu keinem Zeitpunkt wirklich auseinandersetzt. Das Kairo, Kurosawa typisch, aber deutlich mehr Fragen aufwirft als Antworten gibt, ist natürlich beabsichtigt. Fehlende Erklärungen zu den übernatürlichen Vorgängen, auf die der Zuschauer zu jeder Zeit vergebens wartet, zwingen ihn letztendlich nur dazu, sich mit der den Film unterschwellig begleitenden Thematik auseinanderzusetzen. Für eine Big Budget Produktion wie Kairo, ist dies ein bemerkenswerter Aspekt, den man dem Regisseur nicht hoch genug anrechnen kann.

Doch nicht nur inhaltlich gehört diese Produktion zu den außergewöhnlichsten Genrewerken der letzten Jahre. Auch formal ist Kairo bestechend umgesetzt. Weder die Kameraführung, noch Sound und Licht geben hier irgendeinen Anlaß zur Kritik. Im Gegensatz zu Kurosawas früheren Arbeiten läßt das stattliche Budget sogar Platz für einige hervorragend umgesetzte Digitaleffekte, die sehr pointiert, aber gerade dadurch sehr effektiv, eingesetzt wurden. Im Zusammenspiel mit den vielen ruhigen und geradezu stoischen Momenten wird Kairo so zu einem unglaublich düsteren und deprimierenden Werk, das von Minute zu Minute immer verstörender und auswegloser zu werden droht. Die Sprache der Bilder ordnet sich diesem Verlauf konsequent unter. Auch sie wird mit der Zeit immer kühler und unwirklicher, um den Film schlußendlich in einem fast schon apokalyptischen Finale gipfeln zu lassen. Obwohl Kurosawa dem Zuschauer dann zum Schluß zumindest einen kleinen Rettungsanker in Form eines Hoffnungsschimmers zuwirft, hinterläßt Kairo doch in letzter Konsequenz einen hilflosen und völlig konsternierten Betrachter, der das eben gesehene so schnell nicht verarbeiten wird.

Kairo ist ruhiges und wirklich großartiges Genrekino, das jederzeit als stimmungsvolles Ganzes zu überzeugen vermag. Wer Kurosawas bisherige Filme wie Cure oder Charisma mochte, der wird wahrscheinlich auch diesen Film innig in sein Herz schließen.

(S.G.)

In Association with YesAsia           

 

   

   

   

   

 

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