Insomnia, eine abgrundtief böse Macht, bedroht den Frieden des Zu Mountain. Vor hunderten von Jahren hatte sie dort bereits
einen solchen Versuch unternommen, bei denen viele der um das Gebirge angesiedelten Stämme ausgerottet wurden.
Heute ist nur noch White Brow, einer weiser Mann, der einst den Angriff von Insomnia erfolgreich abgewehrt hatte, mit seiner
Omei-Sippe übrig geblieben. Hilfe ereilt den Omei´s in diesem Kampf mit King Sky, der letzten Überlebende eines anderen
Stammes. Zusammen mit White Brows ergebenen Gefolgsmann Red soll dieser nun den Zu Mountain mit all seinen Kräften
verteidigen.
Doch Insomnia´s Macht entpuppt sich als sehr viel stärker als erwartet. Mit hinterlistigen Mitteln gelingt es ihr schließlich von Red´s
Körper Besitz zu ergreifen, so daß sich alles gegen die Omei´s zu wenden scheint. Aber da ist ja noch Enigma, in der King Sky die
Reinkarnation seiner toten Lehrerin erkennt. Kann seine Liebe zur ihr den grauenvollen Feldzug des Bösen stoppen?
Ich bin vollends geplättet. Mal abgesehen von Ang Lee´s Crouching Tiger Hidden Dragon waren die Erwartungen an eine
kantonesische Großproduktion selten so hoch geknüpft wie an Tsui Hark´s Fortsetzung seines eigenen Fantasyklassikers Zu
Warriors From The Magic Mountain aus dem Jahre 1983. In visueller Hinsicht ist The Legend Of Zu ohne Frage ein weiterer
Geniestreich dieses Regisseurs geworden und kann die hohen Erwartungen ohne Frage erfüllen. Mehr noch, er stellt visuell
einfach alles in den Schatten was ich zuvor auch nur ansatzweise in einem Unterhaltungsfilm gesehen habe. Die visuellen Ideen
werden hier förmlich ohne Unterlaß auf den Zuschauer eingeprügelt und gönnen ihm nicht den Hauch einer Ruhepause.
Erzeugt wurden diese unzähligen Spezialeffekte fast ausnahmslos digital, so daß sich zum direkten Vergleich der in vielerlei
Hinsicht ähnliche Storm Riders heranziehen läßt. Doch wozu dessen
Regisseur, Andrew Lau, zu keiner Zeit in der Lage war,
beweist Tsui Hark hier in jeder Einstellung. Er zeigt ganz deutlich das ein visuell begnadeter Regisseur auch aus einem Nichts an
Story ein gewisses Maß an Unterhaltung herausholen kann. Das Problem von Storm Riders war, daß er versuchte seine fehlende
inhaltliche Substanz durch unzählige wildwuchernde Nebenplots zu verschleiern. Tsui Hark geht da sehr viel ehrlicher vor. Er
versucht erst gar nicht den Anschein zu erwecken, mit The Legend Of Zu eine Geschichte erzählen zu wollen. Es geht ihm hier
lediglich um das anpreisen von Schauwerten, was ihm ohne Frage auch auf unnachahmliche Weise gelungen ist. Vom
Erzählerischen ist dies natürlich nicht viel besser als bei Andrew Lau´s furchtbarem Machwerk, nur hat The Legend Of Zu im
Gegensatz zu ihm den entscheidenden Vorteil einen Regisseur hinter der Kamera zu haben, dessen visuelle Visionen wohl
einzigartig auf der Welt sind.
Das soll jetzt aber alles nicht über das immens große Problem von The Legend Of Zu hinwegtäuschen. Die Geschichte, wenn man
die wenigen erzählerischen Momente denn als solche bezeichnen will, geht in dem hier erzeugten optischen Bombardement voll
und ganz unter. Ohne Ruhepausen wird der Zuschauer von einem schier endlosen Feuerwerk an Effekten erschlagen. Das hat zur
Folge, daß man dem inhaltlichen Geschehen relativ teilnahmslos beiwohnt, weil man einfach nur am Staunen über so viel visuelle
Genialität ist. Das ist sicherlich kein Vorteil, denn ein gewisses Maß an Geschichte sollte eigentlich jeder Unterhaltungsfilm zu
bieten habe. Was in dieser Hinsicht auch ganz deutlich fehlt, sind die berühmten magischen Momente, die sich Tsui Hark in
früheren Genrearbeiten scheinbar locker flockig aus dem Ärmel geschüttelt hat. Diese Magie scheint ihm etwas abhanden
gekommen zu sein, da vieles an The Legend Of Zu einfach nur kalt und kalkulierend wirkt. Um solch eine wirklich intensive
Wirkung beim Zuschauer zu erzielen, bedarf es einfach mehr als der hier aufgebotenen Spezialeffekte. So etwas kann man nur
durch ein Zusammenspiel von Charakteren, Geschichte und Effekten erreichen. Leider hat The Legend Of Zu inhaltlich nichts mehr
wirklich greifbares aufzubieten, das den Zuschauer auch im tiefsten Innern zu fesseln oder gar zu berühren vermag. Schauwerte
allein reichen da letztlich nicht aus, um wirklich magisches Kino zu erzaubern.
Zum anderen mag das aber auch daran liegen, daß die Hauptrollen ausnahmslos mit völlig profillosen Schönlingen besetzt sind,
ein weiteres Problem, daß der Film mit Strom Riders teilt. Weder, Ekin
Cheng, Louis Koo noch Cecilia Cheung zeigen während des
gesamten Films nur eine Veränderung in ihrer Mimik, so daß auch in dieser Hinsicht das übrige zur fehlenden Wirkung auf den
Zuschauer und zur inhaltlichen Konzeptlosigkeit beigetragen wird.
The Legend Of Zu bleibt letztlich eine äußerst zwiespältige Angelegenheit. Wer auch mal auf eine Geschichte verzichten kann und
visuell mal wieder richtig durchgebügelt werden will, der sollte sich dieses Fest der Sinne in keinem Fall entgehen lassen. All
diejenigen aber, die dem Inhalt verständlicherweise das gleiche Gewicht beimessen wie der Optik, werden bei diesem
Effekte-Overkill ganz sicher nicht den Stein des Weisen für sich entdecken.
(S.G.)
- Vorgänger: Zu Warriors From The Magic
Mountain
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