Polizist Fong Jing wird bei einem Einsatz angeschossen und schwer verletzt. Erst zwei Jahre später erwacht er aus seinem Koma,
beginnt sich langsam zu regenerieren
und muß schon nach kurzer Zeit feststellen, daß er plötzlich mit der übernatürlichen Gabe ausgestattet ist, Geister zu sehen und
auch in verbalen Kontakt mit ihnen treten
zu können.
Nach seinem Wiedereintritt in den Polizeidienst kommt ihm diese Gabe beim ersten neuen Auftrag sehr zu gute. Er muß einen
komplizierten Serienkillerfall knacken.
Besagter Psychopath hat eine besondere Vorliebe für knackige Krankenschwestern und geht bei deren Ermordung nicht gerade
zimperlich vor. Bisher konnte die
Polizei allerdings nur die Leichen von drei der sieben vermißten Schwestern auffinden. Der Fall wird noch eigentümlicher, als Jing
feststellen muß, daß die Toten selbst
ihre Ermordung zur Anzeige gebracht haben und das inzwischen zwei der Beamten verstorben sind, die diese Anzeigen
entgegengenommen haben.
Zur persönlichen Angelegenheit entwickelt sich die ganze Sache für Jing, als der Serienkiller sich als neues Opfer ausgerechnet
eine Schwester auswählt, die in dem
Krankenhaus arbeitete, wo er die letzten zwei Jahre seines Lebens verbracht hatte. Mittlerweile hat er sich zudem in die attraktive
Schwester Oscar verliebt, die ihn in der
Zeit seines Komas liebevoll gepflegt hat.
Verständlicherweise hat Jing nun große Angst um seine neue Liebe und treibt die Ermittlungen in großen Schritten voran, in dem er
mit den Geistern, der bereits tot
aufgefundenen Krankenschwestern, Kontakt aufnimmt. Bald erscheint es im Rahmen des möglichen, daß einer seiner Kollegen
hinter den Taten stecken könnte, doch
der große Durchbruch will ihm bei seinen Ermittlungen einfach nicht gelingen. Als ein männlicher Geist, mit dem Jing inzwischen so
eine Art Freundschaft geschlossen
hat, ihn darauf hinweist, daß Oscar´s Lebensbarometer abzulaufen droht, muß er schnell handeln, damit seine Freundin nicht zum
nächste Opfer des Psychopathen wird.
Nach dem familientauglichen Master Q 2001 und seinem
vielbeachteten Politstreifen From The Queen
To The Chief Executive
wendet sich Herman Yau mal wieder
seinem Steckenpferd, dem Horrorgenre, zu. Doch mit der vorangegangenen Arbeit in anspruchsvolleren Gefilden, scheint nun
auch ein Wandel in seinem übrigen Œuvre
einhergegangen zu sein. Ausflüge in menschenverachtende The Untold Story und Ebola
Syndrome-Zeiten dürfte Yau wohl
zukünftig anderen Regisseuren überlassen,
so daß sich die Fans seiner Frühwerke wohl eher enttäuscht von diesem Herrn abwenden dürften.
Sein künstlerischer Wandel ist auch bei Nightmares In Precinct 7 deutlich zu erkennen. Yau verzichtet fast völlig auf comicartige
Gewaltexzesse und geht inhaltlich wie
formal viel subtiler zu Werke als früher. Richtig wirksame Schockmomente sucht man als eingefleischter Genrefan also fast
vergeblich. Lediglich das etwas überzogene
Ende, haut den Zuschauer in dieser Hinsicht wieder gnadenlos aus dem Sattel.
Insgesamt ist Yaus Film aber weniger ein typischer Horrorstreifen als eine doch etwas eigentümliche Mischung aus ernstem
Drama und Copfilm, die sich lediglich
einiger übernatürlicher Elemente bedient. Ob damit der Großteil der Zuschauer erreicht werden kann, halte ich mal eher für fraglich,
obwohl ich für meinen Teil sagen
muß, daß mir Nightmares In Precinct 7 durchaus gefallen hat. Im Gegensatz zu früheren Arbeiten legt der Regisseur seinen
Schwerpunkt sehr viel deutlicher auf die
dramatische Ebene und die handelnden sehr menschlich gezeichneten Figuren. Genau hier liegt auch der eigentliche Reiz des
Films, da sich das Drehbuch in dieser
Hinsicht als unerwartet klischeefrei entpuppt. Herman Yau nimmt all seine Figuren durchweg ernst und dadurch gelingen ihm
einige glaubhafte und mitfühlende
Momente, die fast immer überzeugen können.
Deutlich schwächer ist hingegen der Subplot um den zu ergreifenden Serienkiller ausgefallen. Hier wird die Geschichte sehr viel
unausgegorener und läßt die nötige
Glaubwürdigkeit an so mancher Stelle vermissen. Im Grunde spielt diese Handlungsebene für den Film auch nur eine sehr
untergeordnete Rolle. Die eigentliche
Auflösung des Falles ist dadurch wenig spektakulär und nicht unbedingt glaubhaft ausgefallen. Durch Andy Huis neu erworbene
Begabung Geister zu sehen und mit
ihnen kommunizieren zu können, hält während seiner Ermittlungen dann auch ein übernatürliche Note Einzug, die in Sachen
Atmosphäre oder Grusel allerdings wenig zu
bieten hat. Obwohl so etwas in einem ernsten Drama ganz leicht ins Lächerliche abdriften kann, meistert Yau aber auch diese
Gratwanderung ausgesprochen gut, denn
wenn man als Zuschauer diese recht seltsame Mischung erst einmal akzeptiert hat, wirkt hier gar nichts mehr lächerlich. Das muß
man auch teilweise den wirklich guten
Darstellerleistungen zuschreiben. Vor allem Hauptdarsteller Andy Hui liefert eine sehr ansprechende Vorstellung ab und auch Loletta Lee hat man schon um einiges
schlechter
gesehen.
Auf Grund der etwas bizarren Genremischung dürfte der Film wohl lediglich Zuschauern gefallen, die neben dem Horrorkino auch
gegen ernsthafte Dramen nichts
einzuwenden haben. Trotz der recht unhomogenen Geschichte bietet Nightmares In Precinct 7 im Großen und Ganzen sehr
ordentliches Unterhaltungskino, das für
eingefleischte Horrorpuristen aber weniger geeignet ist.
(S.G.)
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