Runaway
Hongkong, 2001

Regie:
Dante Lam Chiu Yin

Darsteller:
Nick Cheung Ka Fai, Anthony Wong Chau Sang, Ruby Wong Cheuk Ling, Samuel Pang King Chi, Anya, Ken Lo Wai Kwong, Joe Lee Yiu Ming
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Dan und King sind kleine Gefolgsleute der Triaden. Eines Tages erlauben sie sich einen kleinen Spaß und fälschen einen Wettschein von Ray, dem Rivalen ihres Bosses. Das Problem ist nur, daß er durch ihren Scherz eine Menge Geld verliert. Nun heißt es also die Kurve kratzen. Da kommt es ihnen nur zugute, daß sie gerade für ihren Boß Kwan Spielschulden eingetrieben haben. Sie setzen sich kurzerhand mit dem Geld nach Thailand ab.

Dort genießen sie ihr Leben in einer Ferienanlage. Durch eigene Dummheit werden sie aber von einem Fernsehteam aus Hong Kong gefilmt. So sieht Kwan seine beiden flüchtigen Gefolgsleute im TV. Er ist außer sich und schickt seinen kampferprobten Mann Tai in dessen Heimat Thailand. Er soll Dan und King dort schnappen und wieder nach Hong Kong zurückbringen. Das ist allerdings nicht ihr einziges Problem. Beide verlieben sich nämlich und geraten dadurch in arge Verlegenheit. Kings Freundin entpuppt sich als gefährliche Killerin und Dans Angebete Ching ist eigentlich eine Hochstaplerin, die einiges im Schilde führt. Zufällig stellt sich nämlich heraus, daß sie die Exgeliebte von Ray ist, der King und Dan auch prompt über den Weg läuft. Dieser versucht Ching für sich zurückzugewinnen, doch sie arbeitet in Wirklichkeit für Rays Frau und soll durch ihre Beziehung an sein Vermögen herankommen. Dan wittert jetzt Morgenluft, um von Kwan wieder rehabilitiert zu werden. Er bietet ihm an Ray zu töten, damit Kwan die gesamte Unterwelt Hong Kongs übernehmen kann. Doch wie so oft kommt letztlich alles ganz anders als erwartet.



Dante Lams aktuellstes Werk tendiert im Gegensatz zu seinem eher konventionellen Vorgänger Hit Team wieder in Richtung des herausragenden Jiang Hu - The Triad Zone. Allerdings ist Runaway weit davon entfernt dessen inhaltliche Klasse auch nur ansatzweise zu erreichen. Dazu ist der hier aufgebotene Plot einfach viel zu unausgegoren und konstruiert.

Formal stimmt allerdings auch bei Runaway alles. Erstklassiger Schnitt, eine tolle Kameraführung und einige gelungene visuelle Einfälle sorgen hier für die Bestnote. Das kann man von der inhaltlichen Präsentation allerdings nun wirklich nicht behaupten. Setzte Jiang Hu - The Triad Zone mehr auf schwarzen Humor, satirische und vor allem intelligent geschriebene Dialoge, ist hier mal wieder viel Slapstick angesagt. Aber nicht nur vom Niveau des Ganzen ist Runaway weit weniger gelungen. Auch was die Trefferquote der präsentierten Zoten angeht, kann man die Ausbeute nur als durchschnittlich bezeichnen. Die Witze sind zwar meistens nicht ganz so blöd, wie man das beispielsweise von Wong Jing-Produktionen gewohnt ist, allerdings sind einige einfach überhaupt nicht komisch. Nur manchmal gelingt es den Drehbuchautoren einen richtigen Volltreffer zu landen. Das liegt aber vor allem daran, daß Anthony Wong sich hier ein weiteres Mal in bestechender Form präsentiert und alle Lacher auf seiner Seite hat. Wie fast alle männlichen Protagonisten in Runaway, zeichnet sich auch sein Charakter durch einen etwas naiven Touch aus. Doch im Gegensatz zu Nick Cheung, obwohl der hier wesentlich erträglicher als in seinen sonstigen Kasperrollen agiert, verleiht Wong seiner Type dabei einen liebevollen Charme und wirkt neben Ken Lo als einziger menschlich. Neben seinem Charakter bleiben alle anderen Protagonisten reichlich blaß und hinterlassen stellenweise einen sehr comicartigen Eindruck. Außerdem darf Wong neben den besten Dialogen, auch für die wirklichen Brüller des Films sorgen. Zu nennen wären in dieser Hinsicht beispielsweise sein zufälliger Auftritt, nur mit Cowboystiefeln, kurzer Lederhose und Weste bekleidet, auf einer Schwulenparade und sein späterer Striptease in einer Bar.

Woran es Runaway aber deutlich mangelt, ist eine mitreißende Inszenierung, die man eigentlich von einem Regisseur wie Dante Lam erwarten dürfte. Doch trotz aller formalen Perfektion gelingt ihm dies nur leidlich, so daß der Film einen merkwürdig unbeteiligten und stellenweise auch gelangweilten Zuschauer hinterläßt. Das liegt vor allem daran, daß Lam dem Betrachter kaum Identifikationsmöglichkeiten bietet. Dazu sind die meisten Personen einfach zu comichaft gezeichnet, so daß eine richtige Charakterisierung gerade bei den beiden Hauptakteuren Nick Cheung und Ruby Wong praktisch nicht stattfindet. Beide wirken zudem zeitweilig einfach zu unsympathisch, um den Betrachter auf ihre Seite ziehen zu können. Außerdem kann man bei Runaway selbst mit größtem Wohlwollen unmöglich von einer glaubhaften Geschichte sprechen. Es gibt zwar die ein oder andere herrlich durchgeknallte und wirklich abgefahrene Szene, doch im Großen und Ganzen läßt sich keinerlei Sinn und Verstand hinter dem Drehbuch entdecken. Die Handlung beruht zumeist auf puren und extrem schwer zu schluckenden Zufällen und ist schlicht gesagt ein großes Nichts.

So reicht es für Runaway letztendlich nur zu durchschnittlicher Unterhaltung mit kleineren Höhepunkten. Von Dante Lam hätte man sich wirklich etwas mehr versprochen.

(S.G.)

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