Dan und King sind kleine Gefolgsleute der Triaden. Eines Tages erlauben sie sich einen kleinen Spaß und fälschen einen
Wettschein von Ray, dem Rivalen ihres
Bosses. Das Problem ist nur, daß er durch ihren Scherz eine Menge Geld verliert. Nun heißt es also die Kurve kratzen. Da kommt
es ihnen nur zugute, daß sie gerade für
ihren Boß Kwan Spielschulden eingetrieben haben. Sie setzen sich kurzerhand mit dem Geld nach Thailand ab.
Dort genießen sie ihr Leben in einer Ferienanlage. Durch eigene Dummheit werden sie aber von einem Fernsehteam aus Hong
Kong gefilmt. So sieht Kwan seine
beiden flüchtigen Gefolgsleute im TV. Er ist außer sich und schickt seinen kampferprobten Mann Tai in dessen Heimat Thailand.
Er soll Dan und King dort schnappen
und wieder nach Hong Kong zurückbringen. Das ist allerdings nicht ihr einziges Problem. Beide verlieben sich nämlich und
geraten dadurch in arge Verlegenheit. Kings
Freundin entpuppt sich als gefährliche Killerin und Dans Angebete Ching ist eigentlich eine Hochstaplerin, die einiges im Schilde
führt. Zufällig stellt sich nämlich heraus,
daß sie die Exgeliebte von Ray ist, der King und Dan auch prompt über den Weg läuft. Dieser versucht Ching für sich
zurückzugewinnen, doch sie arbeitet in Wirklichkeit
für Rays Frau und soll durch ihre Beziehung an sein Vermögen herankommen. Dan wittert jetzt Morgenluft, um von Kwan wieder
rehabilitiert zu werden. Er bietet ihm an
Ray zu töten, damit Kwan die gesamte Unterwelt Hong Kongs übernehmen kann. Doch wie so oft kommt letztlich alles ganz anders
als erwartet.
Dante Lams aktuellstes Werk tendiert im Gegensatz zu seinem eher konventionellen Vorgänger Hit Team wieder in
Richtung des
herausragenden Jiang Hu - The Triad
Zone. Allerdings ist Runaway weit davon entfernt dessen inhaltliche Klasse auch nur ansatzweise zu erreichen. Dazu ist der hier
aufgebotene Plot einfach viel zu
unausgegoren und konstruiert.
Formal stimmt allerdings auch bei Runaway alles. Erstklassiger Schnitt, eine tolle Kameraführung und einige gelungene visuelle
Einfälle sorgen hier für die Bestnote. Das
kann man von der inhaltlichen Präsentation allerdings nun wirklich nicht behaupten. Setzte Jiang Hu - The Triad
Zone mehr auf
schwarzen Humor, satirische und vor allem
intelligent geschriebene Dialoge, ist hier mal wieder viel Slapstick angesagt. Aber nicht nur vom Niveau des Ganzen ist Runaway
weit weniger gelungen. Auch was die
Trefferquote der präsentierten Zoten angeht, kann man die Ausbeute nur als durchschnittlich bezeichnen. Die Witze sind zwar
meistens nicht ganz so blöd, wie man das
beispielsweise von Wong Jing-Produktionen gewohnt ist, allerdings sind einige einfach überhaupt nicht komisch. Nur manchmal
gelingt es den Drehbuchautoren einen
richtigen Volltreffer zu landen. Das liegt aber vor allem daran, daß Anthony Wong sich hier ein weiteres Mal in bestechender Form
präsentiert und alle Lacher auf seiner
Seite hat. Wie fast alle männlichen Protagonisten in Runaway, zeichnet sich auch sein Charakter durch einen etwas naiven Touch
aus. Doch im Gegensatz zu Nick
Cheung, obwohl der hier wesentlich erträglicher als in seinen sonstigen Kasperrollen agiert, verleiht Wong seiner Type dabei
einen liebevollen Charme und wirkt neben
Ken Lo als einziger menschlich. Neben seinem Charakter bleiben alle anderen Protagonisten reichlich blaß und hinterlassen
stellenweise einen sehr comicartigen
Eindruck. Außerdem darf Wong neben den besten Dialogen, auch für die wirklichen Brüller des Films sorgen. Zu nennen wären in
dieser Hinsicht beispielsweise sein
zufälliger Auftritt, nur mit Cowboystiefeln, kurzer Lederhose und Weste bekleidet, auf einer Schwulenparade und sein späterer
Striptease in einer Bar.
Woran es Runaway aber deutlich mangelt, ist eine mitreißende Inszenierung, die man eigentlich von einem Regisseur wie Dante
Lam erwarten dürfte. Doch trotz aller
formalen Perfektion gelingt ihm dies nur leidlich, so daß der Film einen merkwürdig unbeteiligten und stellenweise auch
gelangweilten Zuschauer hinterläßt. Das liegt vor
allem daran, daß Lam dem Betrachter kaum Identifikationsmöglichkeiten bietet. Dazu sind die meisten Personen einfach zu
comichaft gezeichnet, so daß eine richtige
Charakterisierung gerade bei den beiden Hauptakteuren Nick Cheung und Ruby Wong praktisch nicht stattfindet. Beide wirken
zudem zeitweilig einfach zu
unsympathisch, um den Betrachter auf ihre Seite ziehen zu können. Außerdem kann man bei Runaway selbst mit größtem
Wohlwollen unmöglich von einer glaubhaften
Geschichte sprechen. Es gibt zwar die ein oder andere herrlich durchgeknallte und wirklich abgefahrene Szene, doch im Großen
und Ganzen läßt sich keinerlei Sinn und
Verstand hinter dem Drehbuch entdecken. Die Handlung beruht zumeist auf puren und extrem schwer zu schluckenden Zufällen
und ist schlicht gesagt ein großes Nichts.
So reicht es für Runaway letztendlich nur zu durchschnittlicher Unterhaltung mit kleineren Höhepunkten. Von Dante Lam hätte man
sich wirklich etwas mehr versprochen.
(S.G.)
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