Einst war Michael ein gefürchteter Triade. Nach dem verbüßen einer langjährigen Haftstrafe in Macau begibt er sich erst einmal
auf die Suche nach einer Unterkunft. Doch schon auf der Fahrt vom Gefängnis gerät er in einen handfesten Streit mit seinem
Taxifahrer und kurz darauf auch mit einigen von dessen Kollegen aneinander, die ihre Auseinandersetzung eskalieren lassen.
Leicht verletzt quartiert sich Michael danach in dem heruntergekommenen International Motel ein, daß von der alleinerziehenden
Witwe Judy betrieben wird. Da er in Macau noch haufenweise Schulden einzutreiben hat, beschließt er längere Zeit im Motel zu
verbringen. Anfänglich hat die Witwe einige Auseinandersetzungen mit ihrem rauhen Gast durchzustehen, doch so langsam
schlägt die Antipathie in eine beidseitige Zuneigung um.
Doch ihre Beziehung wird immer wieder auf eine harte Probe gestellt, da sämtliche Taxifahrer das Motel wegen des verhaßten
Gastes boykottieren. Zusätzlich versucht der Bruder des Taxifahrers, der den damaligen Streit auslöste, ein schmieriger Cop,
Michael immer wieder aus der Reserve zu locken und läßt das auch Judy, deren Existenz durch ihre hohe Verschuldung eh schon
sehr gefährdet ist, spüren. Als sich der Cop dann noch ihren kleinen Sohn vornimmt, scheint die Auseinandersetzung endgültig zu
eskalieren, so daß die Zukunft von Michael und Judy alles andere als rosig aussieht.
Nach den eher actionlastigen The Longest Nite, Expect The Unexpected und A Hero Never
Dies packt Johnnie To die
Knarren
erst einmal wieder zurück in den Schrank und präsentiert uns mit Where A Good Man Goes ein weitestgehend überzeugendes
Drama mit kleinen Schwachpunkten.
Visuell hält sich die fabelhafte Inszenierung sehr zurück und To konzentriert sich stärker als bei seinen letzten Arbeiten auf die
Geschichte und ganz besonders auf deren Protagonisten. Den größten Part bekommt hier der düstere Charakter des Exgangsters
eingeräumt, der von Lau Ching Wan mal wieder mit großem Gusto verkörpert wird. Seine undurchsichtige Person steht auch
stellvertretend für die gesamte ausweglose Stimmung von der Where A Good Man Goes, wenn man einmal vom überraschend
versöhnlichen Ende absieht, vollständig durchzogen wird. Für diese Endzeitstimmung, die aber nicht allzu sehr überbetont wird,
war das Spielerparadies Macau, dessen Übergabe an die VR China kurz bevor stand, natürlich wie geschaffen. Von düsteren
Bildern untermalt, entwickelt sich hier die langsam aufkeimende Liebesbeziehung zwischen Ruby Wong und Lau Ching Wan, die
durch die Störungen von Polizist Lam Suet immer wieder am Abgrund des Scheiterns zu stehen scheint.
Hier wären wir auch beim eigentlichen Schwachpunkt von Where A Good Man Goes angekommen. Der um Lam Suet
herumgestrickte Nebenplot wirkt leider oftmals sehr konstruiert und wie ein Fremdkörper in der eigentlichen Geschichte. Obwohl
seine darstellerische Leistung außer Frage steht und seine Szenen durchweg amüsant und einprägsam sind, wollen sie sich
einfach nicht richtig in das eigentliche Geschehen einfügen. Statt diesem Erzählstrang so viel Gewicht beizumessen, hätte To der
Beziehung zwischen den beiden Hauptdarstellern doch vielleicht ein wenig mehr Spielzeit einräumen sollen, denn von ihren
glaubhaften und menschlichen Auseinandersetzungen lebt der gesamte Film. Leider wird man als Zuschauer mit der von Ruby
Wong dargestellten Personen nicht so richtig warm. Ihr Charakter hätte es durchaus verdient gehabt, stärker in das Geschehen
involviert zu werden. Gerade weil beide Darsteller so hervorragend aufgelegt sind, wäre hier eindeutig viel mehr Potential
vorhanden gewesen. Leider nutzt To dies nicht vollständig aus, so daß ein leicht fader Nachgeschmack letztendlich nicht
ausbleibt.
Nichtsdestotrotz ist Where A Good Man Goes immer noch verdammt gutes Kino. Allerdings sollten alle, die von Johnnie To
schweißtreibende Actionszenen erwarten, besser die Finger hiervon lassen, denn in dieser Hinsicht bekommt man rein gar nichts
geboten. Vielmehr handelt es sich bei diesem Film um ein ruhiges, recht komplexes und kraftvolles Verlierer- und
Beziehungsdrama, daß die Ausnahmestellung von Milkyway ein weiteres mal untermauert.
(S.G.)
- Milkyway Image (Homepage der Produktionsfirma)
- Rapid Eye
Movies (Filminfos des deutschen
Verleihers)
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