Der Lehrer Kobayashi besucht den nicht beim Unterricht erschienenen Schüler Toshio zu Hause. Er findet den Jungen leicht verletzt in einem riesigen Chaos vor.
Toshios Eltern scheinen nicht daheim zu sein, so dass Kobayashi das Haus genauer unter die Lupe nimmt. Zufällig stößt er dabei auf ein Tagebuch von der Mutter des
Jungen. Beim sichten erkennt er, dass sie einst mit ihm auf der Schule war und ohne sein Wissen große Liebe für ihn empfunden hatte, die bis zum heutigen Tage
andauert. Völlig durcheinander von dieser Tatsache macht er eine weitere, überaus schreckliche Entdeckung. In einem Wandschrank findet er die Leiche von Toshios
Mutter.
Kobayashi packt sich den Jungen und will das Haus fluchtartig verlassen, als plötzlich das Telefon klingelt. Es ist Toshios Vater, der dem Lehrer im Wahn gesteht, die
eigene Frau ermordet zu haben. Doch das ist noch nicht das schlimmste an diesem Geständnis. Er teilt er ihm weiterhin mit, auch Kobayashis hochschwangere Frau
abgeschlachtet zu haben. Schockiert bemerkt der Lehrer nicht, wie sich der Junge neben ihm ganz plötzlich zu verändern beginnt und sein Gesicht unmenschliche Züge
annimmt. Doch das soll bei weitem noch nicht alles gewesen sein.
Jahre später zieht eine andere Familie in das ehemalige Haus von Toshio und seinen Eltern ein. Doch auch sie soll ihren Frieden hier nicht finden.
Shimizu Takashi gilt in Japan als die vielleicht größte Hoffnung im Bereich des Horrorfilms. Sein Ju-On, der im Januar
2003 in den japanischen Lichtspielhäusern
Premiere feierte, wurde bereits im Vorfeld mit allerlei Vorschußlorbeeren bedacht. Kein Wunder, konnte Shimizu hier doch auf einige der klangvollsten Namen des
heimischen Genrekinos zurückgreifen. Neben Erfolgsproduzent Ichise Taka (u.a. alle Ring- Teile und Christophe
Gans´ Crying Freeman) umfasst das kreative Team
dabei Nakata Hideos Stammautoren Takahashi Hiroshi und den Regisseur Kurosawa Kyoshi, die beide allerdings nur in überwachender Funktion tätig waren.
Trotzdem, der Trailer von Ju-On gibt sich äußerst vielversprechend und läßt einen atmosphärischen Gruselfilm
erwarten.
Sieht man einmal vom sehr durchwachsenen zweiten Tomie Sequel Re-birth ab, der im Jahre 2001 in die
japanischen Kinos kam, waren alle anderen Regiearbeiten von
Shimizu direkt für den Videomarkt bestimmt. Darunter auch seine beiden Ju-On Filme, die als direkte Vorlage für die aktuelle Leinwandproduktion dienten. Der erste Teil
erreicht allerdings bei weitem nicht die Qualitäten, die man sich vom Kinofilm erhofft. Im Großen und Ganzen ist Ju-On nichts weiter als typischer Japangrusel, dem es
kaum gelingt sich von der Masse der Direct to Video Produktionen abzuheben. Trotzdem konnte sich der Film auf dem Videomarkt zu einem sehr passablen Hit
entwickeln.
Obwohl gerade mal eine Laufzeit von siebzig Minuten hat Ju-On doch einige Längen und bringt die Standardstory nur sehr schleppend voran. Was den Film aber ein
wenig andersartig erscheinen lässt, ist die für eine billige Videoproduktion relativ unkonventionelle Erzählweise. Ju-On springt laufend zwischen Rückblenden und
Gegenwart und führt die Geschichte nach und nach puzzleartig zusammen. Das bedeutet allerdings nicht gleichsetzend, dass die Produktion wirkliche inhaltliche
Überraschungen oder sonstige außergewöhnliche Momente zu bieten hat. Die Geschichte geht auch hier in erster Linie auf Nummer Sicher und orientiert sich deutlich an
vergangenen Genreproduktionen wie dem vielzitierten The Ring. Verwunderlich ist das allerdings nicht, da dessen
Drehbuchautor Takahashi Hiroshi, wie jetzt auch
beim Kinofilm, eine überwachende Funktion eingenommen hat.
In erster Linie krankt Ju-On, wie auch die meisten anderen japanischen Horrorproduktionen der letzten Jahre, aber an der unsäglichen Direct to Video Optik.
Atmosphärische Momente auf diesem Format zu kreieren ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Trotzdem muss man Shimizu bescheinigen, daß er das beste aus den
beschränkten Möglichkeiten herausgeholt hat. Durch seine sehr routinierte Inszenierung ist er dazu in der Lage, den Zuschauer mit dem ein oder anderen spannenden
Moment zu konfrontieren. Vor allem zum Ende hin fährt Ju-On einige wirksame Schocks auf, die den Film unter Strich, doch noch zu einer recht unterhaltsamen
Angelegenheit werden lassen.
Letztendlich ist Shimizu mit Ju-On ein ganz passabler Genrefilm gelungen, den man allerdings nicht unbedingt gesehen haben muß. Es bleibt nur zu hoffen, daß der
natürlich wesentlich üppiger budgetierte, Kinofilm in Sachen Atmosphäre und Spannung einiges mehr zu bieten hat.
(S.G.)
- Der Ring Virus - Das neue Phantastische Kino aus Japan
- Sequel:     Ju-On (The Grudge)
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