Der Bruder der jungen Kaoru ist spurlos verschwunden. Sein letztes Lebenszeichen erhielt sie durch einen Brief, in dem er ihr
mitteilte, daß er
zusammen mit ihrer alten Rivalin und Klassenkameradin Izumi, in deren Heimatdorf gegangen ist. Kaoru macht sich so langsam
sorgen um ihren
Bruder. Da man ihr bei der Polizei nicht helfen will, begibt sie sich persönlich nach Kozukata, wo sie ihn zu finden erhofft.
Gleich nach ihrer Ankunft entpuppt sich das abgelegene Dorf aber als sehr mysteriös. Ganz besonders die Einwohner, die im
Laufe der Jahrhunderte
scheinbar eine große Obsession für Vogelscheuchen entwickelt haben, sind ihr nicht geheuer. Der einzige, der sich ihr ein wenig
öffnet, ist Izumi´s
Vater, der ihr betreffend ihres Bruder allerdings auch nicht weiterhelfen kann. Izumi hält sich nach einem Nervenzusammenbruch
angeblich in einem
noch abgelegeneren Sanatorium auf und kann keinesfalls Besuch empfangen.
Da Kaoru´s Auto bei der Ankunft im Dorf den Geist aufgegeben hat, darf sie vorerst bei Izumis Eltern übernachten, obwohl die sehr
eigentümliche
Mutter alles andere als begeistert davon ist. Nachts wird Kaoru immer wieder von Alpträumen heimgesucht, in den sie mit Izumi
und lebenden
Vogelscheuchen konfrontiert wird. Zuerst tut sie diese Träume als Unfug ab, doch bereits am nächsten Tag macht sie eine
grausige Entdeckung und
wird daraufhin mit dem ganzen Haß der Dorfbewohner konfrontiert. Eigentlich bleibt ihr jetzt nur noch die Flucht, doch ohne ihren
Bruder will sie die
Stadt keinesfalls verlassen.
Kakashi, eine Koproduktion zwischen der japanischen Produktionsfirma Beam Entertainment und Hongkongs Emporers Media
Group, ist nach dem inhaltlich wenig überzeugenden Ring 0: Birthday der zweite
Kinofilm des Horrorspezialisten Tsuruta Norio, der
es in den Jahren 1985 bis 1999 auf stattliche vierzehn Regiearbeiten für den japanischen TV- und Videomarkt gebracht hat.
Seine aktuellste Produktion steht einmal mehr in der Tradition erfolgreicher Geisterfilme, die sich in Japan seit The Ring wieder enormer Beliebtheit erfreuen. Tsuruta bewegt sich somit auf für ihn
sicherem Gruselterrain und hat keinerlei Probleme den Film inszenatorisch in den Griff zu bekommen. Neben einigen sehr
gelungenen Regieeinfällen hat Kakashi dann durchaus ein paar unheimliche Momente und bedingt auch so etwas wie eine
bedrückende Atmosphäre zu bieten. Doch letztendlich mangelt es dem Film am nötigen Quentchen Eigenständigkeit, um
Genrefreunde wirklich überzeugend und vor allem auch überraschend zu unterhalten, was man allerdings nicht der ambitionierten
Regie Tsurutas ankreiden kann.
Kakashi´s Schwächen lassen sich wie schon bei Ring 0: Birthday vielmehr auf der
inhaltlichen Ebene finden. Das auf dem gleichnamigen Manga von Itou Junji beruhende Drehbuch orientiert sich einfach zu deutlich
bei vorangegangen Genreerfolgen und hat mit ganz wenigen Ausnahmen kaum eigenständige Ideen vorzuweisen. Kennt man
beispielsweise die beiden sehr gelungenen The Ring oder Shikoku, so hat Kakashi einen wirklich schweren Stand, da er inhaltlich
insbesondere zu letzterem frappierende Ähnlichkeiten aufzuweisen hat. Obwohl man der Geschichte durchaus auch gewisse
Momente bescheinigen kann, bedienen sich die vier Drehbuchautoren einfach zu oft bei genanntem Vorbild, dessen intensive
Atmosphäre der Film nur selten erreicht. Auch dem Spannungsbogen ist diese Vorhersehbarkeit natürlich nicht gerade zuträglich,
so daß Kakashi insbesondere im Mittelteil mit einigen Längen zu kämpfen hat.
Wer den sehr viel intensiveren und somit auch absolut empfehlenswerten Shikoku aber noch nicht gesehen hat, der sollte sich Kakashi einmal zu Gemüte führen, denn dann hat der Film
auch ein gesundes Maß an Spannung und Atmosphäre zu bieten, der Fans von typisch japanischen Geisterfilmen durchaus
zufriedenstellen dürfte.
(S.G.)
- Tsuruta Norio - Interview
- Der Ring Virus - Das neue Phantastische
Kino aus Japan
- Emperor Multimedia
Group (Filmseite der Produktionsfirma)
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