Memories:
The Wheel:
Als die vom Fluss geschluckten Puppen plötzlich wieder an Land gespült werden, sieht der Schauspieler Kru seine Zeit gekommen. Mit seiner wenig anerkannten
Kunstform konnte er es bisher zu keinerlei Reichtum bringen und stand damit immer im Schatten des „großen“ Tao. Von nun an versucht er sich als Puppenspieler und
schlägt dabei alle Warnungen bezüglich eines Fluches, der auf den Puppen lasten soll, in den Wind. Durch seine Gier und Uneinsichtigkeit schwört er allerdings eine
große Tragödie herauf.
Going Home:
Das ändert sich schlagartig, als Cheung eines Abends spurlos verschwunden ist. Auf der Suche nach dem Sohn fragt er auch bei seinem Nachbarn nach, ob Cheung
eventuell bei dessen Tochter sei. Doch der eigenartige Yu berichtet dem erstaunten Wai, dass er überhaupt keine Kinder hätte. Als Yu kurz darauf die Wohnung
verlässt, bricht der misstrauische Polizist dort ein und macht eine schauderhafte Entdeckung. Bevor er jedoch nur einen klaren Gedanken fassen kann, wird er vom
zurückgekehrten Nachbarn niedergeschlagen. Als er wieder zu sich kommt befindet er sich gefesselt und geknebelt in der Gewalt von Yu, der ihm von einem großen,
kurz bevorstehenden Augenblick berichtet.
Three könnte ganz exemplarisch für den Prototypen eines neuen asiatischen Kinos stehen. Produktionsfirmen mehrerer Länder schließen sich zu einer finanzkräftigen
Allianz zusammen, um sich mit aufwendigen Koproduktionen gegen die übermächtige US-Konkurrenz zur Wehr zu setzen, und mit ihren Produkten ebenfalls ein großes,
länderübergreifendes Publikum anzusprechen. Bei Three handelt es sich um die Zusammenarbeit zwischen den Produktionsfirmen Cinemasia (Thailand), Applause
Pictures (Hongkong), die sich schon gemeinsam die erfolgreichen Filme Jan Dara und The Eye auf die Fahnen
schreiben können, und der koreanischen Filmschmiede BOM. Unter dem Mantel eines Episodenfilms vereinten diese Firmen drei der bedeutsamsten bzw.
aufstrebendsten Filmemacher ihres jeweiligen Landes, die sich alle einer übernatürlichen Geschichte ihrer Heimat angenommen haben, um ihre Vision eines modernen
Horrorfilms in die Tat umzusetzen.
MEMORIES, den koreanischen Beitrag dieser Zusammenstellung, inszenierte Kim Ji Woon, dem es zuvor mit Quiet Family und Foul King gelungen war, zwei verdammt gute Komödien abzuliefern,
die vor schwarzem Humor nur so strotzten. Im Gegensatz zu diesen beiden Spielfilmen ist Memories allerdings ausnehmend ernst gehalten. Kims Part zeichnet sich vor
allem durch einige gut getimte Schockeffekte und einen ruhigen, sehr atmosphärischen Beginn aus, der wirklich richtig gruselig ausgefallen ist. Nach diesen überaus
gelungenen ersten Minuten baut seine Episode dann allerdings qualitativ immer weiter ab und verläuft sich schließlich auf ausgetretenen Genrepfaden.
Obwohl Kim formal den höchsten Ansprüchen gerecht wird, kann er auch durch seine spektakuläre Inszenierung nicht verschleiern, dass die Episode inhaltlich nicht mehr
als eine belanglose Geschichte zu bieten hat, die nicht den geringsten Funken an Originalität versprüht. Das Drehbuch bedient sich deutlich bei einigen erfolgreichen
japanischen Genrekollegen der letzten Jahre, so dass es Memories zu keiner Zeit wirklich gelingt, aus dem mittlerweile völlig vorhersehbaren The Ring Fahrwasser auszubrechen.
Durch zahlreiche technische Spielereien verliert Kim die Geschichte dann zusätzlich immer mehr aus den Augen, so dass sich kaum ein Zuschauer mehr für die sowieso
schon äußerst dünn gezeichneten Charaktere interessiert. Der technische Schnickschnack und die zunehmende Kälte seiner Inszenierung sorgen schließlich auch noch
dafür, dass Memories immer mehr an Atmosphäre einbüßen muss. Da es Kim im Großen und Ganzen aber gelingt den Zuschauer immer zur rechten Zeit mit
Schockmomenten zu versöhnen, versteht sein Part letztendlich, trotz schwacher Story und einer leicht vorhersehbaren Auflösung, ordentlich zu unterhalten.
Mit THE WHEEL liefert das thailändische Multitalent Nimibutr Nonzee nach Nang Nak seinen zweiten Eintrag
ins Geistergenre. Ähnlich wie bei seinem damaligen Blockbuster setzt er auch bei Three vor allem auf sein Gespür für stimmig erzeugten Grusel. Allerdings gelingt es
ihm hier nur selten, den tollen Bildern auch eine gewisse Atmosphäre zu verleihen. Nimibutr sieht sich kaum in der Lage, die imposanten Sets des thailändischen
Urwaldes für diese Zwecke wirkungsvoll einzusetzen. Das ist auch der eigentliche Grund warum seine Episode letztendlich nicht funktionieren will, da er ausnahmslos auf
die Wirkung seiner Bilder setzt und jeden Angst- und Gruselfaktor vollständig außen vor lässt. Das führt schließlich dazu, das The Wheel über weite Strecken nur fade
und spannungslos vor sich hin dümpelt.
Ähnlich wie Kim bei Memories ist es ihm zudem nicht gelungen, die immensen inhaltlichen Schwächen durch die gelungene Inszenierung vollständig zu kompensieren.
Dafür verliert sich die Geschichte zu oft in mystischem Geplänkel, dass letztendlich nirgendwohin führt und weit davon entfernt ist, den Zuschauer auch nur halbwegs zu
fesseln. Erschwerend kommt noch eine stattliche Anzahl von Handlungsträgern hinzu, die das Geschehen nicht interessanter, sondern nur noch verwirrender gestalten.
So bietet The Wheel letztlich einfach zuviel Stil und zuwenig Inhalt. Mehr als durchschnittlicher Hokuspokus bleibt deshalb kaum in Erinnerung.
GOING HOME, die dritte und abschließende Episode, ist zugleich auch die beste. Der Hongkonger Dramaspezialist Peter Chan wandelt hier erstmals auf für ihn neuem
Gruselterrain und macht dabei eine außerordentlich gute Figur.
Seine Episode zeichnet sich unter anderem durch völligen Verzicht auf vordergründige Schockeffekte aus. Die Spannung erwächst hier ganz allein aus einer
aufwühlenden Geschichte, die den Zuschauer von der ersten bis zur letzten Minute mitreißt und völlig gefangen nimmt, so dass Going Home auf emotionaler Ebene
wirklich ganz ausgezeichnet funktioniert. Die ergreifende Liebesgeschichte erzählt Chan in brillanten und überaus atmosphärischen Bildern. Ganz gemächlich und
unspektakulär treibt er die Handlung dabei voran und bringt dem Zuschauer die Tragik der Hauptpersonen in langsamen Schritten näher. Schleichend nehmen die
mysteriösen Vorgänge im düsteren Mietshaus bis zum schockierenden Ende immer konkretere Formen an, wodurch die Atmosphäre von Minute zu Minute
unangenehmer wird.
Besonders hervorheben sollte man in diesem Zusammenhang die fabelhaft agierende Besetzung, deren Spiel einiges zur bedrückenden Wirkung der Episode beiträgt.
Gerade Leon Lai, eigentlich berühmtberüchtigt für sein nicht vorhandenes Talent, liefert eine wirklich begeisternde Vorstellung und die vielleicht bisher beste Leistung
seiner Karriere. Beeindruckend wie eh und je präsentiert sich auch Eric Tsang. Obgleich die meiste Zeit über gefesselt, gelingt es ihm, seinen Part allein durch bloße
Mimik und kleinere Gesten, mit großem Leben zu füllen.
Ebenfalls auf höchstem Niveau bewegt sich die formale Gestaltung dieser Episode. Neben der liebevollen Ausstattung ist es vor allem die Ausleuchtung in Verbindung
mit den höchst eindrucksvollen Kamerabildern von Christopher Doyle, die Going Home ein mitunter fast schon surreales Ambiente verleihen und diesen Part so zum
visuellen Ereignis werden lassen. Diese in Vollendung zelebrierte formale Kompetenz verleiht dem Beitrag letztendlich eine wirklich creepy Atmosphäre und sorgt dafür,
dass Going Home auch ohne überzogene Blut- oder Gruseleinlagen zu einem höchst effektiven Genrebeitrag wird.
Peter Chan ist hier eine fesselnde, morbide Liebesgeschichte gelungen, die an die Nieren geht und visuell einfach prächtig verpackt ist. Nach den beiden eher
wechselhaften Vertretern aus Südkorea und Thailand ist Going Home ein mehr als versöhnlicher Abschluss von Three und darüber hinaus eine echte
Ausnahmeerscheinung im mittlerweile sehr vorhersehbaren Genreeinerlei.
(S.G.)
Sung ist völlig verzweifelt. Er leidet unter plötzlichem Gedächtnisverlust und seine Ehefrau ist spurlos verschwunden. Von schrecklichen Alpträumen geplagt droht er fast
durchzudrehen, da er ahnt, dass etwas schreckliches passiert sein muss. Zur gleichen Zeit wacht eine Frau mitten auf einer Straße auf. Ebenfalls geplagt von völligem
Gedächtnisschwund irrt sie auf der Suche nach Erinnerungen und ihrem zu Hause durch eine kalte Neubausiedlung. Eine Reihe von schrecklichen Visionen führt sie
schließlich zu einer Wohnungstür.
Tao ist ein sehr angesehener Puppenspieler, der es durch seine künstlerischen Fähigkeiten zu einigem Wohlstand gebracht hat. Doch seine Kunst bringt ihm nicht nur
gutes. Im Glauben, seine Puppen seien verflucht wirft er sie eines Nachts in den Fluss. Diese Handlung sollte jedoch das Todesurteil für ihn und seine Familie sein. Noch
in derselben Nacht kommen sie bei einem Häuserbrand ums Leben.
Der alleinerziehende Polizist Wai zieht mit seinem jungen Sohn Cheung in eine heruntergekommene und fast leerstehende Mietskaserne. Cheung ist von Anfang an
verängstigt von dem düsteren Komplex. Große Angst macht ihm besonders die Tochter des exzentrischen Nachbarn Yu. Wai, der seinen Sohn zu einem furchtlosen
Mann erziehen will, nimmt die Angstzustände seines Sprösslings nicht allzu ernst.
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