Als die Nichte des Reporters Asakawa Kazuyuki auf seltsame Weise ums Leben kommt, versucht er das Rätsel ihres Todes auf
eigene Faust zu lösen. Schon kurz darauf gibt es in Tokio einige neue Tote zu beklagen, die unter ähnlich ungeklärten Umständen
umgekommen sind.
Einige dieser Leichen führen ihn dann auf eine ganz heiße Spur. In einem abgelegenen Hotel entdeckt er ein mysteriöses
Videotape, daß er sich auch sofort zu Gemüte führt. Der darauf enthaltene Film spricht dann sozusagen ein Fluch aus und teilt ihm
mit, daß er genau in sieben Tagen seinen Ausflug in die Ewigen Jagdgründe antreten wird.
Asakawa, der an die Realität dieses Fluches glaubt, macht sich sofort daran seine Recherche zu intensivieren. Er bittet einen
befreundeten Professor um Hilfe, der allerdings nicht viel auf Asakawa´s Gerede von einem Fluch gibt. Erst als er ebenfalls das
Tape gesehen hat, muß auch er den Tatsachen ins Auge sehen.
Zusammen versucht man nun die Herkunft des Videotapes zu ermitteln. Dabei stößt man auf eine grauenvolle Geschichte, die
dem jungen Mädchen Sadako vor vielen Jahren widerfahren ist.
Eine nächtliche Kamerafahrt auf ein Haus. Wehende Gardinen. Ein junges Mädchen sieht sich plötzlich mit flackerndem Licht und
knarrende Türen konfrontiert. Sie flieht
kreischend aus dem Zimmer, rennt unter die Dusche!!! und schon im nächsten Moment, wie von Geisterhand getroffen, fällt sie tot
zu Boden. Die Brause dreht sich auf und
das Wasser beginnt auf den leicht bekleideten Körper der Ermordeten niederzuprasseln.
Diese Anfangssequenz macht schon sehr "eindrucksvoll" deutlich, was der Zuschauer in den nächsten neunzig Minuten von Ring:
Kanzenban, der ersten Verfilmung des
erfolgreichen Horrorromans von Koji Suzuki, zu erwarten hat. Die volle Programmpalette an Genreklischees, wie man sie
ausgiebiger kaum noch verbraten kann.
Betrachtet man sich zunächst die ernüchternde formale Umsetzung, fragt man sich unweigerlich, warum Regisseur Takigawa
Chisui immer wieder Aufträge für das
japanische Fernsehen erhält. Auf sein Konto gegen mehrerer Folgen der beliebten Kwaidan TV-Serie und ein Eintrag bei der auf
dem Another Heaven Kinoerfolg
beruhenden Reihe. Seine Leistung bei Ring: Kanzenban ist jedenfalls extrem krude und läßt hier nicht mal im Ansatz so etwas wie
ein inszenatorisches Talent erkennen.
Da paßt es natürlich hervorragend ins Gesamtbild, daß sich auch die anderen an diesem Projekt beteiligten Personen ein
unübersehbares Beispiel an seinen
Fähigkeiten genommen haben. Ganz besonders die Arbeit des Kameramanns ist hier hervorzuheben. Neben einigen
höchst eigenwillig ausgeführten
Schwenks, ist sein Arbeitsgerät ständig am wackeln. Leider nicht nur dann, wenn es beabsichtigt ist.
So sollte spätestens jetzt auch dem Letzten deutlich geworden sein, daß Ring: Kanzenban die Qualitäten der The Ring
Verfilmung von
Nakata Hideo, die drei Jahre später
folgen sollte, nicht mal im Ansatz erreicht. Doch selbst völlig losgelöst von dessen Gruselhit, muß man dieses Machwerk als ein
höchst indiskutables Filmchen
bezeichnen, da sich die formale Umsetzung ausschließlich im Bereich von nicht mehr erträglich bis hin zu amüsant trashig bewegt.
Was letzteren Punkt angeht, stechen
ganz besonders eine ordentliche Portion Sex und viele nackte Tatsachen heraus, die den Film des öfteren in zutiefst sleazige
Gewässer abtauchen lassen. Hinzu
kommen einige katastrophale Effekte, die schon für das ein oder andere freudige Grinsen beim trashgestählten Zuschauer sorgen
sollten. Eine ähnliche Wirkung dürfte
auch die berühmte Videosequenz erzielen, die im Gegensatz zur absolut verstörenden Wirkung der Kinoversion, wie ein lächerlich
zusammengestümperter Homemade
Film wirkt. Da paßt es schlußendlich bestens ins Bild, daß die Leistung der hier versammelten Darstellertruppe in eine qualitativ
ähnliche Kerbe schlägt. Höchst unmotiviert
schleppen sich die Akteure grimassierend von einer Szene zur nächsten, so daß die unfreiwillige Komik auch in diesem Bereich
ein ständiger Begleiter dieses
dilettantisch umgesetzten Machwerkes ist.
Die Geschichte allerdings hält sich viel originalgetreuer an die Romanvorlage, als der folgende Kinofilm. Doch sie erreicht nicht
annähernd den mysteriösen Aspekt der
Drehbuchadaption von Takahashi Hiroshi. Ein sichtliches Indiz dafür, daß er bei seiner Umsetzung hervorragende Arbeit geleistet
hat. Sadako beispielsweise tritt in
dieser TV-Version fast immer als menschliches Wesen in Erscheinung und bekommt sehr viel und vor allem nackte Spielzeit
eingeräumt, so daß ihr Charakter von dem
verstörend in Szenen gesetzten Monster des 98er Streifens meilenweit entfernt ist.
Abschließend bleibt so nur festzustellen, daß Ring: Kanzenban ein höchst mißratener Gruselfilm ist, der Fans der Kinoreihe maßlos
enttäuschen wird. Lediglich den
Kehlen der Trashgemeinde dürfte hier ein riesiges Hurra entweichen.
(S.G.)
- Der Ring Virus - Das neue Phantastische
Kino aus Japan
- Ringworld (englischsprachige Homepage zum
The Ring Zyklus)
- Suzuki Koji
(Bericht über den Autor der Romanvorlage)
- Kinofilm: The Ring
- Kinofilm: Rasen
- Kinofilm: The Ring 2
- Kinofilm: Ring 0: Birthday
- Remake: Ring Virus
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