Ring: Kanzenban
Japan 1995

Regie:
Takigawa Chisui

Darsteller:
Takahashi Katsunori, Harada Yoshio, Miura Ayane, Tachihara Mai, Hamada Maha, Taguchi Tomorowo, Hinagata Akiko, Godai Takayuki, Nakamura Shigeyuki, Shimizu Kouji, Mizukami Ryushi
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Als die Nichte des Reporters Asakawa Kazuyuki auf seltsame Weise ums Leben kommt, versucht er das Rätsel ihres Todes auf eigene Faust zu lösen. Schon kurz darauf gibt es in Tokio einige neue Tote zu beklagen, die unter ähnlich ungeklärten Umständen umgekommen sind.

Einige dieser Leichen führen ihn dann auf eine ganz heiße Spur. In einem abgelegenen Hotel entdeckt er ein mysteriöses Videotape, daß er sich auch sofort zu Gemüte führt. Der darauf enthaltene Film spricht dann sozusagen ein Fluch aus und teilt ihm mit, daß er genau in sieben Tagen seinen Ausflug in die Ewigen Jagdgründe antreten wird.

Asakawa, der an die Realität dieses Fluches glaubt, macht sich sofort daran seine Recherche zu intensivieren. Er bittet einen befreundeten Professor um Hilfe, der allerdings nicht viel auf Asakawa´s Gerede von einem Fluch gibt. Erst als er ebenfalls das Tape gesehen hat, muß auch er den Tatsachen ins Auge sehen.

Zusammen versucht man nun die Herkunft des Videotapes zu ermitteln. Dabei stößt man auf eine grauenvolle Geschichte, die dem jungen Mädchen Sadako vor vielen Jahren widerfahren ist.



Eine nächtliche Kamerafahrt auf ein Haus. Wehende Gardinen. Ein junges Mädchen sieht sich plötzlich mit flackerndem Licht und knarrende Türen konfrontiert. Sie flieht kreischend aus dem Zimmer, rennt unter die Dusche!!! und schon im nächsten Moment, wie von Geisterhand getroffen, fällt sie tot zu Boden. Die Brause dreht sich auf und das Wasser beginnt auf den leicht bekleideten Körper der Ermordeten niederzuprasseln.

Diese Anfangssequenz macht schon sehr "eindrucksvoll" deutlich, was der Zuschauer in den nächsten neunzig Minuten von Ring: Kanzenban, der ersten Verfilmung des erfolgreichen Horrorromans von Koji Suzuki, zu erwarten hat. Die volle Programmpalette an Genreklischees, wie man sie ausgiebiger kaum noch verbraten kann.

Betrachtet man sich zunächst die ernüchternde formale Umsetzung, fragt man sich unweigerlich, warum Regisseur Takigawa Chisui immer wieder Aufträge für das japanische Fernsehen erhält. Auf sein Konto gegen mehrerer Folgen der beliebten Kwaidan TV-Serie und ein Eintrag bei der auf dem Another Heaven Kinoerfolg beruhenden Reihe. Seine Leistung bei Ring: Kanzenban ist jedenfalls extrem krude und läßt hier nicht mal im Ansatz so etwas wie ein inszenatorisches Talent erkennen. Da paßt es natürlich hervorragend ins Gesamtbild, daß sich auch die anderen an diesem Projekt beteiligten Personen ein unübersehbares Beispiel an seinen Fähigkeiten genommen haben. Ganz besonders die Arbeit des Kameramanns ist hier hervorzuheben. Neben einigen höchst eigenwillig ausgeführten Schwenks, ist sein Arbeitsgerät ständig am wackeln. Leider nicht nur dann, wenn es beabsichtigt ist.

So sollte spätestens jetzt auch dem Letzten deutlich geworden sein, daß Ring: Kanzenban die Qualitäten der The Ring Verfilmung von Nakata Hideo, die drei Jahre später folgen sollte, nicht mal im Ansatz erreicht. Doch selbst völlig losgelöst von dessen Gruselhit, muß man dieses Machwerk als ein höchst indiskutables Filmchen bezeichnen, da sich die formale Umsetzung ausschließlich im Bereich von nicht mehr erträglich bis hin zu amüsant trashig bewegt. Was letzteren Punkt angeht, stechen ganz besonders eine ordentliche Portion Sex und viele nackte Tatsachen heraus, die den Film des öfteren in zutiefst sleazige Gewässer abtauchen lassen. Hinzu kommen einige katastrophale Effekte, die schon für das ein oder andere freudige Grinsen beim trashgestählten Zuschauer sorgen sollten. Eine ähnliche Wirkung dürfte auch die berühmte Videosequenz erzielen, die im Gegensatz zur absolut verstörenden Wirkung der Kinoversion, wie ein lächerlich zusammengestümperter Homemade Film wirkt. Da paßt es schlußendlich bestens ins Bild, daß die Leistung der hier versammelten Darstellertruppe in eine qualitativ ähnliche Kerbe schlägt. Höchst unmotiviert schleppen sich die Akteure grimassierend von einer Szene zur nächsten, so daß die unfreiwillige Komik auch in diesem Bereich ein ständiger Begleiter dieses dilettantisch umgesetzten Machwerkes ist.

Die Geschichte allerdings hält sich viel originalgetreuer an die Romanvorlage, als der folgende Kinofilm. Doch sie erreicht nicht annähernd den mysteriösen Aspekt der Drehbuchadaption von Takahashi Hiroshi. Ein sichtliches Indiz dafür, daß er bei seiner Umsetzung hervorragende Arbeit geleistet hat. Sadako beispielsweise tritt in dieser TV-Version fast immer als menschliches Wesen in Erscheinung und bekommt sehr viel und vor allem nackte Spielzeit eingeräumt, so daß ihr Charakter von dem verstörend in Szenen gesetzten Monster des 98er Streifens meilenweit entfernt ist.

Abschließend bleibt so nur festzustellen, daß Ring: Kanzenban ein höchst mißratener Gruselfilm ist, der Fans der Kinoreihe maßlos enttäuschen wird. Lediglich den Kehlen der Trashgemeinde dürfte hier ein riesiges Hurra entweichen.

(S.G.)

 

   

   

   

 

   - Der Ring Virus - Das neue Phantastische Kino aus Japan
   - Ringworld (englischsprachige Homepage zum The Ring Zyklus)
   - Suzuki Koji (Bericht über den Autor der Romanvorlage)

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